Die Bauarbeiten an der neuen Stadtbahnstrecke der U 12 gehen voran. Der Rohbau des Tunnels zwischen Hallschlag und Aubrücke ist fertiggestellt. Im Februar können Besucher ihn zu Fuß erkunden.

Stuttgart - Fast elf Monate hat es gedauert. Seit Donnerstag ist der Rohbau des Tunnels zwischen Hallschlag und Aubrücke auf der neuen Teilstrecke der Stadtbahnlinie U 12 fertiggestellt. „Die Zeit der Lückenschlüsse vom vergangenen Herbst ist vorbei“, sagte Susanne Schupp, Pressesprecherin der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) bei der Baustellenbesichtigung. Die komplette Strecke zwischen Remseck und Dürrlewang werde jedoch wohl erst im Sommer 2017 in Betrieb genommen, sagte Schupp weiter. Mit der neuen Streckenführung soll die Fahrtzeit aus dem Norden in die Stadt verkürzt werden. Die U 12 soll dann die vierte Linie im Netz der SSB sein, die mit 80 Meter langen Doppelzügen im Netz unterwegs sein wird. Die neue Strecke der U 12 kostet die SSB insgesamt rund 200 Millionen Euro, davon etwa 60 Millionen für den Abschnitt Hallschlag-Aubrücke. Das Bauprojekt wird von Bund und Land mitfinanziert.

 

Baustelle bereitete Probleme

Ursprünglich sollte die U 12 die Strecke schon im Dezember 2016 befahren, doch der Tunneldurchbruch am Abschnitt Hallschlag-Aubrücke fand gut drei Wochen nach dem eigentlich geplanten Termin statt. Der Untergrund im Bereich der Baustelle bereitete Probleme, hieß es im vergangenen Sommer. Die Geologie an dieser Stelle bestehe aus verschiedenen Gesteinsarten, etwa Lehmboden, Kiesbänke und Travertingestein. Zudem ereignete sich im März 2014 beim Tunnelbau ein schwerer Arbeitsunfall.

Neben dem Neubauabschnitt Hallschlag-Aubrücke gibt es noch zwei weitere Baustellen auf der Strecke der U 12: Dürrlewang bis Wallgraben und Hauptbahnhof bis Milchhof im Europaviertel. Der Streckenabschnitt Dürrlewang-Wallgraben soll bereits am 13. Mai 2016 in Betrieb gehen, sagte Daniel Kohler, SSB-Projektleiter.

Gleisbauer rücken an

Auf dem rund 1100 Meter langen Teilabschnitt zwischen Hallschlag und der Aubrücke gehe es ab März eifrig weiter, sagte Kohler. Die Schwerpunkte im ersten Halbjahr 2016 werden der Ausbau der neuen Haltestelle „Bottroper Straße“ und der Gleisbau sein. Ebenfalls werde das Gelände rund um den Streckenabschnitt gestaltet, so der Projektleiter. „Dabei wird die Löwentorstraße wieder zurückverlegt“, sagte er. Auch die Baucontainer solle verschwinden und der Kinderspielplatz werde wieder hergestellt. Der Stadtteil Münster soll seinen Festplatz zurückbekommen und der Lechweg in den Zustand von vor der Baumaßnahme gebracht werden.

„Die Gleisbauer werden zunächst zwei Weichen für den Abzweig von der U 12 und U 14 auf der Aubrücke einbauen“, erklärte Kohler. Vom 19. März 2016 werde zudem die Strecke zwischen der Haltestelle Freibergstraße und Remseck nur mit Bussen befahren. Die Sperrung dauert bis zum 3. April 2016. Auf der Strecke zwischen Hallschlag und Aubrücke werden von Ostern an mehrere Gleisbautrupps arbeiten. Auch der Tunnel bekomme Gleise, Fahrleitung und Betriebs- und Steuerungstechnik, so Kohler.

Tag der offenen Baustelle am 13. Februar

Die Haltestelle Bottroper Straße liege in einem Trog, erklärte Konrad Fuchs, Projektverantwortlicher vom städtischen Tiefbauamt. Angang März werden die Arbeiten zur Verkleidung der Terrassen an der Südseite der Haltestelle mit sogenannten Cortenstahlblechen und der Wände mit Edelstahlplanken beginnen. Der Cortenstahl habe eine rostige Optik, sagte Fuchs weiter. Die Haltestelle sei „luftig-offen“ geplant worden, so der Experte. Der Himmel werde sich dann etwa in den Edelstahlplanken widerspiegeln.

Zur Feier des Etappenziels auf der Strecke der U 12 veranstaltet die SSB am Samstag, 13. Februar 2016 zwischen 11 und 16 Uhr einen Besichtigungstag für Interessierte. „Das ist die einzige Chance, den rund 490 Meter langen Tunnel mal zu Fuß zu durchqueren“, so Schupp. „Später saust man hier mit der Stadtbahn in einer Minute durch“, sagte Kohler. Die Steigung im Tunnel betrage knapp sieben Prozent, erklärt Fuchs. Das Bauwerk wurde in den vergangenen Monaten auf einer Länge von 200 Metern bergmännisch vorgetrieben. Am Tag der Besichtigung stellen Studierende der Freien Kunsthochschule Stuttgart Projekte im Tunnel und an der Haltestelle aus. Darunter ein Werk aus knapp 25 560 Travertinsteinen aus der Tunnelbaustelle. Die Installation stelle ein Mahnmal gegen den Faschismus dar, erklärte Schupp. Im Tunnel rege ein Werk zum Nachdenken über das Erbe Martin Luthers an.