Rainer Krause ist tot – seine Idee vom Zusammenhalt in der Schillerstadt Marbach (Kreis Ludwigsburg) lebt weiter. Der Gründer des Stadtmarketings war ein Mann der Tat.
Die Hände in die Tasche zu stecken – das war nicht sein Ding. Wer Rainer Krause kannte, schätzte den Ideenreichtum, die Tatkraft und die Offenheit des Geschäftsmannes und Gründers des Marbacher Stadtmarketingvereins. Nach längerer schwerer Krankheit ist der 74-Jährige am Sonntag gestorben. Die Stadt trauert um eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte.
Bürgermeister Jan Trost sieht in Rainer Krause eine herausragende Persönlichkeit des Stadtgeschehens. Unter anderem lobt er Krauses Rolle als „Vordenker“ für die Stadtentwicklung und Veranstaltungen, wie etwa die Schillerhöhe als Literaturpark oder die Anbindung des Neckars an die Altstadt oder das Holdergassenfest.
Als erfolgreicher Unternehmer habe Krause in einem Areal zwischen Schillerstraße und Güntterstraße beim Bahnhof neuen Wohnraum geschaffen und dazu beigetragen, dass die Dialysestation in der Stadt blieb, berichtet Trost. Der Tod Krauses, der 2015 die Bürgerplakette erhielt, sei ein schwerer Verlust für Marbach und seine Stadtgesellschaft.
Aufstieg vom Kaufmann zum Immobilienhändler
Menschen, die den Verstorbenen kannten, schätzten dessen positive Energie. Krause gab immer jedem eine Chance – und zwar nicht nur eine, sondern mehrere. Der berufliche Weg führte ihn an mehrere Stationen: Krause war Kaufmann und Unternehmer des Betriebs Maler Krause. Darüber hinaus gründete er mit Jürgen Kiefer den Marbacher Immobiliendienst, der in das „Haus des Handwerks“ integriert ist.
Zuletzt war es ruhig um Rainer Krause geworden. Die schwere Krankheit machte ihm körperlich und mental zu schaffen, er zog sich aus dem öffentlichen Geschehen zurück. Vor etwa neun Monaten gab er den Vorsitz der Bürgerstiftung ab und legte ihn mit dem Segen des Stiftungsrats in die Hände des langjährigen Bürgermeister-Stellvertreters Michael Herzog. „Er war ein Mann der Tat und hat viele seiner Ideen auch selbst realisiert“, sagt Herzog, der für die Freien Wähler im Gemeinderat saß, über den Mann, der die 2010 gegründete Bürgerstiftung angeregt hatte.
Krause förderte mit Bürgerstiftung gemeinnützige Projekte
Dank der von Rainer Krause ins Leben gerufenen Stiftung kamen viele gemeinnützige Projekte in den Genuss von Förderungen, so zum Beispiel therapeutisches Reiten, eine Demenzgruppe oder der Fair-Trade-Handel. Krause war wichtig, dass Spendengelder im Ort etwas bewirkten. „Er hatte eine offene Art, konnte auf Menschen zugehen und sie für seine Ideen begeistern“, sagt Herzog. Dabei habe Krause unternehmerische Initiative mit dem Wohl der Stadt zu verbinden gesucht.
Neun Jahre vor dem Beginn der Bürgerstiftung hatte Rainer Krause im Jahr 2001 mit der Gründung des Vereins Stadtmarketing Schillerstadt Marbach (SSM) mit aktuell rund 175 Mitgliedern ein neues Kapitel der Stadtgeschichte aufgeschlagen. Im Einklang mit der Stadtverwaltung und ihren Gremien gelang es ihm, in der Stadt ein Wir-Gefühl zu entfachen. „Ohne Rainer Krause hätte es das Stadtmarketing nicht gegeben – er war im Stadtentwicklungsprozess ein Motor“, sagt Herbert Pötzsch, von 1997 bis 2013 Bürgermeister der Stadt.
Ausbildungsmesse ins Leben gerufen
Krause habe in vielen Stunden ehrenamtlich als Sauerteig in der Stadtgesellschaft gewirkt, erinnert sich Pötzsch: „Die Zusammenarbeit war in der ganzen Zeit völlig ungetrübt.“ Verdienste sammelte Rainer Krause auch damit, dass er eine Ausbildungsmesse begründete, in der junge Schulabsolventen in direkten Kontakt mit Betrieben treten konnten. Krause, der unter anderem auch den Vorsitz des Marbacher Interessengemeinschaft der Selbständigen (IGS) innehatte, hinterlässt eine große Lücke in der Schillerstadt. Er wird vielen in Erinnerung bleiben als ein positiver, resilienter und absolut präsenter Mensch, von dem man viel lernen konnte.