Oft ungeliebt, aber unverzichtbar: Der Neckar besitzt auch eine wirtschaftliche Bedeutung, die teils sogar ökologisch wichtig ist. Denn in Wasserkraftwerken wird Strom erzeugt, und der Gütertransport per Schiff spart Abgase und Energie.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Kein Mensch käme auf den Gedanken, sich auf eine Autobahnbrücke zu setzen und die Lastwagen zu beobachten, die idyllisch ins Abendrot hinein fahren. Zu viel Lärm, zu viele Abgase. Am Neckar dagegen empfinden es die Spaziergänger als schön, einem vorbeiziehenden Schiff hinterher zu schauen und dem Kapitän zuzuwinken. Dabei geht es doch in beiden Fällen um ein rein wirtschaftliches Ereignis, nämlich um den Transport von Gütern.

 

Carsten Strähle, der Geschäftsführer des Stuttgarter Hafens, wird deshalb nicht müde, die ökologischen Vorteile der Binnenschifffahrt zu betonen. Ein einziges Güterschiff mit Sand, Schrott, Mineralöl, Kohle oder Containern (das sind die häufigsten Güter auf dem Neckar) könne bis zu 120 Lastwagen ersetzen, es verbrauche nur ein Drittel der Energie im Vergleich zum Lkw – und der Neckar habe noch große Kapazitäten frei: „Auf dem Wasser gibt es keine Staus“, sagt Strähle.

27 Staustufen zwischen Plochingen und Mannheim

Auch der zweite große Wirtschaftszweig am Neckar hat eine ökologische Komponente. Teils seit mehr als 100 Jahren erzeugen die Kraftwerke an den 27 Staustufen zwischen Plochingen und Mannheim Strom aus Wasser, also aus erneuerbarer Energie. In Stuttgart betreibt die Energie Baden-Württemberg vier Kraftwerke in Obertürkheim, Untertürkheim, Bad Cannstatt und Hofen: Mit ihnen könnten 16 000 Haushalte mit Strom versorgt werden, sagt Katja Ifland von der EnBW. Wahr ist aber auch: Die Staustufen sind eine Barriere für Fische; und sie haben den Fluss so träge gemacht, dass sich Flora und Fauna verändert haben.

Jedenfalls kreiden es viele Bürger der Wirtschaft an, dass der Neckar heute so kanalisiert, befestigt, verunstaltet ist. Das ist richtig, und doch nicht ganz: Die hässlichen Ufer mit ihren Beton- und Spundwänden, die ja das Neckarbild vor allem prägen, sind keine Notwendigkeit der Schifffahrt. Man habe in den 1950er Jahren diese Bauart gewählt, um die Ufer zu sichern und um glatte Wände zu haben, sagt Walter Braun, der Chef des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Stuttgart. An diesen Wänden konnte das Klopapier, das in dem damals sehr verschmutzten Fluss in rauen Mengen oben trieb, nicht hängen bleiben.