Ein 91-Jähriger und weitere Helfer haben sich in Kornwestheim einem Angreifer entgegengestellt. Für ihre Zivilcourage werden sie nun ausgezeichnet.
Dieter Hoschka, 91 Jahre jung, war viele Jahre bei der Bergwacht. Er ist gefährliche Situationen aus seinem Berufsleben gewöhnt, hält sich mit Sport fit, geht bis heute Ski fahren. Sich auch körperlich einzumischen erschien ihm selbstverständlich, als er am 21. September vergangenen Jahres Zeuge eines Raubüberfalls wurde. „Ich war mit dem Auto unterwegs, wollte beim Rewe in der Stadtmitte einkaufen“, erzählt Hoschka, der seit 1956 in Kornwestheim lebt. Als er ausstieg, sah er vor dem Supermarkt bereits die Auseinandersetzung: Die Filialleiterin lag am Boden, eine weitere Rewe-Angestellte blutete.
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Hoschka erblickte den 35 Jahre alten Angreifer. Der Mann hatte kurz zuvor Zigaretten stehlen wollen, war erwischt worden und hatte nach einem Streitgespräch die Supermarkt-Mitarbeiterinnen – mit der Hand und einem Taschenmesser – angegriffen. Hoschka ging auf den Mann zu, schrie ihn an und schubste ihn kräftig. „Ich habe ihn gut erwischt“, sagt er. Allerdings war er froh, dass auch weitere Angestellte und Supermarktmitarbeiter zur Stelle waren. „Es kamen junge, kräftige Burschen dazu, die den Räuber festgehalten haben“, berichtet Hoschka. „Die hatten das im Griff. Ich bin dann erst einmal einkaufen gegangen.“
Dieter Hoschka und fünf weitere Männer haben für ihr beherztes Eingreifen am Freitagabend die Gedenkmünze für Zivilcourage der Stadt Kornwestheim erhalten. Die Namen der Helfer, die neben Dieter Hoschka den Räuber dingfest machten und dafür sorgten, dass andere Kunden unverletzt blieben: Andres Fein, Ricco Antonio Di Mauro, Miroslav Kalanjos, Ahmet Can Sahin und Nikolaos Synanidis.
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Di Mauro arbeitete zu jenem Zeitpunkt selbst im Rewe-Supermarkt. Er erinnert sich ebenfalls an das Geschehen. „Von der Tat selbst habe ich nicht viel mitbekommen, ich kam später dazu.“ Für ihn sei es ein Schock gewesen, die Kollegin am Boden zu sehen. „Der Mann war sehr aggressiv, so etwas erwartet man nicht in einem Supermarkt“, sagt er. „Die Situation war angespannt, ich selbst auch.“ Ricco Antonio Di Mauro sprach den Räuber an, versucht ihn ebenfalls zu beruhigen – und schlug ihm dann das Messer aus der Hand, während Bekannte und Kollegen den 35-jährigen festhielten. Später half er, das Messer zu suchen und übergab den Täter gemeinsam mit den anderen der Polizei.
Der Vorschlag, die sechs Männer mit der Gedenkmünze zu ehren, wurde dann auch von der Kornwestheimer Polizei an die Stadt herangetragen. „Es handelte sich um eine außergewöhnliche, nicht ganz ungefährliche Situation, in welcher gleich mehrere Menschen gemeinsam handelten und den Täter stoppten“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar Michael Neuweiler, der Leiter des Polizeireviers. „Ohne das beherzte Eingreifen dieser Personen hätte der Tatverdächtige womöglich unerkannt flüchten können“, lobt er die Helfer. Der 35-Jährige musste mittlerweile vor Gericht, er wurde für den schweren räuberischen Diebstahl zu einem Jahr und drei Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
Das Engagement der Helfer sei bemerkenswert und „nicht selbstverständlich“ gewesen, sagt Michael Neuweiler. Dieter Hoschka meint dazu: „Manchmal muss man eben Mut zeigen.“
