Der Naturschutzverband BUND zeigt sich „entsetzt“ von den Überlegungen zu einer Interimsspielstätte des Staatstheaters im Schlossgarten. Die Fraktionen im Gemeinderat wollen sich noch nicht festlegen und Finanzbürgermeister Föll ruft nach einem externen Projektsteuerer.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Aussicht auf ein Ausweichquartier der Oper im Oberen Schlossgarten ruft den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf den Plan. Der Kreis- und Regionalverband zeigt sich am Tag nach der Verwaltungsratsitzung der Staatstheater „entsetzt“. Grund für die heftige Reaktion sind Überlegungen, den Theaterbetrieb während der dringend notwendigen Sanierung des Großen Hauses in einer Interimsspielstätte aufrechtzuerhalten. Die könnte in Sichtweite der Oper auf der Fläche des Eckensees aufgeschlagen werden oder womöglich längs der Schillerstraße zwischen Königin-Katharina-Stift und dem Hotel am Schlossgarten. Genau dort könnte sich auch Konzertveranstalter Michael Russ einen Neubau vorstellen – allerdings nicht als Interimslösung, sondern als dauerhafte Spielstätte, die nach der Rückkehr der Oper in den Littmann-Bau in Betrieb bleibt.„Bei aller Wertschätzung für die Stuttgarter Oper, aber eine Ersatz-Oper im Oberen Schlossgarten ist für den BUND absolut inakzeptabel“, sagt Gerhard Pfeifer, Regionalgeschäftsführer der Umweltorganisation. Er verweist auf die Beeinträchtigungen der Parkanlagen durch die Bauarbeiten für Stuttgart 21. Unter anderem musste wegen des Bahnhofsumbaus auch der Schulhof des Königin-Katharina-Stifts vorübergehend in den Oberen Schlossgarten umziehen. Der BUND spricht sich dafür aus, bestehende Ausweichquartiere bevorzugt zu prüfen und bringt etwa das Ludwigsburger Forum am Schlosspark ins Gespräch. Einem zeitweisen Umzug in die Region hatte allerdings OB Fritz Kuhn (Grüne) am Montag bereits eine Absage erteilt. Auch der frisch ins Amt gekommene Fraktionschef der Stuttgarter Gemeinderatsgrünen, Andreas Winter, stellt fest: „Wir brauchen eine Interimsspielstätte in der Innenstadt.“ Abgesehen davon, dass es an der Peripherie keine Theater gebe, die nur darauf warteten, der Stuttgarter Oper eine Heimstatt auf Zeit zu bieten, müsse der Betrieb auch aus logistischen Gründen in der City angesiedelt sein. Vor einer Beeinträchtigung der Parkanlagen ist Winter nicht bang. Er erinnert „an das veritable Interimstheater von vor 100 Jahren“. 1902 war das Hoftheater abgebrannt. Noch im selben Jahr feierte die Oper Premiere in einem Übergangsquartier, das dort errichtet wurde, wo heute der Landtag steht.

 

BUND erinnert an Parkbelastung durch Stuttgart 21

Eine offizielle Haltung der CDU-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat zur Standortfrage gibt es noch nicht. Stadtrat Jürgen Sauer, der in kulturpolitischen Fragen für die Christdemokraten spricht, mag sich öffentlich nicht dazu äußern. Er geht gleichwohl davon aus, dass die Suche nach einem geeigneten Platz am Donnerstag Thema in der Fraktion sein wird.Hannes Rockenbauch von SÖS-Linke-Plus hält eine Standortdiskussion momentan für verfrüht. Er wolle erst einmal geklärt haben, welche Sanierungsarbeiten an der Oper auch tatsächlich notwendig sind. „Die Methode ,Wagenhalle‘ kann nicht zur Regel werden“, sagt Rockenbauch in Anspielung auf die von vielen Stadträten als Vorpreschen des Oberbürgermeisters empfundene Zusage, die Sanierung des Subkulturzentrums zu finanzieren.

Für Martin Körner von der SPD ist es wichtig, möglichst viele Standortalternativen zur Prüfung vorgelegt zu bekommen. Auch wenn der Sozialdemokrat realistischerweise einschränkt: „Eine luxuriöse Auswahl werden wir nicht bekommen.“

Föll fordert externe Überwachung der Arbeiten

Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) möchte dem Land keinen Blankoscheck ausstellen, dass aus der städtischen Kasse auf alle Fälle die Hälfte der Sanierungskosten beglichen werden. Er fordert, dass ein externer Projektsteuerer die Arbeiten und vor allem die Kostenentwicklung im Auge behält. Andernfalls könne der Anteil der Stadt noch vor Baubeginn in einem Festbetrag festgezurrt werden. Etwaige Kostensteigerungen, die während der Sanierungsarbeiten auftauchen, würden dann am Land hängenbleiben.