Fährt die Stadtbahnlinie U 19 bald zwischen Neugereut und der Mercedes-Benz-Welt? SSB-Chefplaner Volker Christiani hat dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt diese Möglichkeit aufgezeigt, um den Neckarpark im Regelbetrieb mit der Stadtbahn zu erschließen.

Bad Cannstatt - Bereits seit vielen Jahren fordern verschiedene Fraktionen im Gemeinderat und im Bezirksbeirat Bad Cannstatt immer wieder, den Neckarpark mit der Stadtbahn zu erschließen – und zwar im Regelbetrieb und nicht nur bei Veranstaltungen, bei denen die Linien U 11 (Innenstadt – Neckarpark) und U 19 (Bad Cannstatt Wilhelmsplatz – Neckarpark) eingesetzt werden. Bislang hatten die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) dies aus Kostengründen abgelehnt. Nun hat der SSB-Chefplaner Volker Christiani im Bezirksbeirat Bad Cannstatt eine Möglichkeit aufgezeigt, die von den SSB in den kommenden Jahren planerisch weiter verfolgt werden soll. Demnach scheint ein Regelbetrieb der Stadtbahnlinie U 19 möglich.

 

Die Linie könnte im 20-Minuten-Takt (in Tagesrandzeiten alle 30 Minuten) zwischen Neugereut und einer noch neu zu schaffenden Endhaltestelle beim Mercedes-Benz-Museum verkehren. Damit würden einerseits die Mercedes-Benz-Welt, das Mercedes-Benz-Werk und das neu entstehende Wohngebiet im Neckarpark einen Stadtbahnanschluss bekommen, andererseits das Kapazitätsproblem der Stadtbahnlinie U 2 zwischen Neugereut und Bad Cannstatt gelöst: „Wir könnten mit dieser Variante zwei Dinge kombinieren, bei denen Handlungsbedarf besteht“, sagte Christiani dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt am Mittwoch.

1980 Fahrgäste pro Tag erwartet

Insgesamt hatten die SSB sieben Varianten untersucht, wie der Neckarpark durch einen Regelbetrieb der Linien U 11 oder U 19 erschlossen werden könnte. Sinnvollste Lösung sei die Verbindung zwischen Neugereut und der Mercedes-Benz-Welt: Christiani rechnet bei dieser Variante mit 1980 Fahrgästen pro Tag, von denen den Berechnungen der SSB nach immerhin 720 vom Auto auf die Stadtbahn umsteigen würden, was stets das Ziel sei, wie der SSB-Chefplaner betonte.

„Von allen untersuchten Möglichkeiten bringt diese Variante den größten Fahrgastzuwachs, mehr als eine Verbindung zwischen der Innenstadt und der Mercedes-Benz-Welt“, sagte Volker Christiani. Ein günstiges Unterfangen freilich wäre es nicht: Die Baukosten für die Streckenverlängerung und den Neubau einer Endhaltestelle beim Museum schätzt Volker Christiani auf rund acht Millionen Euro, die jährlichen Betriebskosten würden knapp zwei Millionen Euro betragen. „Davon kann nicht einmal die Hälfte über die Fahrgeld-Erlöse finanziert werden“, sagte Christiani. Nichtsdestotrotz sei er vom Untersuchungsergebnis positiv überrascht: „Es wird heute nicht festgelegt, ob, wann und wie der Regelbetrieb der U 19 kommt. Das Thema wird bei uns aber auf jeden Fall planerisch in den nächsten Jahren weiter verfolgt.“

Verbindung in den Stuttgarter Osten gewünscht

Roland Schmid (CDU) sieht sich und seine Fraktion bestätigt – auch die CDU hatte in den vergangenen Jahren immer wieder eine Anbindung des Neckarparks an die Stadtbahn gefordert. „Ob aus der Innenstadt oder aus Neugereut, ist für uns zweitrangig“, sagte der Bezirksbeirat. Die Überlegungen der SSB, eher bei der U 19 als bei der U 11 über einen Regelbetrieb nachzudenken, seien nachvollziehbar. Die Verbindung in die Innenstadt wäre für Schmid außerdem trotzdem nicht aus der Welt: „Denkbar wäre aus unserer Sicht, die Mercedes-Benz-Welt über den Neckar an den Stuttgarter Osten anzubinden“, schlug er in der Sitzung am Mittwoch vor.

Selten war sich der Cannstatter Bezirksbeirat so einig. Peter Mielert lobte ebenfalls die neue Entwicklung: „Ein neues Wohngebiet muss an die Stadtbahn angebunden werden“, sagte der Grünen-Bezirksbeirat. Auch er hofft auf eine Stadtbahnverbindung in den Stuttgarter Osten – nicht zuletzt weil die EnBW ihren dortigen Standort aufgeben und dieser zum Entwicklungsgebiet werden könnte.

Über eine Verlängerung nach Oeffingen nachdenken

„Wir freuen uns sehr, wenn diese Verbindung so schnell wie möglich realisiert wird“, sagte Martina Buschle (SPD). Für Siegfried Deuschle (SÖS-Linke-Plus) hat die Linie U 19 Charme, Gerhard Vehyl (Freie Wähler) fand den Vorschlag der SSB überzeugend. Er wünsche sich, dass in diesem Zusammenhang auch wieder über eine Verlängerung der Stadtbahngleise nach Schmiden/Oeffingen nachgedacht werde.

Dies ist laut Volker Christiani nicht ausgeschlossen, wenn erst das Kapazitätsproblem auf der Linie U 2 behoben ist: „Im Moment ist es einfach sinnlos, noch mehr Fahrgäste in die vollen Bahnen zu bringen.“ Sowohl die Verlängerung Richtung Schmiden/Oeffingen als auch die Verbindung in den Stuttgarter Osten stehen laut Christiani aber auf der To-Do-Liste der SSB.