Joe Bryant ist ein großer Fan des deutschen Fußballs und Lego-Liebhaber. Deshalb hat er sich zum Ziel gesetzt, alle Stadien der 1. und 2. Liga nachzubauen. Sein neuestes Projekt: Die Mercedes-Benz-Arena.

Crawley/Stuttgart - Live-Fußball macht in Zeiten der Corona-Krise derzeit eine Pause. Umso schöner ist es deshalb, sich mit den erstaunlichen und erheiternden Nebengeschichten rund um die schönste Nebensache der Welt zu beschäftigen. Eine davon spielt sich bereits seit mehreren Jahren im Süden Englands im Haus der Familie Bryant ab, genauer gesagt beim elf Jahre alten Joe Bryant.

 

Der Junge baut deutsche Fußballstadien möglichst originalgetreu mit Lego-Steinen nach. Einige Fans des VfB Stuttgart sind sicherlich in letzter Zeit bereits auf ihn aufmerksam geworden, da sein neuestes Projekt die Mercedes-Benz Arena ist. Auf Twitter und über seinen YouTube-Channel „AwayDayJoe“ versorgt er seine Fans regelmäßig mit Updates und Videos zu seinen Bauten.

Begeistert von deutschen Fans

Insgesamt ein Dutzend Stadien hat er inzwischen fertiggestellt. Darunter sind allerdings nicht etwa die Arenen von Borussia Dortmund und dem FC Bayern, sondern viele Heimspielstätten kleinerer Klubs wie dem VfL Bochum, SC Freiburg, 1. FSV Mainz 05 oder 1. FC Nürnberg. Der Junge scheint sich also auszukennen im deutschen Profifußball.

Lego-Stadien baut Joe zwar schon seit er sieben Jahre alt ist, doch die Faszination für die Bundesliga weckte ein Sommerurlaub in der Türkei. „Ich habe dort eine Menge deutscher Fans getroffen und mit ihnen die Bundesligaspiele angeschaut. Dadurch kam mir die Idee, deutsche Stadien aus Lego zu bauen“, sagt er. Daraufhin entstand mit dem Borussia-Park von Borussia Mönchengladbach sein erstes großes Projekt. Auf die Frage, wieso er nicht englische Stadion baue, hat er eine klare Antwort: „Deutsche Stadien sind viel interessanter. In England sehen viele der moderneren Arenen gleich aus, was ein bisschen langweilig ist. Außerdem ist die Atmosphäre in Deutschland viel besser, die Fans sind lauter und der Fußball ist aufregender.“

Auch wenn ihn bereits Fans aus der ganzen Welt in den Kommentaren unter seinen Videos darum bitten, das Stadion ihres Lieblingsklubs zu bauen, hat sich der Elfjährige erst einmal zum Ziel gesetzt, alle Stadien der ersten und zweiten deutschen Liga nachzubauen. „Ich habe ein Video hochgeladen, in dem ich frage, was ich als nächstes bauen soll und herausgekommen ist eine Liste mit knapp 100 Vereinen“, sagt er. Da er für ein Stadion circa sechs Wochen benötigt, hat er also auch mit den deutschen Stadien noch einiges an Arbeit vor sich.

Mercedes-Benz Arena birgt Schwierigkeiten

Nun ist sowieso erst einmal die Mercedes-Benz Arena dran. Er entschied sich für das VfB-Stadion, weil ein Freund aus Stuttgart ihn darum bat und Joe ihm das Versprechen gab, sich als nächstes um dessen Heimatklub zu kümmern. „Es ist ein sehr cooles Stadion. Allerdings ist sehr schwierig, es aus Lego zu bauen.“

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In der Stuttgarter Haupttribüne verbaute der Engländer erstmals einen Spielertunnel. Darüber hinaus sind die Zuschauerränge der Mercedes-Benz Arena die größten, die er bisher errichtet hat. „Da die Buchstaben ‚Stuttgart‘ in der Mitte der Tribüne stehen, musste ich jeden Rang etwas größer bauen, damit es realistisch aussieht“, erklärt Joe. Zuletzt wird auch das wellige Dache eine Herausforderung werden. Damit sein Projekt richtig gut werden konnte, benötigte Joe etwas Hilfe. „Da ich die Arena noch nicht selbst live gesehen habe, habe ich aktuelle Fotos gebraucht“, erklärt er und lobt gleichzeitig den VfB und seine Anhänger. „Mein Vater hat mit dem VfB Stuttgart per E-Mail geschrieben und sie haben mir freundlicherweise mehrere Bilder geschickt. Die Stuttgarter Fans waren auch wirklich hilfsbereit.“

Kommt Joes Werk nach Stuttgart?

Auf das Resultat sind wohl nicht nur die VfB-Fans gespannt. Joe wollte eigentlich bereits im März fertig werden, doch es ist noch etwas mehr Geduld gefragt. „Ich brauche einige spezielle Teile, die ich nicht in Großbritannien bekomme. Manche kommen aus Deutschland, manche aus den Niederlanden, aber es dauert zur Zeit etwas länger, bis sie ankommen“, sagt er. Außerdem müsse er sich ab und zu um die Schule und die Hausaufgaben kümmern.

Egal wie lange es noch dauert, die ersten Bilder geben bereits einen vielversprechenden Vorgeschmack auf das finale Werk. Doch was passiert mit dem Lego-Stadion, wenn es fertig ist? Einige seiner bisherigen Bauten durfte er mit nach Deutschland bringen und im jeweiligen Original-Stadion vorstellen, so beispielsweise in Berlin oder Mainz. Kommt Joe demnächst also auch nach Stuttgart? Sein Vater Phil Bryant steht immerhin bereits mit dem VfB in Kontakt. „Es wäre sehr cool, den VfB Stuttgart zu besuchen, aber ich will das dem Verein überlassen. Es liegt vollständig an ihnen zu entscheiden, was sie tun möchten“, betont Joe.

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Was seine eigene langfristige Zukunft angeht, kann sich der Fan des englischen Drittligisten Ipswich Town vorstellen, selbst einmal Fußballprofi zu werden. In England spielt er zudem leidenschaftlich gerne Cricket. Doch auch ein anderer Karriereweg scheint für ihn bereits wie vorgezeichnet. „Alle finden, ich sollte Fußballstadien designen oder für Lego arbeiten. Beides klingt sehr cool, vielleicht ist das also etwas für mich in der Zukunft. Ich denke, mein eigenes Stadion im echten Leben zu designen, wäre ziemlich beeindruckend.“