Die Stuttgarter Straßenbahnen beginnen nach langer Planung den Ausbau der U6 bis zum Flughafen. Es gibt aber nicht nur Grund zur Freude: Die Kosten steigen erneut und der Termin für die Inbetriebnahme verzögert sich.

Stuttgart - Die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 zum Flughafen und zur Landesmesse wird nochmals teurer. Bei den ersten Planungen im Jahr 2012 war mit 70, im September 2016 dann mit 94 Millionen Euro Baukosten gerechnet worden. Zum Start der Arbeiten am Montag nannten Vertreter der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) 100 Millionen Euro.

 

Die ersten Angebote von Baufirmen hätten höhere Preise ergeben als veranschlagt, sagte SSB-Fachbereichsleiter Daniel Kohler. Das Infrastrukturvorhaben bringt 3160 Meter neue Stadtbahnstrecke, die nun Ende 2021 statt Mitte 2020 in Betrieb gehen sollen. Bund (60 Prozent) und Land (20) fördern es, daneben bestreiten die SSB selbst, der Landkreis Esslingen und Leinfelden-Echterdingen den Aufwand. Die finanziellen Veränderungen müssten „mit den Partnern noch aufgearbeitet werden“, so Kohler.

Mehr Arbeitsplätze auf den Fildern

Die Linie U 6 wird mit 80-Meter-Zügen befahren und reicht bisher von Gerlingen bis zum Gewerbegebiet Fasanenhof Ost. Sie erschließt dort zum Beispiel die Verwaltung der Energie Baden-Württemberg (EnBW). Bereits 2010, als der Fasanenhof erreicht worden war, war vom Weiterbau über die Autobahn bis zum Haupteingang der Landesmesse die Rede. Bei Flughafen und Messe und in deren Umfeld sind in den letzten Jahren immer mehr Arbeitsplätze angesiedelt worden. Mit dem Flughafenbahnhof des Projekts Stuttgart 21, bestehender S- und bald der Stadtbahn soll am Airport eine Verkehrsdrehscheibe entstehen.

Schwierigkeiten bei den Zuschüssen und zuletzt aufwendige vorbereitende Leitungsverlegungen verzögerten den Baustart der U-6-Verlängerung. In Auftrag gegeben worden sei als bisher größtes Teilstück der 375 Meter lange Tunnel zwischen Flughafen und Messe parallel zur Flughafenstraße. Er ist zwei-, auf kurzer Strecke dreigleisig. So können bei Großveranstaltungen kurzfristig sechs Doppelzüge abfahren, was einer Kapazität von 3000 Fahrgästen entspricht.

4 Hektar Flächenbedarf

Auf der Strecke, die 4 Hektar Filderboden dauerhaft versiegeln wird, liegen die drei Haltestellen Stadionstraße (Leinfelden-Echterdingen) Messe West und Flughafen/Messepiazza. Die SSB rechnen täglich mit 4500 Fahrgästen auf der Linie, auf der von 6 bis 20 Uhr im 10-Minuten-Takt gefahren wird. Von der Endhaltestelle bis zur City dauert es 30 Minuten, nach Degerloch 20.

Die Wiederverwertung des wertvollen und begehrten Filderbodens werde durch einen Fachmann koordiniert, so U-6-Projektleiter Steffen Schäfer, die Landwirte würden ständig informiert. Die Begrünung der Trasse mit Magerrasen sowie ökologische Ausgleichsflächen, die teils auch bei Plieningen liegen, sollen den Eingriff minimieren, Regenrückhaltebecken und Brücken über drei Bäche Starkregen puffern und die Zuflüsse zur Körsch in dem Hochwasserschutzgebiet offen halten. Mit der Planung parallel zur B 27 habe man versucht, so wenig Landschaft wie möglich zu zerschneiden.

Brücke am Stück über der A 8

Neben dem Tunnel beim Flughafen zählt die Stahlbogenbrücke über die Autobahn zu den anspruchsvollsten Ingenieuraufgaben des Linienausbaus. Sie ist 120 Meter lang und überspannt 108 Meter über die Autobahn – ganz ohne Stützen. Das Mittelstück solle neben der neben der A 8 aufgebaut und dann Anfang 2020 innerhalb von 14 Stunden an einem Wochenende mit Vollsperrung über das Asphaltband gehoben werden. Ein Geh- oder Radweg ist auf der Brücke allerdings nicht vorgesehen.

Bis zum Eröffnungstermin Ende 2021 habe man noch einen kleinen Zeitpuffer eingebaut, sagt Daniel Kohler. Weitere Verzögerungen soll es nicht geben.