Bravo-Rufe und Applaus satt: Kultregisseur Frank Castorf hat mit seiner umjubelten „Faust“-Premiere am „Opernhaus des Jahres“ die neue Spielzeit eröffnet.

Stuttgart - Die vor einem Monat von Musikkritikern zum Opernhaus des Jahres erkorene Staatsoper Stuttgart hat mit einer umjubelten „Faust“-Premiere von Kultregisseur Frank Castorf die neue Spielzeit eröffnet. Der 65-Jährige brachte das Liebesdrama um den Gelehrten Faust und Margarethe zur süffigen Musik von Charles Gounod in einer zwielichtigen Pariser Straßencafé-Szene auf die Bühne (von Aleksandar Denic) - mit einem teuflischen Mephistopheles, der das Paar mit Jugend, Luxus und Rausch verführt. Der Premierenabend am Sonntag ließ nicht nur einen glücklich lächelnden Regisseur zurück.

 

Bravo-Rufe und Applaus satt - bisweilen auch nach einzelnen Szenen - gab es für den strahlend hellen Tenor Atalla Ayan aus Brasilien in der Titelrolle, für den darstellerisch eindrucksvollen jungen Bass Adam Palka als Mephistopheles und den hochkonzentrierten Chor von Johannes Knecht. Für Mandy Fredrich als von Faust missbrauchte Margarethe flogen am Ende Rosen aus dem Publikum auf die Bühne.

Castorf, in letzter Spielzeit Intendant der Volksbühne Berlin, inszenierte den Klassiker mit viel Videoregie (Martin Andersson) als Ode an den Trieb, an die Sexualität und an das frivole Leben. Zum Abschied widmet er sich an der Volksbühne auch noch Goethes Faust. In Stuttgart war es für den Berliner ein Debüt an der Staatsoper. Am Schauspiel der Schwabenmetropole hatte Castorf zuletzt Andrej Platonows Revolutionsroman „Tschewengur“ auf die Bühne gebracht.