Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Pätzold vermutet, der Abriss der Seitenflügel habe das Gebäude destabilisiert. Die Bahn tut sich schwer, die Sicherheitsbedenken auszuräumen.

Stuttgart - Die Bahn laufe nicht mehr Gefahr, bei Böen von mehr als Windstärke acht den Hauptbahnhof sperren zu müssen. Das sagte der für Station & Service zuständige DB-Mitarbeiter Sven Hantel im  Technikausschuss. Das Bauwerk samt Bahnhofsdach sei so abgestützt, dass es jeden Orkan aushalte. Der Projektträger sah sich nach dem Abriss von Nord- und Südflügel und einem von einem Bagger gerammten Pfeiler dem Verdacht ausgesetzt, er betreibe auch wegen der nun stärkeren Windlasten einen unsicheren Bahnhof.

 

„Die Sicherheit war zu jedem Augenblick gewährleistet“, betonte Hantel. Überrascht zeigten sich die Stadträte von seiner Aussage, der Bahnhof habe zweimal wegen zu starken Windes gesperrt werden müssen, „ohne dass das Auswirkungen für die Fahrgäste hatte“. Hantel sprach von täglichen Sichtprüfungen, Vermessungen der Gesamtkonstruktion und „automatischem Monitoring durch elektronische Geräte“.

Ingenieure gegen S 21: Die Bahn hat beim Abriss geschlampt

Der Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold, selbst Architekt, bezweifelt, dass die Bahn den Teilabriss und Neubau des Daches durchgeplant gehabt habe. Wahrscheinlicher sei, dass der Abriss der Seitenflügel das Bauwerk destabilisiert habe und nun der Bahnsteig bei Gleis acht geopfert werden müsse, um die Stützen aufzunehmen. Der SPD-Stadtrat Andreas Reißig monierte die fehlende Transparenz. Die Ingenieure gegen S 21 behaupten, die Bahn habe beim Abriss geschlampt. Der Einsatz von Folien statt der entfernten Scheiben sei brandschutzrechtlich bedenklich.

Die Pannenserie im Gleisvorfeld wurde nur kurz gestreift, da die Bahn keinen Mitarbeiter geschickt hatte, der im Detail die Ursache für die Entgleisungen hätte nennen und den Streit hinter den Kulissen hätte erklären können. Hantel wies darauf hin, dass aus Sicht der Bahn das Gleis zehn wieder befahrbar sei, nur das Eisenbahn-Bundesamt sehe das anders. Die Probleme seien aber in den Bahnhofsfahrplan eingearbeitet, so dass alle Fernzüge mittlerweile wieder einfahren könnten.