Ausleihen statt Kaufen ist seit jeher das Grundprinzip von Bibliotheken. In Heimsheim wird weitergedacht.

Heimsheim - Bücher, CDs, Filme, Magazine – Medien wie diese reihen sich üblicherweise in den Regalen einer Bibliothek. In der Stadtbibliothek in Heimsheim ist das Angebot zum Ausleihen aber noch um einiges vielfältiger. In der hauseigenen „Leihbar“ stapeln sich auch einige Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Ausleihen kann man hier nicht nur gedruckte Medien, sondern auch Bohrmaschine, Lötpistole, Hochdruckreiniger, Einrad, Slackline, Beamer oder Teleskop.

 

Seit Ende des vergangenen Jahres gibt es das erweiterte Angebot der Bibliothek in Heimsheim. Bis März musste ihr Betrieb allerdings aufgrund der coronabedingten Schließung des Hauses pausieren. Die Leihbar soll Gegenstände umfassen, die meist eher selten benötigt und häufig für viel Geld angeschafft werden, nur, um dann im Schrank zu verstauben.

Lesen Sie hier: Evelyn Bachmann ist die neue Leiterin der Mediathek

Wer eine große Party plant, kann sich in der Bücherei etwa eine Wärmeplatte für Buffets ausleihen. Und wer ein neues Hobby erlernen möchte – etwa das Gehen auf Stelzen –, kann sich so erst einmal ausprobieren, bevor das Equipment angeschafft wird. Für die Einrichtung der Leihbar hat die Bibliothek eine Förderung des Deutschen Bibliotheksverbands von 2000 Euro bekommen und zusätzlich 667 Euro Eigenmittel investiert.

Grüne Bibliothek

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Heimsheimer Bibliothek nicht neu: „Es gab bereits vorher Vorträge und Kooperationen mit BUND- und Fairtrade-Gruppen“, erzählt Bibliothekar Jan Gehrer. Seit 2019 gibt es in Heimsheim einen Sonderbestand „Grün & Fair“, in dem sich alle Medien mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Auch eine Handysammelbox wurde in der Bibliothek aufgestellt, und in einer Tauschbörse können Kunden gebrauchte Gegenstände abgeben und dafür ein anderes mitnehmen. „Gerade steht dort zum Beispiel etwas Geschirr“, berichtet Gehrer. Auch Möbel werden dort hin und wieder abgegeben.

Lesen Sie hier: Am Podest des Dichters wird weiter gesägt

„Die Leihbar ist eine logische Fortsetzung dieses Angebots“, findet Gehrer. Bibliotheken, so bestätigt er, seien in ihrer Natur schon nachhaltig, weil dort Medien geteilt werden – ein sinnvoller Ort also, um eine Art „Nachhaltigkeits-Hub“ zu schaffen. Das ist auch zukunftsträchtig: „Die Bedeutung traditioneller Medien nimmt mit Angeboten wie Netflix ab“, sagt Gehrer. Sich mit der Frage zu beschäftigen, was die Menschen also auch in Zukunft in Bibliotheken zieht, ist also nicht ganz unwichtig.

Das Mikroskop ist besonders beliebt

Seit einigen Monaten hat die Bibliothek in Heimsheim nun wieder auf – die Leihbar wurde seitdem gut aufgenommen, berichten die Bibliotheksmitarbeiter. Besonders beliebt: Das diverse Werkzeug, die Popcorn-Maschine, das Mikroskop und die Nähmaschine. Jetzt, wo es draußen wieder wärmer ist, werden auch die Gegenstände für draußen – etwa das Einrad, aber auch hölzerne Pedale oder Stelzen – häufiger ausgeliehen. Nicht ganz so beliebt sind unterdessen die Karaoke-Anlage oder die Buffet-Wärmeplatte. Das läge, so Jan Gehrer, aber vermutlich daran, dass größere Partys aktuell noch nicht möglich sind.

Probleme mit den Objekten der Leihbar hat es laut den Mitarbeitern bisher noch nicht gegeben. „Nur die Popcorn-Maschine wurde einmal ungereinigt zurückgegeben“, erinnert sich Gehrer. Diese habe man dem Bibliothekskunden dann noch einmal mitgegeben. Größere Schäden gab es aber noch keine. Ob alles noch funktioniert, kontrollieren die Mitarbeiter regelmäßig.

Repair-Café soll einziehen

Bei diesen Angeboten in Sachen Nachhaltigkeit soll es aber in Zukunft nicht bleiben: Gerade stellen die Bibliotheksmitarbeiter ein Repair-Café auf die Beine. Dort sollen in Zukunft unter Anleitung Haushaltsgegenstände repariert werden, damit diese nicht immer gleich weggeschmissen werden müssen – „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennt Jan Gehrer das.

Ähnliche Angebote gibt es beispielsweise auch in Leonberg, in Rutesheim und in Weil der Stadt. Einige Reparateure haben sich schon gefunden, etwa ein Freiwilliger, der sich mit Elektroarbeit auskennt, oder zwei Frauen, die besonders gut nähen können. Mit der Stadt habe man bereits über eine Versicherung der Reparateure gesprochen – damit diese nicht haften müssen, falls mit den reparierten Gegenständen etwas passieren sollte. Weitere Freiwillige sucht die Stadtbibliothek Heimsheim aber nach wie vor. Losgehen soll es dann gegen Herbst.