Publikumsmagnet: Opernhaus Foto: VFF/Verein der Freunde und Förderer
Große Freude bei den Staatstheatern Stuttgart: Der Ticketverkauf liegt in allen drei Sparten deutlich über Plan. Erwartet wird das beste Besuchsergebnis seit der Saison 2013/14.
Nikolai B. Forstbauer
27.04.2023 - 14:33 Uhr
Draußen, vor den Türen von Opernhaus und Schauspielhaus im Stuttgarter Staatstheater-Areal, geht es nicht wirklich voran. Die Idee, mit Theatergastronomie den Stadtraum am Eckensee einladender zu machen und die Staatstheater damit zugleich noch weiter zu öffnen, hat für eine sich immer weiter verhakende Debatte über Aufenthaltsräume, Durchwegungen und soziale Gerechtigkeit geführt.
Drinnen aber könnte die Freude aktuell kaum größer sein. Das mit 1400 Angestellten größte Dreispartenhaus der Welt verzeichnet für Oper, Ballett und Schauspiel eine immense Nachfrage. „Alle drei Sparten liegen in ihrer Auslastung besser als geplant“, bestätigt Marc Oliver Hendriks, Geschäftsführender Intendant der Staatstheater Stuttgart. Dabei startete die Saison 2022/23 verhalten. Wieder einmal erhellte vor allem die Nachfrage für Vorstellungen des Stuttgarter Balletts die Mienen. Längst aber zeigen die wöchentlichen Auswertungen: Auch für die Vorstellungen der Oper und des Schauspiels kennen die Besucherzahlen nur eine Richtung – nach oben.
Alle drei Sparten überzeugen
Das hat Folgen für die Gesamtstatistik: „Die Württembergischen Staatstheater Stuttgart liegen aktuell bei einer Auslastungsprognose für die gesamte Spielzeit von 81 Prozent“, sagt Marc Oliver Hendriks – „und damit drei Prozentpunkte über dem Planziel“. Die Aufholjagd von Oper und Schauspiel zeigt sich auch hier: „Alle drei Sparten liegen in ihrer Auslastung besser als geplant“ – und die aktuelle Nachfrage dürfte weiteren Rückenwind bringen. Die Staatstheaterspitze bestätigt für die Oper im Februar eine Auslastung von 97 Prozent. Spitzenreiter bleibt aber das Stuttgarter Ballett. Denn auch die Kompanie von Intendant Tamas Detrich konnte noch einmal mehr Menschen begeistern und erreichte im Februar eine Auslastung von 99 Prozent.
Schauspielhaus Stuttgart Foto: Schauspiel
Ist das der endgültige Abschied von der mit und nach der Pandemie spürbaren Zurückhaltung des Publikums? Werden die Staatstheater gar zum Motor eines neuen Kulturrausches in der Metropolregion Stuttgart? Zur Erinnerung: Weithin unangefochten konnte Stuttgart bis 2018 im Städteranking der Hamburger Privatbank Berenberg den auf Angebots- und Nachfragezahlen basierenden Titel „Kulturhauptstadt Deutschlands“ wiederholt für sich verbuchen.
Mehr als 440 000 Besucher?
Für die Staatstheater-Verantwortlichen zählen aktuell nur die eigenen Zahlen. Und diese sind stark genug, um aufhorchen zu lassen. „Zum Ende der Spielzeit 2022/23 am 26. Juli erwarten die Staatstheater mehr als 440 000 Besucher“, sagt Marc Oliver Hendriks. Und: „Das wäre das beste Ergebnis seit 2013/14.“ Das Fazit fällt für den Geschäftsführenden Intendanten eindeutig aus: „Die laufende Spielzeit ist hinsichtlich der Parameter Auslastung, Einnahmen und absolute Besucherzahl deutlich besser als die letzten Vor-Corona-Jahre.“
Warum die Sanierung kommen muss
Der Publikumserfolg und die Stadtdebatte über eine mögliche Theatergastronomie zwischen Opernhaus und Schauspielhaus lassen die Fragen zur geplanten Erweiterung des Staatstheater-Areals um 10 000 Quadratmeter Nutzfläche und zur Generalsanierung des 1912 eröffneten Opernhauses aktuell in den Hintergrund treten. Es bleibt ja dabei – ganz abgesehen von veralteter Bühnentechnik und allerorten sichtbarer Schäden: Die Arbeitssituation für viele Staatstheaterbeschäftigte ist untragbar. Wie also sieht es hinter dem künstlerischen Glanz aus? Was muss geschehen? Auch dieser Frage will sich Marc Oliver Hendriks nicht entziehen. Am 8. Mai, am 2. und am 20. Juni sowie am 1. Juli bietet der Geschäftsführende Intendant jeweils von 16 bis 17.30 Uhr Führungen durch das Opernhaus an. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung (fuehrungen@staatstheater-stuttgart.de) bis drei Tage vorher wird gebeten.