Lokales: Sybille Neth (sne)

Während der Pause hat es am 24. Januar einen technischen Defekt gegeben: Wenn die Bühnentechniker den Umbau für den zweiten Akt vornehmen, der den gesamten Raum bis zum Rand des Orchestergrabens umfasst, muss der so genannte eiserne Vorhang herab gelassen werden. Für die Zuschauer präsentiert er sich als apricot farbene Wand, die das Muster der oberen Bühnenverkleidung aufnimmt. Zu Beginn des zweiten Teils blieb er an jenem Tag auf halber Höhe stecken, weil eine Sicherung herausgeflogen war. „Der eiserne Vorhang läuft nicht mehr richtig in seiner Stahlführung“, sagt der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, „deshalb haben sich die Motoren erhitzt und die Sicherung flog raus.“ Das sei eines der Anzeichen dafür, das am Opernhaus nicht erst seit gestern der Zahn der Zeit nagt. Ersatzteile für die historischen Anlagen gebe es auf dem Markt nicht mehr zu kaufen. Bei der Sanierung des Schauspielhauses Hannover sei man fündig geworden, berichtet Hendriks: „Wir waren dort und haben mitgenommen, was wir brauchen können, bevor es auf den Müll wandert.“ Ende März wird der erste Gutachterbericht für die Sanierung erwartet.

 

Ein Wasser für den Tamino

Zwischendurch taucht auch Intendant Jossi Wieler am Pult von Eva Poettgen auf. Fast bei jeder Aufführung schaut er vorbei. Aber gerade diese Inszenierung der Zauberflöte sei etwas ganz besonderes. Die Inspizientin verteilt derweil hinter der Bühne Bonbons und hat ein Ohr für die Kümmernisse der drei Knaben. Und als Gergely Németi, der den Tamino singt, außer Atem von der Bühne zu ihr kommt und nach einem Wasser fragt, bestellt die Dame mit der sonoren und ruhigen Stimme dieses per Mikrofon in der Garderobe.

Wer sich übrigens im Publikum schon gewundert hat, weshalb das Erscheinen und die Verbeugung der Akteure beim Schlussapplaus so schön aufeinander abgestimmt klappen, sollte die Abendspielleiterin Philine Tiezel hinter dem Vorhangzipfel sehen und vor allem hören. Gegen den Applaus ruft sie aus voller Kraft die Darsteller auf die Bühne und schreit „verbeugen“ – die Bewegung macht sie mit ausladender Geste selbst mit. Wenn der Vorhang gefallen ist, wird hinter der Bühne applaudiert, und der Intendant drückt herzlich seine Sänger.