Die Landessynode will im November im Hospitalhof über Segnung homosexueller Paare entscheiden. Schon jetzt positioniert sich Stadtdekan Søren Schwesig mit einem eindeutigen Ja zur Homo-Ehe.

Stuttgart - Die evangelische Kirche befindet sich auf der Zielgeraden: Auf ihrer Herbsttagung Ende November im Hospitalhof in Stuttgart will die Synode entscheiden, ob homosexuelle Paare in Zukunft den kirchlichen Segen bekommen sollen. Ginge es nach dem evangelischen Stadtdekan Søren Schwesig, könnten demnächst alle homosexuellen Paare in Württemberg einen Segen für ihre Partnerschaft erhalten: „Ich würde es auf Grund meiner theologischen Überzeugungen begrüßen, wenn es für solche Menschen eine Segnung geben würde. Genährt wird diese Überzeugung dadurch, dass ich immer wieder mit solchen Menschen zu tun habe. Ich habe diese Menschen vor Augen, die kirchentreu sind und sich gegenseitig Verlässlichkeit und Respekt versprechen wollen.“

 

Der Entscheidung für die Entscheidung bei der Synode im Herbst war eine leidenschaftliche Diskussion zwischen dem liberalen und konservativen Lager vorausgegangen. Entfacht hatte die Diskussion die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold.

Sie meinte gegenüber dieser Zeitung: „Wir müssen endlich zu einer Öffnung kommen.“ Sonst befürchte sie, „dass es zu großen Verwerfungen innerhalb der Kirche kommt. Wir beschädigen dann die Kirche.“ Zusätzlich für Aufregung innerhalb der Kirche löste Arnold damit aus, dass sie die Schirmherrschaft des Christopher-Street-Days (CSD) übernahm.

Der Pulverdampf scheint sich verzogen zu haben. Auch ein Studientag in Bad Boll zum Thema „Seelsorgerlich und kirchlich verantworteter Umgang mit der Verpartnerung gleichgeschlechtlicher Paare“ kühlte die Gemüter offenbar ab. „Der Studientag fand in einer guten Atmosphäre statt“, so Stadtdekan Schwesig. Inhaltlich steht er hinter Gabriele Arnold. Auch wenn er kritisiert, dass sie den „Weg der Landeskirche mit ihren Äußerungen torpediert“ habe. In der Sache ändere das nichts: „Kirche muss nun eine Antwort geben. Auch weil es eine gesellschaftliche Herausforderung ist. Sie muss darauf antworten, wie sie sich in der Begleitung von Menschen in einer homosexuellen Lebenspartnerschaft sieht.“

Daher dulde diese Entscheidung jetzt keinen Aufschub mehr: „Ich wünsche mir, dass dieser Prozess im Herbst zu einer Entscheidung kommt.“ Schwesig würde es begrüßen, wenn es zu einem Kompromiss käme: Grundsätzlich soll die Segnung homosexueller Lebenspartnerschaften in der Landeskirche möglich sein, aber es dürfe keinen Zwang geben, den Segen zu spenden. „Wenn ein Pfarrer sagt: Ich bin dazu nicht bereit, soll er es nicht machen müssen“, so Schwesig. Sollte es zu dieser Lösung kommen, wäre es aus seiner Sicht ein „großer Schritt für die Landeskirche“.