Schon seit Jahren sind einige Probleme bekannt, die die bislang geplante Linienführung der Stadtbahn in Ludwigsburg mit sich bringen würde. Eine neue Trassenführung soll Abhilfe schaffen – doch die Innenstadtlinie wird dadurch noch unwahrscheinlicher.

Ludwigsburg: Sabine Armbruster (sar)

Ob das wohl eine Freud’sche Fehlleistung war? Auf der ersten Folie der Präsentation, die Michael Ilk, der Geschäftsführer des Zweckverbands Stadtbahn im Landkreis Ludwigsburg, am Freitag vor dem Kreistag hielt, stand groß zu lesen: „Bahnfrei für Lucie“. Gemeint war „Bahn frei für Lucie“, also die geplante Stadtbahn.

 

So falsch war der Verschreiber aber vielleicht doch nicht. Denn nach der Präsentation zeichnet sich ab, dass einige Straßen, durch die nach den bisherigen Planungen die Stadtbahn künftig rollen sollte, tatsächlich bahnfrei bleiben dürften – andere dagegen, die bislang bahnfrei sein sollten, sind neu ins Spiel gekommen. Der Grund: Nachdem in der Vergangenheit schon mehrfach auf Probleme bei der Streckenführung hingewiesen worden war, ohne dass das Konsequenzen gehabt hätte, sollen diese nun durch einen anderen Schienenverlauf mit einem Schlag gelöst werden.

Drei große Probleme bei der bislang geplanten Linienführung

Als problematisch galten und gelten vor allem die Unterquerung der Bahnhofsgleise, die Überquerung der stark befahrenen B 27 und die des ebenfalls stark frequentierten Busbahnhofs mit rund 1600 An- und Abfahrten täglich. Bislang wurden diese Punkte jedoch vom früheren Geschäftsführer Frank von Meißner immer als lösbar dargestellt – unter anderem mit einer zweiten Unterführung unter den Bahngleisen, dem sogenannten „Schiller-Bypass“.

Doch nachdem Stadt und Landkreis auf absehbare Zeit tiefrote Zahlen schreiben, spielt die Finanzierbarkeit nun offenbar eine größere Rolle als die technische Machbarkeit. „Aufgrund aktueller Erkenntnisse besteht der dringende Wunsch, die Trassenführung aus finanziellen und betrieblichen Gründen innerhalb des Ludwigsburger Stadtgebiets anzupassen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Landkreises.

Bisherige Planungen ohne betriebliche Stabilität

„Ja, die genannten Probleme sind schon länger bekannt“, räumte Ilk im Gespräch mit dieser Zeitung ein und konstatierte: „Mit einem dieser negativen Punkte hätte man klarkommen können, aber nicht mit mehreren.“ Sein Fazit: „Mit der bisherigen Planung kriegen wir betriebliche Stabilität nicht hin.“ Natürlich könne man beispielsweise die B 27 irgendwie überqueren, aber es sei ein erheblicher Aufwand, die Ampelphasen so genau zu berechnen, dass die Stadtbahn auch zu Stoßzeiten pünktlich und ohne langes Warten fahren könne. Und eine zweite Bahnunterführung sei mit erheblichen Termin- und Kostenrisiken verbunden – weswegen nun ein Halt der Stadtbahn an der Westseite des Bahnhofs geplant ist.

Michael Ilk bringt die Solitudestraße als mögliche Stadtbahntrasse ins Gespräch. Foto: Simon Granville

Ein weiterer Punkt, der Ilk wichtig ist: Würde man die Bahn wie bislang geplant durch die Leonberger Straße fahren lassen, müssten dort nicht nur Bäume stark gestutzt oder gefällt werden, auch 80 Prozent der Parkplätze müssten weichen. „Das können wir den Anwohnern nicht zumuten, die keine Möglichkeit haben, auf ihren eigenen Grundstücken zu parken.“

Parallelplanung „kein rausgeschmissenes Geld“

Im Übrigen, versichert Ilk, seien die bisherige Planung der Trassenführung und die jetzige Änderung „kein rausgeschmissenes Geld“. Der Zweckverband Stadtbahn sei schon länger mit einer Alternativtrasse befasst gewesen. „Wir müssen ja für das Planfeststellungsverfahren genau begründen, warum wir genau diese Streckenführung wollen und nicht eine andere“, erklärt er. Es sei daher „okay“ gewesen, parallel zu planen.

Die Überlegungen, die Bahn entlang der Robert-Franck-Allee fahren zu lassen, seien aber schnell vom Tisch gewesen. „Wenn man dort bis zur Stadtbahnhaltestelle einen Weg von 400 oder 500 Meter kalkuliert, gäbe es dort gar nicht genügend potenzielle Fahrgäste.“

Innenstadt südöstlich des Bahnhofs, Stadtbahnhalt am Westeingang

Aber wie soll die als „Option“ bezeichnete Innenstadtlinie funktionieren, wenn die Stadtbahn an der Westseite des Bahnhofs hält und eine zweite Unterführung, mit der die Innenstadt angeschlossen werden könnte, aus den genannten Gründen ausscheidet? Ilk sagt, durch die neuen Planungen solle die Innenstadtlinie nicht „verunmöglicht“ werden und nennt zwei mögliche Optionen.

Nummer eins: Die Stadtbahn quert, von der Keplerbrücke her kommend, den Busbahnhof. Anders als bei der ursprünglichen Planung, bei der die Querung des ZOBs ein großes Problem gewesen wäre, weil sich dort zwei Linien getrennt hätten und eine der Bahnen hätte wenden müssen, würde nur eine darüber fahren und müsste auch nicht umdrehen. „Das wäre zwar immer noch nicht optimal, aber man würde es abgebildet bekommen“, glaubt Ilk. Nummer zwei: Die Bahn könnte die Solitudestraße hinunter in Richtung Arsenalplatz fahren. Optimal scheint auch das nicht: Die Straße ist nicht nur extrem schmal, grenzt an zwei Schulen und kreuzt den stark genutzten Radweg und in Teilen wurden dort auch schon Fernwärmerohre verlegt. Die Vereinbarkeit von Fernwärme und Stadtbahngleisen wurde erst jüngst in Zweifel gezogen.

Bürger sollen informiert werden

Öffentlichkeitsbeteiligung
Die Stadt Ludwigsburg und der Zweckverband Stadtbahn laden interessierte Bürgerinnen und Bürger für den 13. Mai ab 17 Uhr ins Forum in Ludwigsburg ein, um sich umfassend über die Trassenvarianten zu informieren. Dies markiert den Start einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung.

Gemeinderat und Zweckverband
Beide Gremien haben das letzte Wort. Noch vor der Sommerpause soll nach Wunsch des Zweckverbands die endgültige Entscheidung über die Trassenführung im Gemeinderat getroffen werden. Im Anschluss muss dieser Beschluss in der Versammlung des Zweckverbands bestätigt werden.