Marc-Oliver Hendriks geht von sieben Jahren aus, die der Prozess von Planungsbeginn bis zur Wiedereröffnung umfasst. Sollte es also gelingen, die Sanierung in die Doppelhaushalte 2017/18 von Stadt und Land einzubringen, wird es frühzeitig zu einem Abschluss der Sanierung 2025 kommen. Außerdem ist nach Hendriks mit drei Schließspielzeiten am Ende dieser sieben Jahre zu rechnen. Auch das gehört zu den gewaltigen Aufgaben: Die Frage, auf welcher Ausweichbühne in diesen drei Jahren die Oper spielt, das Ballett tanzt? In einem Zelt etwa lassen sich groß besetzte Werke beschränkt aufführen, technischer Aufwand ist nicht möglich – entsprechend fallen die ästhetischen Lösungen aus.

 

Kurze Erinnerung. Nachdem in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1902 das alte Stuttgarter Hoftheater abgebrannt war, errichtete man in sechs Monaten (!) ein den Fotografien nach stattliches Interimstheater mit 1140 Plätzen, das noch im gleichen Jahr, am 12. Oktober, mit Wagners „Tannhäuser“ eröffnet wurde. Nach der Fertigstellung des Littman-Ensembles wurde es abgerissen. Mit solch einem fix geschaffenem Provisorium ist heute wohl nicht zu rechnen, auch weil die Sicherheitsanforderungen ganz andere sind.

Auch ein Generalmusikdirektor wird gebraucht

Dem Vernehmen nach möchte das baden-württembergische Kunstministerium vor den Landtagswahlen im Frühjahr 2016 sich beide Blöcke vornehmen, die Intendantenfindung sowie den Beschluss zur Sanierung erfolgreich einleiten.

Zur Personalie: die künftigen Leiter der Oper und des Balletts müssen bereit sein, gegen Ende ihrer ersten, üblichweise fünfjährigen Amtszeit mehrere Jahre in Interimsspielstätten zu wirken. Keine so verlockende Aufgabe, die ja leicht zum Krisen- anstelle des Kunstmanagements auszuarten droht. Man muss nur an die Historie der Sanierung des Stuttgarter Schauspielhauses von 2010 bis 2013 zu erinnern, um zu begreifen, was das bedeutet. Dazu braucht man engagierte Tänzer, Sänger und Dirigenten, die solche Provisorien mittragen. Übrigens: ein Generalmusikdirektor will auch noch gefunden werden.

Potente Opern- und Ballettchefs, solchen, denen man zehn Jahre zutraut, muss man mit Perspektiven, also einem großartigen Umbauergebnis locken. Schließlich die Frage, was passiert, wenn sich die Sanierung verschiebt? Wenn erst 2020 oder noch später Umbaubeginn ist? Verzögerungen sind gefährlich, zumindest im Musiktheater, einer personalintensiven Sparte, die für ihre komplexere Disposition lange Planungsvorlaufzeiten benötigt.

Seit Sommer 2014 liegt eine Gutachten zur Sanierung vor

Das ersetzt eine Generalsanierung nicht; das weiß jeder vom Verwaltungsrat der Staatstheater bis zum Stuttgarter Oberbürgermeister und zur Kunstministerin. Dass das keine beneidenswerte Aufgabe ist, liegt nahe, ohne dass Beispiele wie das vor der Tür liegende Bahnprojekt Stuttgart 21 oder der Berliner Flughafen bemüht werden müssen. Der Verwaltungsrat hat durch den Geschäftsführenden Intendanten Marc-Oliver Hendriks zunächst ein Gutachten in Auftrag gegeben, das seit dem Sommer 2014 sechshundert Seiten stark vorliegt. Es gibt mehrere Optionen. Der große Wurf, die komplette Ertüchtigung des historischen Opernhauses samt Erweiterungsbauten, um das Flächendefizit zu beheben, würde geschätzt rund 300 Millionen kosten – riecht ziemlich ähnlich wie die Summe, von der man anfangs bei der Sanierung der Berliner Staatsoper ausgegangen ist.

Darüber soll nun 2015 beraten werden in den Gremien. Ob und wann es zur Einstellung der Mittel für Sanierung und Neubauten in die Haushalte des Stuttgarter Gemeinderats und des Landesparlaments kommt, ist ungewiss. Das kann sich hinziehen. Fällt ein Beschluss, wird noch lange nicht gebaut. Architektenwettbewerb, Planfeststellungen, Ausschreibungen, die gesamte Hitparade öffentlichen Bauens folgt.

Sieben Jahre soll der Umbau dauern

Marc-Oliver Hendriks geht von sieben Jahren aus, die der Prozess von Planungsbeginn bis zur Wiedereröffnung umfasst. Sollte es also gelingen, die Sanierung in die Doppelhaushalte 2017/18 von Stadt und Land einzubringen, wird es frühzeitig zu einem Abschluss der Sanierung 2025 kommen. Außerdem ist nach Hendriks mit drei Schließspielzeiten am Ende dieser sieben Jahre zu rechnen. Auch das gehört zu den gewaltigen Aufgaben: Die Frage, auf welcher Ausweichbühne in diesen drei Jahren die Oper spielt, das Ballett tanzt? In einem Zelt etwa lassen sich groß besetzte Werke beschränkt aufführen, technischer Aufwand ist nicht möglich – entsprechend fallen die ästhetischen Lösungen aus.

