Auf dem Areal an der Ecke Gutenbergstraße/Friedensstraße in Schmiden waren einst eine pharmazeutische Fabrik und eine Druckerei untergebracht. Um die Wohnbaupläne zu verwirklichen, dürfte der Abriss unvermeidlich sein.

Fellbach - Fleißig nährt sich das Wohnungsbau-Eichhörnchen in Fellbach und packt ein Neubaugebiet nach dem anderen an – schließlich soll der von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull angestoßene Wohnbauoffensive 2020 nicht auf halber Strecke die Puste ausgehen, stattdessen soll die dringend notwendige Initiative schwungvoll voran kommen.

 

Gelegentlich können die Planer im Fellbacher Rathaus auf bereits im städtischen Besitz befindliche Freiflächen zurückgreifen – wie bei der Wiese an der Hasenwaldstraße in Schmiden, beim Bolzplatz am Rotkehlchenweg auf der Südseite des Kleinfeldfriedhofs oder bei den einstigen Liegewiesen des alten Fellbacher Freibads östlich der Esslinger Straße. Oder aber die Neubauten ersetzen bestehende, jedoch nicht mehr benötigte und deshalb in absehbarer Zeit zur Entfernung vorgesehene Gebäude – wie an der Karolinger-/Parlerstraße in Schmiden oder beim früheren Hallenbad an der Schillerstraße.

Das Gelände hat eine durchaus imposante Geschichte mit Industrie- und Verwaltungsgebäuden aus den 1950er Jahren vorzuweisen

Ein Projekt mit ähnlicher Abrissperspektive befindet sich in Schmiden. Es geht um ein Areal an der Ecke Gutenberg-/Friedrichstraße, das offiziell als „Alte Schule“ bezeichnet wird. Das ist allerdings durchaus etwas irreführend, denn die eigentliche einstige Schule in Schmiden stand gut 150 Meter weiter östlich direkt an der Fellbacher Straße – mittlerweile befindet sich auf dem Gelände das Seniorenhaus Alte Schule.

Getreu der Devise „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ soll an der Gutenbergstraße ein neuer Wohnkomplex errichtet werden. Das Areal umfasst 5884 Quadratmeter, wie Stadtplaner Christoph Beyer vor einigen Monaten die exakte Berechnung vortrug. Das Gelände hat eine durchaus imposante Geschichte mit Industrie- und Verwaltungsgebäuden aus den 1950er Jahren vorzuweisen – damals waren dort eine pharmazeutische Fabrik und eine Druckerei untergebracht. Zehn Jahre später wurde die Fabrik erweitert.

Dieses südlich der Gotthilf-Bayh-Straße liegende Quartier ist schon länger für ein Wohngebiet in der Diskussion. Im vergangenen Juni befassten sich der Bauausschuss und der Fellbacher Gemeinderat schon einmal mit dem dafür notwendigen neuen Bebauungsplan. Jetzt stand die „Alte Schule“ erneut auf der Tagesordnung des Ausschusses. „Für das Grundstück liegt eine Bauvoranfrage vor, die ausschließlich Wohnungsbau vorsieht“, erläuterte Maike Häussermann vom Stadtplanungsamt den Räten.

Ob und wann die Abrissbirne in Aktion gesetzt wird, ist noch offen

Das Problem: Dieses Bauvorhaben widerspricht den derzeit noch im Bebauungsplan genannten Zielsetzungen. Denn dort ist das Areal in eine besondere „Gemengelage“ eingebettet – rundherum befinden sich gewerbliche Nutzung, Wohnungen, Einzelhandel. Damit dieses Konfliktpotenzial nicht zu Verzögerungen oder gar einer Verhinderung des Vorhabens führt, „ist die zulässige Bebauung und Nutzung klar zu regeln“, heißt es in den schriftlichen Ausführungen des Stadtplanungsamts. Möglich macht dies nun eine Satzung über eine Veränderungssperre für den Planbereich „Alte Schule“. Diese Veränderungssperre hat der Bauausschuss jetzt einstimmig als Empfehlung an den Gemeinderat verabschiedet – sodass die endgültige Entscheidung im Gesamtgremium am Dienstag, 26. Februar, nur noch Formsache sein sollte. Beginn dieser Sitzung im großen Saal des Fellbacher Rathauses ist um 17.30 Uhr.

Ob und wann die Abrissbirne in Aktion gesetzt wird, ist aber noch ebenso offen wie die Frage, wann die ersten Bewohner dort denn einziehen können. Ebenso noch unklar ist, wie viele Familien in dem Komplex eines Tages untergebracht werden können – wobei angesichts der derzeitigen Dimensionen des Langbaus mit seinen vier Stockwerken schon einige Dutzend Wohnungseinheiten zu erwarten sind.