Im Kammerkonzert des Stuttgarter Staatsorchesters glänzt die Mezzosopranistin Helene Schneiderman.

Stuttgart - Traumhaft kurzweilig: In den Kammermusikabenden des Staatsorchesters gibt es stets feine Programme jenseits des Mainstreams zu hören – diesmal unter dem Motto „Traum“. In Schönbergs Quintett „Stelldichein“ eröffnete sich eine schwelgende Klangzauberwelt: Etwa wenn das hohe, glitzrige Akkordwerk des Klaviers sich mit den Oboen- und Klarinetten-Duetten (Katrin Stüble und Stefanie Faber) vereint. In „Il canto della notte“, das Volker David Kirchner 1997/98 schrieb, baute das fein abgestimmte Sextett eine sehnende, dann aber aufgewühlt-nachtmahrische Traumwelt auf – mit einem Horn (Gabriele Guder) als romantischem Klangrufer. Beide Werke wirkten auch deshalb so intensiv, weil am Flügel jeweils exzellente Kammermusiker saßen. Ob Alan Hamilton oder Helge Aurich: Beide Pianisten reagieren blitzschnell und einfühlsam auf die unterschiedlichen Instrumentenfarben und vollenden die Klangbalance.

 

Aurich brillierte dann als Partner des exzellenten Flötisten Nathanaël Carré in Schuberts Variationen über das todessüchtige Lied „Trockne Blumen“ aus seiner „Schönen Müllerin“. Aber albverträumt sind die Variationen nicht. Würde ja zum hellen, diesseitigen Flötenklang auch gar nicht passen. Dafür war es traumhaft schön, wie sich das Klavier mit der filigranen Klangwelt der Flöte verband und dessen quicklebendigen Läufe ebenso quecksilbrig echote.

Den Rahmen bildeten Gesangstücke, in denen die Kammersängerin Helene Schneidermansich die Ehre gab. In Brahms’ Zwei Gesängen op. 91 für die exotische Besetzung mit Solobratsche und Klavier wurde ihr schöner, warmer, expressiv strömender Mezzosopran gelegentlich etwas von der Bratsche überdeckt, weil Thomas Gehring einen Tick zu burschikos zur Sache ging und intonatorisch nicht immer sicher war. Im finalen Klavierlied „Après un rêve“ von Fauré war aber alles im Lot und das Publikum glücklich, und Schneiderman konnte sich über gleich drei Rosenkavaliere freuen, die sie mit herzlichen Doppel-Wangenküssen belohnte.