Weil sich die Verlängerung der Stadtbahntrasse zum Airport verzögert, werden dort andere Projekte behindert. Der Flughafen will deshalb in Vorleistung gehen.

Echterdingen - Der Flughafen will beim Thema Verlängerung der U 6 in Vorleistung gehen und mit dem Bau beginnen, bevor die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ihrerseits mit den Baggern anrücken. Hintergrund ist, dass das derzeit auf 94 Millionen Euro taxierte Gesamtprojekt in Verzug ist, der Flughafen aber mit anderen Bauprojekten zeitlich eingeschränkt ist. Deshalb will der Airport die Endhaltestelle schon früher fertigstellen.

 

„Der Aufsichtsrat hat dafür bereits drei Millionen Euro bewilligt“, sagt Walter Schoefer, einer der beiden Flughafen-Chefs. Das Geld reicht zum Bau eines rund 140 Meter langen Troges. Doch würde Schoefer die Arbeiten sogar noch gerne ausweiten und zudem zwei Brücken bauen, die über die Gleise führen. Dafür wurde noch kein Geld bewilligt. Doch dürfte es daran wohl kaum scheitern, denn gebaut werden müssen die beiden Brücken sowieso.

Die U6-Verlängerung ist geplagt von Kostensteigerungen und Verzögerungen

Die Verlängerung der U 6 vom Gewerbegebiet Fasanenhof über ein Feld parallel zur B 27 bis zum Platz vor der Landesmesse ist eines der nächsten Großvorhaben der SSB. Die Strecke beträgt zwar nur etwas mehr als drei Kilometer, ist aber aufgrund der vielen Übergänge, einer Brücke über die A 8 sowie eines kurzen Tunnels am Flughafen mit 94 Millionen Euro recht teuer. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass sich die Kosten von ursprünglich geplanten 70 Millionen Euro auf eben diese Zahl erhöhen würden. Entstehen sollen mit Flughafen/Messe, Messe-West und LE-Stadionstraße auch drei neue Haltestellen.

Nicht nur die Kosten sind gestiegen, der Baubeginn hat sich auch verzögert. Rechneten die SSB noch im Jahr 2013 damit, dass die U 6 Ende 2017 bis zum Flughafen rollen würde, sollten zwischenzeitlich erst im Sommer 2017 die Bagger anrollen. Das freilich hätte vorausgesetzt, dass die Planfeststellung im September erteilt worden wäre. Diese ist praktisch die Baugenehmigung, aber die SSB hat sie noch nicht. „Wir warten noch auf die Genehmigung und rechnen im Dezember damit“, sagt die SSB-Sprecherin Birte Schaper. Worauf die Verzögerung zurückzuführen sei, kann sie nicht sagen. Die Unterlagen seien jedenfalls alle eingereicht. Die Bauzeit selbst dürfte drei Jahre betragen.

Die Endhaltestelle unter dem Hotel soll vorab gebaut werden

Die ständigen Verzögerungen bringen den Flughafen in die Bredouille, denn dort befinden sich noch andere Bauprojekte in der Warteschleife, die allesamt ob des begrenzten Raums sorgsam eingetaktet werden müssen. So steht vor allem der Bau des Filderbahnhofs im Zuge von Stuttgart 21 an. Aber auch die Landesmesse wird erweitert, Parkplätze fallen weg, neue müssen gebaut werden, zum Beispiel mit einem Parkhaus über den S-Bahn-Gleisen. Und dann ist da noch die Stinag Invest AG, die derzeit in der Airport City ein Hotel baut. 50 Millionen Euro soll es kosten, über 262 Zimmer sowie vier Sterne verfügen und von Mövenpick betrieben werden. Vor drei Monaten war Baubeginn, die Fertigstellung ist für Anfang 2019 vorgesehen.

Das Problem ist, dass die Endhaltestelle der U 6 direkt unter dem Hotel verläuft. Unter Umständen würden die SSB-Arbeiten also noch im Gang sein, wenn die ersten Gäste in das Hotel ziehen. Um eben das zu vermeiden, will der Flughafen in Vorleistung gehen. Gebaut werden Tunnel, Treppen, Brücken, und was sonst noch nötig ist. Auch die Leitungen werden gleich verlegt – aber nicht die Gleise selber oder etwa die Ticketautomaten. Darum werden sich die SSB selbst kümmern.

Je nachdem, wann das sein wird, könnte es also auch sein, dass der Tunnel unter dem neuen Hotel längere Zeit nicht wie vorgesehen genutzt wird. Für die Flughafen-Chefs stellt das kein Problem dar, im Gegenteil. „Das wäre ja derzeit nicht der einzige Tunnel in Stuttgart, der noch nicht genutzt wird“, sagt Georg Fundel. Und der Airport ist ständig auf der Suche nach Flächen, die für verschiedene Dinge zwischengenutzt werden können.