Erstaunte Blicke erntet das neue Stadtbahnmodell DT 8.12 bei der ersten Testfahrt am Donnerstag: Von 14. September an werden fünf neue Züge auf der neuen Strecke der U 12 zum Hallschlag unterwegs sein.

Stuttgart - Etwas erstaunt schauen die wartenden Personen am Gleis die Stadtbahn an, die um die Ecke biegt. Gelb ist sie zwar noch, aber sonst sieht die neue Stadtbahn vom Typ S-DT 8.12 doch um einiges moderner aus als ihre älteren Pendants. Die kantigen Ecken sind fast alle einem runden und dynamischeren Aussehen gewichen, die Frontscheibe ist deutlich größer, die Seitenspiegel fehlen. Dass der Fahrer jetzt allerdings keinen Blick mehr auf das hat, was neben ihm passiert, muss der Fahrgast nicht fürchten. „Ich habe jetzt hier vier Bildschirme, auf denen ich mit Hilfe der Rücksichtkameras alles im Blick habe“, erklärt Joachim Stuber. Der Stadtbahnfahrer transportiert am Donnerstag zum ersten Mal Fahrgäste in der neuen Bahn. Damit bei dieser Testfahrt auch nichts schiefgeht, hat er eine zweitägige Schulung hinter sich.

 

„Im Prinzip ist das Cockpit dem der alten Bahn noch sehr ähnlich“, erklärt der Fahrlehrer Joachim Fleischmann. Trotzdem müssen alle 600 Fahrer der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) die Schulung durchlaufen. „Einige Geräusche und Knöpfe sind dann doch anders, das müssen wir ihnen erklären“, sagt Fleischmann.

Mehr Stauraum für Räder und Rollstühle

Dass einiges anders ist, merkt Feven Waldemariam kaum. Sie ist einer der ersten Fahrgäste, die die Stadtbahn testen dürfen. „Etwas stylischer ist das Außendesign schon“, bemerkt die Studentin. „Von innen sieht sie aber fast genauso aus wie die alten Bahnen. Ein bisschen mehr Stauraum gibt’s jetzt für Fahrräder, das finde ich gut!“ Die klappbaren Sitze im vorderen und hinteren Bereich bieten mehr Stauraum – nicht nur für Fahrräder, auch Kinderwagen und Rollstuhlfahrer haben dort nun wesentlich mehr Platz. Ansonsten ist der Innenraum kaum verändert worden. Aus gutem Grund, wie Thomas Moser findet. Er ist zuständig für die Schienenfahrzeuge. „Das gewohnte Bild, das mittlerweile schon 28 Jahre alt ist, sollte nicht verändert werden. Der Fahrgast fühlt sich hier wohl, und wir hätten wohl eher etwas schlechter als etwas besser machen können.“

Deutlich verbessert hat sich allerdings die Technik am Zustieg: Die Türen gleiten während des Öffnens flach an der Außenseite des Wagens entlang und schwenken nicht mehr bogenförmig an den Bahnsteig. Außerdem sind sie sicherer geworden – auch dünne Gegenstände (wie etwa eine Hundeleine), die sich zwischen Türen eingeklemmt haben, werden von den Sensoren erkannt und hindern die Bahn am Weiterfahren. So soll eine größere Sicherheit für die Fahrgäste gewährleistet werden. Mehr Sicherheit versprechen auch die vergrößerten Frontscheiben, wie Fahrer Stuber erklärt: „Das Cockpit ist niedriger, ich sitze höher, die Scheiben sind größer – das führt dazu, dass ich Personen oder Gegenstände ab 1,20 Meter Höhe und ab einem Abstand von 30 Zentimeter erkennen und so schneller reagieren kann.“ Dies sei seit einigen Jahren europäische Norm und müsse bei allen neu gebauten Bahnen sichergestellt sein.

Dass es am Mittwoch bereits erste ernsthafte Probleme mit dem neuen Modell gegeben hat, relativiert eine SSB-Sprecherin. „Die neue Stadtbahn, die zu einer Testfahrt und ohne Fahrgäste unterwegs war, war keinesfalls fehlerhaft.“ Bei Wartungsarbeiten an der Klimaanlage sei schlichtweg vergessen worden, den Deckel wieder richtig zu schließen. Um größere Schäden an der Fahrleitung auszuschließen, musste diese überprüft werden. Währenddessen wurden auf den Linien U 5, U 6 und U 12 für eine Stunde Ersatzbusse eingesetzt.

20 neue Stadtbahnen sollen bis zum Sommer kommenden Jahres bei der SSB zum Einsatz kommen. Fünf Fahrzeuge sind bereits ausgeliefert, die vom 14. September an vor allem auf der neuen Strecke der U 12 zum Hallschlag unterwegs sein werden.