Alle sind für die große Vision: Eine Niederflurbahn, neue Elektrozüge und Schnellbusse im Kreis Ludwigsburg. Doch als es um die Kosten geht, ist es im Kreistag mit der Harmonie vorbei.

Ludwigsburg - Nicht nur für das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 gibt es einen Imagefilm, der im Bahnhofsturm der Landeshauptstadt in Dauerschleife läuft. Auch das Ludwigsburger Rathaus, in dem gerne groß gedacht wird, hat ein Video aus der Taufe gehoben. Darin sieht die „Doppelstrategie“ der Verwaltung ganz einfach aus, die sowohl eine Niederflurbahn als auch Schnellbusse und sogar Regionalbahnen bis nach Esslingen vorsieht.

 

Bürokratie und jahrelange Planung? Die dicken Aktenordner verschwinden in der Präsentation im Nu. Im Stil des „Asterix“-Prologs wird die Botschaft verbreitetet: Während Stuttgart über Feinstaub und Fahrverbote diskutiert, wird in Ludwigsburg am modernen Verkehrskonzept getüftelt. „Wir wollen intelligente Alternativen bieten“, sagt der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec am Montag als Gast im Verkehrsausschuss des Kreistages. Sein Baubürgermeister Michael Ilk breitet die neue Verkehrswelt in Zahlen aus: Von Markgröningen bis Möglingen in vier Minuten statt in 20, nach Ludwigsburg in zwölf statt 33. Oder in zwei Minuten vom Ludwigsburger Bahnhof bis Wüstenrot in Kornwestheim.

Das Huhn, das Ei und das Küken

So einfach stellt sich der Kompromiss zwischen dem Ludwigsburger OB und dem Landrat Rainer Haas dar. Das Verkehrsministerium hat, wie beide strahlend berichten, vergangene Woche grünes Licht gegeben, neue Regionalbahnen und eine Niederflurbahn parallel voranzutreiben.

Die Kreisräte unterbrachen die demonstrierte Harmonie mit kritischen Fragen. Sie wollten wissen, wer die geschätzten 215 Millionen Euro für die Niederflurbahn zuzüglich 45 Millionen für die Planung bezahlen soll: Ludwigsburg, der Kreis oder die betroffenen Kommunen? „Es muss doch klar sein, wer sich mit welchem Beitrag beteiligt“, forderte der CDU-Rat Reinhard Rosner. Redner aller Fraktionen stimmten dem zu.

Was den Landrat Rainer Haas zu der Bemerkung veranlasste: „Wenn wir uns für die Hochflurbahn der SSB entschieden hätten, wäre es einfacher. Und die Planungskosten niedriger.“ Bei diesem Satz kratzte sich der Ludwigsburger OB Spec, der zwei Plätze weiter entfernt saß, demonstrativ am Kopf und schaute auf den Tisch. Der Landrat versuchte, die Zahlenkrämerei der Kreisräte mit einem blumigen Vergleich zu entkräften: „Das ist, als hätte das Huhn gerade ein Ei gelegt und wir wollten gleich schon wissen, wie das Küken aussieht.“ Sprich: lieber erst später über die Kostenverteilung reden.

Jeder plant sein Lieblingsprojekt

Erst später soll auch über ein anderes Thema gesprochen werden: Über die Reaktivierung der Schusterbahn von Kornwestheim nach Untertürkheim, wie es die Linke in einem Antrag fordert. Alles scheint plötzlich möglich bei den vielen neuen Zuglinien, die in Michael Ilks Präsentation durch halb Baden-Württemberg fahren.

Die Kreisräte bestehen aber auf einer genauen Kostenaufteilung, die nun berechnet werden soll. Sonst ist man sich einig: Der Landrat plant die Niederflurbahn, OB Spec Schnellbusse und Regionalbahn. Dazu wird ein Zweckverband gegründet oder eine Projekt-GmbH. Das erinnert dann wieder an den Stuttgarter Tiefbahnhof.