Die Stadt bringt ein Förderprogramm für batteriebetriebene Taxen auf den Weg. Die Auswahl an Modellen ist aber sehr gering. Zugleich legt die Stadt einen Vorschlag zur Erhöhung der Tarife vor.

Stuttgart - Vor zwei Jahren beschloss der Gemeinderat, den Einsatz von batterie- oder mit Wasserstoff betriebenen Taxen durch die Stadt zu fördern. Auf die lange Vorlaufzeit wies CDU-Fraktionschef Alexander Kotz am Dienstag im Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates hin. Es sei Zeit, mit dem Programm nun zu beginnen, forderte Kotz mehr Tempo.

 

Ob die Taxiunternehmer von 2018 an bei dem Thema wirklich Gas geben, ist trotz erheblicher Zuschüsse unsicher. Vom Bund erhalten sie, wie jeder Käufer eines E-Autos, bis zu 2000 Euro Zuschuss, wenn auch der Hersteller diese Summe zusagt; das Land fördert die Fahrzeugunterhalts- und Ladeinfrastrukturkosten außerdem mit 6000 Euro. Dazu packt die Stadt nun noch eine Werbepauschale von monatlich 200 Euro für drei Jahre, insgesamt also 7200 Euro, drauf, außerdem soll es eine „Frühstarter-Prämie“ von 1200 Euro und ein kostenloses E-Design im Wert von 1000 Euro geben. 7200 Euro könnten pro Fahrzeug im Schnitt fließen, rechnete Wolfgang Forderer, im Rathaus Leiter der Abteilung Mobilität, vor.

Dieseldroschken sollen ersetzt werden

Ziel der Stadt ist es, wegen der Feinstaub- und Stickoxidbelastung die Diesel-Droschken durch lokal emissionsfreie Fahrzeuge zu ersetzen. In einer Studie für die Stadtverwaltung finden sich Beispielrechnungen, die zeigen, dass der Umstieg für die Taxiunternehmen bei dreijähriger Haltedauer und insgesamt 180 000 Kilometer Fahrleistung rentierlicher als das Festhalten am Diesel sein kann. Allerdings wird zum Beispiel die elektrische B-Klasse von Mercedes aus dem Vergleich nicht mehr gebaut. Sie konnte trotz Hilfe von Tesla auch nicht schnell geladen werden. Am Marienplatz, Pragsattel und Ostendplatz will die Stadt Schnellladesäulen „mit garantiert niedrigem Strompreis“ aufbauen.

Ein Problem, das von fast allen Fraktionen angesprochen wurde, ist das noch mangelhafte Fahrzeugangebot. Es sähe nicht so aus, als ob Stuttgarter Hersteller bald auf die der Studie beigefügte Fahrzeugliste kämen, monierte Michael Conz (FDP). Mercedes habe „kein taugliches Fahrzeug im Bestand“, so Conz, der Tesla eine „hervorragende Taxitauglichkeit“ bescheinigte. „Bekommen die in Untertürkheim kein schlechtes Gewissen?“, fragte Jürgen Zeeb (Freie Wähler). Das bisherige Angebot sei ein „Armutszeugnis für deutsche Hersteller“, sagte Hans H. Pfeifer (SPD).

Verbände fordern Erhöhung

Unabhängig von der E-Förderung plant die Stadtverwaltung, bis Ende März 2018 die von den Taxiverbänden geforderteTariferhöhung zu verhandeln. Gemessen an einer Referenzstrecke (5,87 Kilometer) ergäbe sich ein Aufschlag von 6,75 Prozent. Beim Grundtarif und dem Mindestentgelt geht die Verwaltung mit 3,50 und 3,60 Euro über die Forderung der Verbände hinaus (3,40/3,50 Euro), beim Arbeitstarif bleibt sie mit 2,50 und zwei Euro für jeden der ersten vier und jeden weiteren Kilometer unter der Forderung (2,70/2,10 Euro).

In Stuttgart sind 688 Taxikonzessionen ausgegeben, 15 weniger als 2013, als ein Gutachten Mängel und ein Überangebot feststellte. Das Gutachten soll 2018 fortgeschrieben werden, sagte Dorothea Koller, die Leiterin des Ordnungsamtes. Bei der Analyse von zehn Unternehmen habe sich ergeben, dass diese ihre Erlöse bis 2015 um 84 Prozent auf 1,3 Millionen Euro steigern konnten. Die Ausgabe von Konzessionen soll weiter vorsichtig gehandhabt werden. Mehrere Fraktionssprecher monierten, dass bei der Prüfung (75 Prozent Durchfallquote) auch Wert auf ein freundliches Auftreten und Ortskenntnis gelegt werden sollte.