Ein „Rohbaufest“ markiert bei der neuen Begegnungsstätte an der Fellbacher Pauluskirche den Beginn der Ausgestaltung. Das 7,5 Millionen Euro teure Sozialprojekt für den Nordteil der Stadt soll im Herbst 2020 endlich fertiggestellt sein.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Noch gut ein Jahr müssen die Bürger im Fellbacher Norden auf die Eröffnung des Stadtteil- und Familienzentrums warten. Bisher prägt in der Begegnungsstätte an der Pauluskirche der nackte Beton das Bild, im Bereich der Kinderbetreuung im Obergeschoss ist nach wie vor ein Wald aus Stütz-Sprießen zu sehen. Wohl erst im Herbst 2020 sind die Arbeiten an dem millionenschweren Projekt abgeschlossen. Pauluskirchen-Pfarrer Pál Gémes hofft auf eine Fertigstellung zum Schulbeginn im September, Fellbachs Baubürgermeisterin Beatrice Soltys spricht vom „zweiten Halbjahr“.

 

Am Freitag haben Kirche, Stadt und der Evangelische Verein mit Anwohnern ein „Rohbaufest“ gefeiert

Der von der Nachbarschaft wegen Lärm und Staub durchaus kritisch beäugte Bau der Begegnungsstätte liegt halbwegs im Zeitplan. Doch gerade der Einbau von Klimatechnik, Aufzug, Küche und Elektrik wird laut Projektleiterin Stefanie Reger noch viel Zeit beanspruchen. Sichtbar ist schon eine äußerst steile Rampe für die Einfahrt in die Tiefgarage mit ihren 17 Stellplätzen. Für die Fassade ist neben Fenstern mit Dreifach-Verglasung eine Verblendung in Klinker-Optik geplant.

Am Freitag haben Kirche, Stadt und der Evangelische Verein mit Anwohnern ein „Rohbaufest“ gefeiert. Vom Posaunenchor des CVJM mit „Vertraut den neuen Wegen“ musikalisch umrahmt, sprach die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull von einem „Treffpunkt für Sie und ihre Nachbarn“. Im Fellbacher Norden würden – obschon nicht exakt definiert – etwa 6500 Menschen leben. Jeder vierte komme aus einem anderen Kulturkreis. Auch deshalb sei eine Begegnungsstätte wichtig, die gelebte Vielfalt ermögliche.

Herzstück sind eine Caféteria und Räume für Jugend, Senioren und Vereinsarbeit

Axel Wilhelm, der für Pädagogik verantwortliche Vorstand des Evangelischen Vereins, hob in einem Grußwort ebenfalls das gewünschte Miteinander der Kulturen und Religionen hervor. Gleichzeitig warb er um Unterstützung beim Ziel, das Haus mit Leben zu füllen. Neben hauptamtlicher Leitung und professionellen Beratungsangeboten hänge der Erfolg von der Bereitschaft ehrenamtlicher Kräfte ab, sich im Familienzentrum einzubringen.

Pauluskirchen-Pfarrer Pál Gémes wiederum sieht in dem Standort die „außergewöhnliche Chance zur Begegnung auch außerhalb unserer Kirchenmauern“. Im aus Kostengründen deutlich abgespeckten Stadtteil- und Familienzentrum soll es eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen geben. Herzstück sind eine Caféteria und Räume für Jugend, Senioren und Vereinsarbeit. In der Konzeption fest verankert ist laut Axel Wilhelm der Wille zur Veränderung: „Inhaltlich wird dieses Haus nie fertig, es wird immer ein Rohbau bleiben“.

Der lange Streit ums liebe Geld

Wenn die Begegnungsstätte an der Pauluskirche im Herbst 2020 eröffnet wird, findet auch eine gut zwölf Jahre dauernde Planungszeit ein Ende. Bereits 2008 hatte eine Untersuchung der Stadt einen dringenden Bedarf an Hortplätzen und Angeboten für den Bereich bescheinigt. Dass es mit dem Stadtteil- und Familienzentrum länger dauerte, lag auch am Streit um die Kosten. Die finanzielle Größenordnung des samt der Tiefgarage auf 7,5 Millionen Euro taxierten Projekts schreckte Fellbachs Stadträte so sehr, dass sie eine abgespeckte Version der Begegnungsstätte forderten und dem Projekt einen Kostendeckel verordneten. Günstiger wird das um ein Drittel verkleinerte Stadtteilzentrum durch den generellen Anstieg der Baukosten aber auch nach der Warteschleife nicht. Den künftigen Nutzern müssen fast 2200 Quadratmeter Fläche reichen, um einen lebendigen und vielfältig genutzten Treff zu schaffen.