Das erste Gebäude im Übergang zum Rosensteinviertel soll aus einem internationalen Wettbewerb hervorgehen. Die Planungs- und Bauzeiten sind lang.

Der Gemeinderat der Landeshauptstadt hat mit dem Haushaltsplan 2022/2023 auf Antrag der CDU entschieden, für die erste Fläche des neuen Stadtteils am Stuttgart-21-Bahnhof einen internationalen Ideenwettbewerb auszuloben. Der Rat hat dafür die erkleckliche Summe von 1,2 Millionen Euro freigegeben. Bei der mit A 3 bezeichneten Fläche geht es um 7800 Quadratmeter, aus denen bei einer maximalen Höhe von 22 Metern rund 40 000 Quadratmeter Geschossfläche werden könnten. Die Untergeschosse sind tabu. Sie gehören der Deutschen Bahn AG, die hier die Tiefgarage für Bahnreisende mit 350 Stellplätzen unterbringen will.

 

Fläche gedanklich schon mehrfach genutzt

Eigentlich ist A 3 gedanklich schon mehrfach vergeben. Das Entree für den neuen Stadtteil könnten ein Kultur- und Kongresszentrum, ein neues Linden-Museum, ein Haus der Kulturen, eine neue Konzerthalle bilden. So die bisherigen Überlegungen. Diese öffentlichen Nutzungen könnten aber auch auf anderen Flächen des bisherigen Gleisgeländes verortet werden, darauf hat Michael Hausiel, der Leiter der Abteilung Städtebauliche Planung Rosenstein, jüngst vor dem S-21-Ausschuss des Gemeinderats hingewiesen. Es gebe gegenüber vom alten Bonatz-Bau „keine Festlegung auf einen kulturellen Baustein“. Und damit auch keine für den Ideenwettbewerb, den die Stadt 2023 angehen will.

Ende 2025 Entscheidung über Nutzung

Hausiel stellte vor, wie sich der Wettbewerb entwickeln soll. Mit externer Hilfe würde ein Projektaufruf formuliert, Ende 2024 könnte die Jury zusammensitzen und prämieren, Anfang 2025 ein Workshop eine Mehrfachbeauftragung zur „Programmierung eines Stadtbausteins“ entscheiden. Ende 2025 soll dann der Gemeinderat über die Nutzung befinden. Dann würde in einem internationaler Realisierungswettbewerb bis Ende 2026 die Form des neuen Gebäudes gefunden. Und dann dauert es noch rund vier Jahre bis zum Baubeginn 2030 und insgesamt sieben bis zur Einweihung Ende 2033. Das Vorgehen sei in Beratungen mit der Architektenkammer gefunden worden. Für A 3 hat die Stadt vor rund 20 Jahren übrigens 17,9 Millionen Euro, also 2300 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Im Europaviertel daneben ist der Quadratmeter jetzt 10 600 Euro wert. Würde man ihn auf A 3 übertragen, wären es 82,6 Millionen Euro.

Klage über langen Zeitraum

Die Fraktionen zeigten sich einig mit dem Vorgehen, aber mehr oder weniger konsterniert über den Zeitraum. Er sei „erschrocken über den Zeitstrahl“, den Hausiel zeige, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Stefan Conzelmann. Die Begeisterung in seiner Fraktion werde sich daher „in Grenzen halten“, zumal Ende 2033 ja auch noch positiv gerechnet sei. „Weit weg“ nannte Michael Schrade von den Freien Wählern den Neubau, die bisherigen Ideen sollten in den Wettbewerb einfließen, forderte er. „Spätestens wenn der neue Bahnhof fertig ist, sollte ein fertig ausgearbeiteter Plan vorliegen“, sagte AfD-Stadtrat Hans Mayer. Für Hannes Rockenbauch (Linksbündnis) ist „die beste Idee schon da, der Kopfbahnhof“. Er könne nur schmunzeln, das Projekt sei eines für den „Sankt-Nimmerleins-Tag“. Auch Thorsten Puttenat zeigte sich reserviert. Angesichts der Preissteigerungen könnten kulturelle Projekte im Herbst „auf den Prüfstand“ kommen. Petra Rühle nannte die Vorstellungen knapp „ein interessantes Konzept“, die Tiefgarage sei hinderlich.

CDU: Wettbewerb Werbung für Stadt

CDU-Fraktionschef Alexander Kotz zeigte sich sehr zufrieden mit der Ausarbeitung. Den internationalen Aufruf sehe man auch als Werbung für die Stadt. Auch der Gemeinderat würde zwei Jahre brauchen, bis er eine Entscheidung über die Nutzung treffe, das nun gewählte Verfahren „kostet uns zwölf Monate mehr“. Armin Serwani (FDP) zeigte sich begeistert vom Konzept.

Der Zeitplan sei realistisch, so Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne). Die Tiefgarage solle zwar laut Vertrag von der Bahn AG erstellt werden, man verhandele aber darüber, dass die Stadt das übernehme, so Andrea Klett-Eininger aus dem OB-Büro. Man spreche mit der Bahn auch über weniger Stellplätze, sagte Hausiel, von den vertraglich zugesicherten 350 „kommen wir aber erst mal nicht weg“.