Das dritte Jahr in Folge verleiht die Stadtbibliothek Saatgut zum selber Anbauen. Besonders Gemüse und alte Sorten sind gefragt. Die Nachfrage wächst.

Alexandra Kirchner hat gerade alle Hände voll zu tun. „Hier liegt Chinalauch auf meinem Schreibtisch“, erzählt sie, „da sind bestimmt 500 Samen drin, die wir jetzt noch unterteilen müssen“. Die Bibliothekarin betreut nicht nur den Verleih von Büchern in der Stadtbibliothek Stuttgart. Seit Kurzem können an vielen Standorten wieder Gemüse-, Kräuter- und Blumensamen entliehen werden, und auch die Rückgabe ist noch in vollem Gange.

 

Das Konzept ist einfach und geht auf: Jeder, der möchte, kann sich zwei Tüten Saatgut mitnehmen, zu Hause säen, ernten und genießen und anschließend das neu gewonnene Saatgut in der Bibliothek zurückgeben. Diese bietet zudem Kurse rund ums Gärtnern und veranstaltet Tauschbörsen, bei denen Setzlinge und besondere Sorten weitergegeben werden.

Das Interesse am Gärtnern wächst

Das Angebot stößt auf großes Interesse bei Jung und Alt, sagt Kirchner, das habe sie selbst überrascht. Als das Projekt vor drei Jahren in ihre Zuständigkeit fiel, war ein Garten für sie einfach ein schöner Ort, um in Ruhe ein Buch zu lesen. Mittlerweile sät, pflanzt und erntet sie selbst mit Begeisterung, genau wie viele ihrer Kolleginnen.

Sie sind immer auf der Suche nach „neuen Schätzen“, um das Angebot weiterzuentwickeln. Dabei halten sie vor allem nach alten Sorten Ausschau, die wegen ihrer Resilienz gefragt sind. Auch von den Nutzern kommen neue Sorten hinzu, wie beispielsweise die Tomaten, die ein Esslinger Student auf seinem Balkon züchtet.

Bereit zum Gärtnern: Alexandra Kirchner freut sich auf die Pflanzsaison. Foto: privat

Das Gemüse ist besonders beliebt, wie auch Zucchini oder Paprika, aus denen sich relativ leicht wieder Saatgut gewinnen lässt. Anspruchsvollere Pflanzen wie der Blumenkohl „Neckarperle“ kommen seltener zurück, insgesamt halten sich Ausleihe und Rückgabe aber die Waage. Gerade jetzt zu Beginn der Saison erinnern sich viele daran, das Saatgut zurückzubringen. „Wir werden noch viele Tüten packen müssen“, erwartet Kirchner, und hofft, dass die Samen in diesem Jahr schon im Herbst den Weg zurück in die Bibliothek finden.