Stadtentwässerung Göppingen baut um Millionensanierung für das Klärwerk

Die Bausubstanz des Betriebsgebäudes im Göppinger Klärwerk hat sich als desolat erwiesen. Foto: Staufenpress

Schlechte Nachrichten für Gebührenzahler: Im Klärwerk Göppingen werden weitere Großinvestitionen fällig. Der Umbau wird teils mehr als doppelt so teuer wie geplant.

Ins Klärwerk Göppingen, eines der größten im Land, rauscht die braune Abwasserbrühe aus fast dem halben Landkreis (siehe Infobox). Hinten kommt sauberes Wasser raus. Die Anlage zwischen Fils und B 10 bei Uhingen hat schon öfter technische Maßstäbe gesetzt. Nicht erst in einem Beitrag des Fernsehsenders RTL wurde deutlich, wie innovativ die Anlage ist. Thema des Films in der Reihe „Klima Update Spezial“ waren praktische Lösungen gegen den Klimawandel. Mit einem dreijährigen Pilotprojekt sammeln die Stadtentwässerung Göppingen (SEG) und mehrere wissenschaftliche Partner in dem Klärwerk grob gesagt Erfahrungen, wie man mehr Strom gewinnen und Treibhausgase, die bei der Abwasserreinigung entstehen, einsparen kann. Betriebsleiter Georg Gänzle und Baubürgermeisterin Eva Noller berichteten stolz von den Ergebnissen. Die Stromersparnis zahle sich auch für den Gebührenzahler aus, hieß es.

 

Millionen für das Betriebsgebäude

Ganz unabhängig davon sind allerdings weitere Millionenbeträge, die die SEG und damit die Bürger über die Abwassergebühren jetzt für das Klärwerk berappen müssen. Großes Sorgenkind ist derzeit das etwa 30 Jahre alte Betriebsgebäude mit Büros, Laboren und Mitarbeiterräumen. Allein dessen seit zwei Jahren laufende Sanierung samt Erweiterung schlägt finanziell für die SEG voll ins Kontor, denn die Kosten werden sich mehr als verdoppeln. Demnächst soll der Gemeinderat die 11,6-Millionen-Euro-Ausgabe des SEG absegnen. Geplant wurde ursprünglich einmal mit 4,7 Millionen Euro.

Wie kam das? „Ursprünglich wollte man den An- und Umbau bewusst so klein wie möglich halten“, erklärt Andrea Rothfuß, die stellvertretende Pressesprecherin der Stadtverwaltung. Das Aufgabenprogramm enthielt zunächst den Anbau und den Umbau von Umkleiden sowie die Erneuerung der WC-Anlagen. In der aktuellen Vorlage für den Gemeinderat heißt es nun: „Im Verlauf der Baumaßnahme wurde festgestellt, dass die angestrebte Modernisierung des Bestandsgebäudes nicht umgesetzt werden kann. Die ursprünglich als erhaltenswert eingestufte Bausubstanz konnte in großen Teilen nicht erhalten werden. Daher musste die geplante Modernisierung zu einer Generalsanierung erweitert werden“. Sukzessiv mussten bestehende Bauteile aufwendig erneuert werden, erklärt Andrea Rothfuß. Es seien auch statische Fragen und die Fassade betroffen.

Auch der Gasspeicher wird ersetzt

Die um zahlreiche Einzelteile ergänzte Planung musste erst fertiggestellt werden, um sie beschlussreif vorlegen zu können. Deshalb erfuhren die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik erst nach der Sommerpause davon. In der vergangenen Woche wurde die Lage den Gemeinderäten bei einer Besichtigung verdeutlicht. Es habe zwar in der Vorberatung im Ausschuss Diskussionen über die enormen Steigerungen gegeben, berichtet Stadtrat Rudi Bauer (FWG), dann aber setzte sich die Erkenntnis durch, dass es keine Alternative gab. Das Betriebsgebäude sei einfach schlecht gebaut. „Außen hui, innen pfui.“ „Der Betriebsleiter hat uns die unvorhersehbaren Arbeiten plausibel erklärt“, meint Bauer dazu. Er verweist darauf, dass Göppingen und die neun anderen angeschlossenen Städte und Gemeinden mit dem Klärwerk sehr gut aufgestellt sind.

Die etwa 50 Mitarbeiter mussten in ein Containerdorf umziehen, dessen provisorische Module verschlingen 1,64 Millionen Euro bis voraussichtlich Mai 2026. Allerdings hats sich auch der vorhandene Gasspeicher als zu klein erwiesen. Deshalb wird der bestehende Gasspeicher abgebrochen und durch zwei neue mit insgesamt fast dreifachem Volumen ersetzt. Dafür sind 3,2 Millionen Euro veranschlagt. Erneuerungsbedürftig außerdem ist auch die 30 Jahre alte Energie-Hauptverteilung, deren erster Bauabschnitt mit weiteren 1,8 Millionen Euro zu Buche schlägt. Gerade fertig ist die Modernisierung der Vorklärbecken, die 5,4 Millionen Euro kostete.

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