Menschliches Versagen, technischer Fehler oder ein Gegenstand auf den Gleisen? Nachdem am Dienstag in Stuttgart-Ost zwei Stadtbahnen kollidiert und entgleist sind, soll nun ein Sachverständiger den Unfall untersuchen.

Stuttgart - Zwei Stadtbahnen sind am Dienstagvormittag in der Nähe der Haltestelle Stöckach ineinander gefahren und entgleist. Nach Auskunft der Polizei wurden dabei acht Fahrgästen verletzt, sechs von ihnen mussten zunächst in Krankenhäuser gebracht werden. Sie erlitten jedoch zumeist eher leichtere Verletzungen, sagte ein Polizeisprecher. Ein Waggon wurde mit einer Ecke auf den Bahnsteig geschoben und drückte dort das Sperrgitter um. Wände, Türen und Fenster der Bahnen wurden beschädigt, Scherben lagen neben den Gleisen.

 

Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste waren mit zahlreichen Helfern an der Unfallstelle. Schaulustige sammelten sich an den Absperrungen, um die Aufräumarbeiten zu beobachten. Die Stadtbahnlinien U 1, U 2, U 4, U 9 und U 14 mussten an dem Knotenpunkt für mehrere Stunden unterbrochen werden. Nicht auf allen Streckenabschnitten gab es Ersatzbusse. Auch der Autoverkehr wurde zum Teil umgeleitet.

Sachverständiger soll Ursache klären

Wie die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) mitteilten, waren die beiden sich entgegen kommenden Bahnen der Linie U4 gegen 11 Uhr an der Kreuzung Neckarstraße/Hackstraße zusammengestoßen. Zur Unfallursache konnte die Polizei zunächst nichts sagen. SSB-Sprecher Hans-Joachim Knupfer sprach von einem „Eigenunfall“. Eine Stadtbahn sei geradeaus gefahren, obwohl sie hätte abbiegen müssen, hieß es. Ob es vielleicht ein menschlicher Fehler war oder ob eine Weiche versagt habe, lasse sich so schnell nicht sagen. „Dafür müssen erst die Schaltkreise geprüft werden. Vieles ist denkbar“, machte er klar. Es hätte zum Beispiel auch ein Fremdkörper auf den Gleisen gelegen haben können. Arbeiten an Schienen oder Weichen habe es in jüngerer Zeit dort aber nicht gegeben. Ein Sachverständiger soll in den kommenden Wochen die Unfallursache klären. Noch offen sei zunächst auch die Höhe des Sachschadens.

Die viel befahrene Stadtbahnstrecke am Stöckach musste laut SSB in Folge des Unfalls für rund vier Stunden gesperrt werden. Ersatzbusse fuhren von der Staatsgalerie über Neckartor nach Bad Cannstatt und zurück. Zwischen Neckartor und Metzstraße sowie zwischen Neckartor und Karl-Olga-Krankenhaus konnte nach SSB-Infos jedoch kein Ersatzverkehr angeboten werden. Nach Schätzungen Knupfers waren in der Summe einige zehntausend Fahrgäste von den Behinderungen auf der wichtigen Route betroffen, obwohl sich der Unfall glücklicherweise nicht in der Hauptverkehrszeit ereignet habe.

Behinderungen im Stadtbahnverkehr bis zum Nachmittag

Der Autoverkehr in der Neckarstraße wurden laut Polizei zwischen Heilmannstraße und Villastraße umgeleitet. Auch an der Hackstraße führten Verkehrspolizisten die Autofahrer über Ausweichrouten. Größere Staus habe es nicht gegeben, hieß es. Kurz vor 15 Uhr hatte wurde die Sperrung der Stadtbahngleise am Stöckach aufgehoben und die Züge fuhren wieder. Die Feuerwehr hatte die entgleisten Bahnen zuvor mit einem Schleppfahrzeug zurück auf die Schienen gezogen. Eine Bahn wurde bis zur nächsten Abstellmöglichkeit geschleppt, die andere sollte aus eigener Kraft bis nach Möhringen fahren. Allerdings schaffte sie das nicht und entgleiste wenig später im Tunnel zwischen Österreichischem Platz und Marienplatz erneut. Die SSB richteten einen Ersatzverkehr zwischen Erwin-Schoettele-Platz und Rotebühlplatz ein.

Die Gleise am Stöckach seien von SSB-Experten genau angeschaut worden, bevor es am Nachmittag wieder grünes Licht für den Stadtbahnverkehr dort gab, versicherte Knupfer. „Wir sind froh, dass es keine gravierenderen Verletzungen und Schäden gegeben hat.“