Am Samstag präsentiert das Stuttgarter Staatstheater "Volpone", eine neue Produktion mit Harald Schmidt.

Kultur: Tim Schleider (schl)
Stuttgart - Harald Schmidt spielt wieder Theater! "Volpone"! Total abgedrehtes Stück! Ein reicher Griesgram stirbt und alle streiten sich um sein Erbe! Es geht um Geldgier! Und das jetzt! In dieser Lage! Was sagt uns das? Unglaublich!

Die Medien überschlagen sich bundesweit gerade wieder in überdrehter Harald-Schmidt-Mitteilsamkeit - und missachten dabei notorisch, wie selbstverständlich für die Stuttgarter Schmidts Auftritte am Staatstheater längst sind. Der Elvis-Presley-Abend, der "Prinz von Dänemark", dazu eine René-Pollesch-Produktion: wenn er nicht gerade als ARD-Spätshowhengst gebraucht wird, ist Schmidt in der laufenden Saison bereits mit drei Produktionen im Spielplan vertreten - ein bekanntes Gesicht für alle Abonnenten.

Irgendwie zu kurz kommt bei aller Begeisterung für "Dirty Harry" jener Mann, der (abgesehen von Pollesch) als Regisseur dafür sorgt, dass diese Theaterabende auch wirklich ein Erfolg werden: Christian Brey. Seit 1997 Stuttgart Ensemblemitglied - und darüber vollbärtig geworden.

Regisseur Brey sieht der Premiere gelassen entgegen


"Wenn mir vor zehn Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mal Theaterregie mache, ich hätte nur den Kopf geschüttelt", sagt Brey. Er sitzt in der Kantine und wirkt entspannt. Geradezu frappierend entspannt angesichts der Tatsache, dass es nur noch wenige Tage bis zur "Volpone"-Premiere sind und bei allen Theaterproduktionen der Welt in diesem Stadium Probleme aufzutauchen pflegen, an die zuvor niemand auch nur im Traum gedacht hat.

"Aufregung? Wozu soll ich aufgeregt sein? Wir sind in den Proben schon sehr weit." Nein, der Regisseur Christian Brey ist nicht cool, aber zielorientiert. Bei der Arbeit auf der Probenbühne mischt er sich eher unter die Schauspieler, als dass er ihnen etwas vortanzt oder sie gar anraunzt. Wenn er den Spielfluss doch mal unterbricht, dann nur, um falsche Einsätze zu korrigieren oder allzu grobe Unfälle zu verhindern ("Harald, bitte nach deinem Exitus die Augen erst schließen, wenn die Ärztin sie wirklich zudrückt und nicht schon, wenn sie nur die Hand hebt"). Mitarbeiter aus früheren Produktionen berichten, dass Brey sehr genau weiß, was er will. Dass er aber auch uneitel auf den Rat anderer hört.

"So von Anfang an gelernt hat er das ja gar nicht", hört man. "Ist halt ein Naturtalent." Denn vor zehn Jahren, um nochmals darauf zu kommen, war Christian Brey (Jahrgang 1973; Herkunft: Niederrhein) gerade erst Jungschauspieler in Stuttgart, vom damaligen Intendanten Friedrich Schirmer direkt von der hiesigen Hochschule engagiert, im vielfältigen Einsatz in vielerlei ernsten Rollen bei den Regisseuren Martin Kusej, Stephan Kimmig oder Marc von Henning, in Stücken von Moritz Rinke über Sarah Kane bis Shakespeare; der typische Staatstheatermix halt.

Er machte seine Sache gut. Aber schon damals fiel auf, dass er seine Sache just dann besonders gut machte, wenn er eine komische Rolle bekam. "Ich glaube, eigentlich ist vor allem die Komödie mein Ding", bekannte Brey schon vor neun Jahren in einem StZ-Gespräch. Und er sollte recht behalten: Sein Sinn für Ironie, seine Lust an leisen Witzen und Spitzen, aber auch an völlig abgedrehtem Klamauk und derbsten Boulevardspäßen machte ihn, um mal das ganze Spektrum aufzuzeigen, einerseits zur Idealbesetzung in den Zeitgeist-Spektakelsoaps eines René Pollesch und führte ihn andererseits zum Triumph als vom Schicksal völlig gebeutelten Abgeordnetenreferenten George Pidgen in "Außer Kontrolle" von Ray Cooney. "Woody Allen, Monty Python und die Muppets-Show", zählt Brey auf als seine eigenen Komödienvorbilder. Kein Zweifel, das verpflichtet.