Kurze Erinnerung. Nachdem in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1902 das alte Stuttgarter Hoftheater abgebrannt war, errichtete man in sechs Monaten (!) ein den Fotografien nach stattliches Interimstheater mit 1140 Plätzen, das noch im gleichen Jahr, am 12. Oktober, mit Wagners „Tannhäuser“ eröffnet wurde. Nach der Fertigstellung des Littman-Ensembles wurde es abgerissen. Mit solch einem fix geschaffenem Provisorium ist heute wohl nicht zu rechnen, auch weil die Sicherheitsanforderungen ganz andere sind.

Auch ein Generalmusikdirektor wird gebraucht

Dem Vernehmen nach möchte das baden-württembergische Kunstministerium vor den Landtagswahlen im Frühjahr 2016 sich beide Blöcke vornehmen, die Intendantenfindung sowie den Beschluss zur Sanierung erfolgreich einleiten.

Zur Personalie: die künftigen Leiter der Oper und des Balletts müssen bereit sein, gegen Ende ihrer ersten, üblichweise fünfjährigen Amtszeit mehrere Jahre in Interimsspielstätten zu wirken. Keine so verlockende Aufgabe, die ja leicht zum Krisen- anstelle des Kunstmanagements auszuarten droht. Man muss nur an die Historie der Sanierung des Stuttgarter Schauspielhauses von 2010 bis 2013 zu erinnern, um zu begreifen, was das bedeutet. Dazu braucht man engagierte Tänzer, Sänger und Dirigenten, die solche Provisorien mittragen. Übrigens: ein Generalmusikdirektor will auch noch gefunden werden.

Potente Opern- und Ballettchefs, solchen, denen man zehn Jahre zutraut, muss man mit Perspektiven, also einem großartigen Umbauergebnis locken. Schließlich die Frage, was passiert, wenn sich die Sanierung verschiebt? Wenn erst 2020 oder noch später Umbaubeginn ist? Verzögerungen sind gefährlich, zumindest im Musiktheater, einer personalintensiven Sparte, die für ihre komplexere Disposition lange Planungsvorlaufzeiten benötigt.

Das Ballett hat beste Auslastungszahlen

Sowohl die Intendantensuche wie die Sanierung sind also eng miteinander verwoben. Zaudern und Zögern in dieser Angelegenheit bergen Gefahr. In der aber und in größter Not – wie es so schön heißt – bringt der Mittelweg den Tod.

Bis zum Auszug aus dem Opernhaus, frühestens 2022, aber soll ja noch Kunst gemacht werden. Aktuell gesehen hat sich da in den vergangenen Jahren einiges verschoben. Nach dem Antritt von Armin Petras und dem Abschluss der Sanierung des Schauspielhauses haben die Sprechkünstler die Gunst des Publikums erobert und den Anschluss an den ewigen Auslastungsspitzenreiter, das Ballett gefunden. Die in den Jahrtausendwendejahren erfolgsverwöhnte Opernsparte ist bei den Zuschauerzahlen auf den dritten Rang gerutscht. Dennoch zieht der Geschäftsführende Intendant Hendriks für die vergangene Spielzeit ein deutliches Fazit: „Mit der wirtschaftlichen Entwicklung aller drei Sparten bin ich ausgesprochen zufrieden.“

Allerdings liegt die Staatsoper Stuttgart mit einer Auslastung von rund 80 Prozent (Spielzeit 2013/14) deutlich hinter der Bayerischen Staatsoper in München. Das am besten besuchte Opernhaus in Deutschland kam im Jahr 2013 auf 95,2 Prozent. Selbst die Berliner Staatsoper, die mit zwei Opern in der Hauptstadt konkurriert, erreichte 2013 eine Auslastung von 88 Prozent.

Die Bindekräfte könnten vitaler sein

In der Kunst drückt sich Qualität nicht immer in Zahlen aus, das weiß die Öffentlichkeit. Was Stuttgart betrifft, ist aber Reserviertheit zu erkennen – an manchen Abenden fragt man sich, ob Stuttgart noch eine Opernstadt mit einem treuen, an Klasse interessierten Publikum ist. Wenn an einem Ostermontag, wie im vergangenen Jahr geschehen, ein „Siegfried“ in einer bemerkenswerten Inszenierung, nämlich des Teams Wieler/Morabito/Viebrock zu erleben ist, mit einem fabelhaften Wagner-Dirigenten (Marc Soustrot), einer guten bis außerordentlichen Besetzung (Christiane Libor als Brünnhilde) und im dritten Rang verkrümeln sich hundert Zuschauer, die Gastronomie dort wird gar nicht erst eröffnet – dann stimmt was nicht mit den Bindekräften zischen Haus und Operngängern.

All das hat auch mit Stimmung, Dynamik, Mund-zu-Mund-Propaganda, selbst einer gewissen Form von begeistertem Wir-Gefühl zu tun. Es muss ja nicht gleich beinahe fanatisch zugehen wie bei den Stuttgarter Ballettomanen, die es gewiss manchmal übertreiben mit ihrer Adoration. Ein wenig vermisst man den Spirit aber in der Stuttgarter Opernsparte.

Liegt es an einer seit zwei Jahrzehnten gleichbleibenden Strukturierung des Spielplans? Meist fünf, seltener sechs Premieren, einem mageren Spielplan in der Hauptspielstätte (19 Werke in der laufenden Spielzeit)? In München sind es – variatio delectat – 41 Werke. Oder sind eher zu  wenig solide Sängerbesetzungen, oft schwache Dirigenten im Graben der Grund? Trotz einiger immer wieder herausragender Abende, auch hier wird sich einiges ändern müssen. Spätestens von der Spielzeit 2018/19 an.