Während sich Bad Cannstatt, Münster und Mühlhausen über die Pläne der Stadt freuen, fühlen sich die Oberen Neckarvororte benachteiligt.

Bad Cannstatt/Neckarvororte – Stuttgart will den Bürgern ihren Fluss zurückgeben – ein Vorhaben, das zwar von allen Seiten begrüßt wird, die Neckaranrainer aber dennoch in zwei Lager spaltet. Während sich Bad Cannstatt, Münster und Mühlhausen über die Pläne der Stadt freuen, fühlen sich die Oberen Neckarvororte benachteiligt.

 

„Wangen ist schlecht weggekommen“, findet die Bezirksvorsteherin Beate Dietrich. Ihr Hedelfinger Kollege Hans-Peter Seiler hat seinen Stadtbezirk bei der Vorstellung der Neckarpläne im Rathaus von Bad Cannstatt sogar ganz vermisst. Tatsächlich liegt keine der 18 Maßnahmen auf Hedelfinger Gemarkung.

Insgesamt sind drei Projekte in den Oberen Neckarvororten geplant. Am Kraftwerkskanal in Untertürkheim soll gegenüber vom Lindenschulzentrum eine Grünanlage entstehen, am Wangener Osthang ist die Restaurierung der alten Wegeverbindungen geplant und auf dem Obertürkheimer Ailenberg wurden bereits Bäume gerodet und alte Trockenmauern repariert.

„Wir sind nicht besonders gut weggekommen“

Als Begründung, warum so wenig Maßnahmen für dieses Gebiet vorgesehen sind, führten die Stadtplaner die vielen Gewerbegebiete an. Dieses Argument lässt der Hedelfinger Bezirksbeirat Eberhard Schweizer (Grüne) jedoch nicht gelten.

Von den Otto-Hirsch-Brücken flussaufwärts in Richtung Esslingen gebe es keine große gewerbliche Nutzung mehr. Dort könnten durchaus Sitzgelegenheiten aufgestellt werden, findet Schweizer. Und das Hafenfest im vergangenen Sommer habe gezeigt, dass man den Fluss sogar an dieser Stelle für die Menschen öffnen könne.

Doch auch wenn die übrigen Oberen Neckarvororte im Gegensatz zu Hedelfingen jeweils ein Projekt abbekommen haben, sind die dortigen Bezirksbeiräte nicht unbedingt zufriedener. „Wir sind nicht besonders gut weggekommen“, sagt der Obertürkheimer Bezirksvorsteher Peter Beier. Und die Maßnahmen auf dem Ailenberg seien ja bereits realisiert.

Norbert Klotz, der für die SPD im Wangener Bezirksbeirat sitzt, hält die Restaurierung der alten Wegeverbindungen am Wangener Osthang zwar prinzipiell für eine gute Idee. „Es hat mit dem Neckar aber nichts zu tun.“ Klotz vermutet, dass sowohl der Wangener Osthang als auch der Obertürkheimer Ailenberg eine Art Alibi-Funktion innerhalb der städtischen Neckarpläne haben, damit es überhaupt Projekte in den Oberen Neckarvororten gibt.

„Der Neckar wird ganz anders erlebbar werden“

In Untertürkheim macht man sich unterdessen Gedanken, ob die geplante Grünanlage am Kraftwerkskanal überhaupt jemals zu verwirklichen ist. „Die Idee ist nicht schlecht“, sagt der Bezirksvorsteher Klaus Eggert, aber bei dem betreffenden Gelände handele es sich seines Wissens nach um ein Privatgrundstück, das die Stadt zunächst einmal erwerben müsse. Das Vorhaben sei also erst „in einem nicht überschaubaren Zeitraum realisierbar.“

Während die Pläne in den Oberen Neckarvororten für Unmut sorgen, sieht es flussabwärts ganz anders aus. Münster und Mühlhausen sind zufrieden: „Münster hat nur einen kleinen Anteil am Neckar, und dieser ist gut erreichbar“, sagt die Bezirksvorsteherin Renate Polinski. Da könne man nicht erwarten, dass mehrere Projekte angedacht würden. Von den vorgestellten Plänen sei man im Stadtbezirk angetan: „Der Neckar wird ganz anders erlebbar werden.“

Auch Mühlhausen ist auf der Haben-Seite, sagt der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. Im Gegensatz zu den Oberen Neckarvororten sei der Fluss in den Stadtbezirk integriert. Alle machbaren Projekte würden angesprochen. „Wir haben mit dem Max-Eyth-See ein großes Pfund und die Renaturierung des Saugrabens ist fast abgeschlossen.“ Wenn noch die Auenlandschaft im Bereich Auwiesen realisiert werde, sei Mühlhausen gut bedient.

Der Cannstatter Bezirksbeirat begrüßt die Projekte. „Die Halbinsel in Richtung der Hofener Straße zugänglich zu machen, würde das Gebiet stark aufwerten“, sagt der Bezirksvorsteher Thomas Jakob. Natürlich hoffe man im Stadtbezirk auf die Realisierung möglichst vieler Projekte.

Aber man bleibe realistisch: „Alle Projekte können aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden.“ Es gelte abzuwägen: „Hinter die Pläne für die Umgestaltung der Rilling-Mauer setzt der Bezirksbeirat ein großes Fragezeichen.“ Aus Sicht der Lokalpolitiker ist eine Verlegung der Schiffsanlegestelle unnötig, zu teuer und ein Risiko für die Mineralwasserquellen im Untergrund.