Der Gerlinger Gemeinderat streitet über den künftigen Oberflächenbelag auf dem Maximilian-Kolbe-Platz. Kritiker der bisherigen Planung warnen davor, dass Menschen mit Handicap auf einer holprigen Fläche das Nachsehen hätten.

Gerlingen - Die Planungen zur Umgestaltung des Maximilian-Kolbe-Platzes sorgen in Teilen des Gerlinger Gemeinderats für Unmut, weil Uneinigkeit darüber besteht, wie die Oberfläche des Areals künftig beschaffen sein soll. Die Befürchtung einiger Räte: Ein Pflasterbelag, wie er in den bisherigen Planungen vorgesehen ist, könnte die Barrierefreiheit auf dem Kirchvorplatz massiv einschränken. Vor allem ältere und gehandicapte Menschen, die auf einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen sind, hätten auf einer holprigen Fläche das Nachsehen.

 

Großformatige Platten zu verlegen ist schwierig

So betonte jetzt im Gemeinderat der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Martin Nufer, dass Gerlingen bereits „leidige Erfahrungen mit Pflastersteinbelägen“ gemacht habe. Und auch Gerhard Amos von den Freien Wählern, der selbst Rollstuhlfahrer ist, warnte eindringlich davor, Kopfsteinpflaster wie es beispielsweise entlang der Glems in Ditzingen zum Einsatz kommt, zu verwenden. Im Rollstuhl spüre man jeden Stein, gab Amos seine Erfahrungen wider.

Die Vorentwurfsplanungen des Stuttgarter Landschaftsarchitekturbüros Jetter, das nun einen überarbeiteten Entwurfsplan vorgelegt hat, sehen bislang einen Pflasterbelag im sogenannten Passee-Verband vor. „Dieser kann richtungslos verlegt und an die unterschiedlichen Neigungen des Geländes angepasst werden“, erklärte dazu das zuständige Stadtbauamt. Die Krux: Zwar soll die Oberfläche des Platzes einerseits so homogen wie möglich gestaltet werden, um eine gute Begehbarkeit zu erreichen. Da es sich beim Maximilian-Kolbe-Platz jedoch nicht um eine ebene Fläche handelt, sei andererseits die Größe der Platten oder der verwendeten Steine nach oben hin begrenzt. Eine Oberfläche aus großformatigen, gesägten Platten sei auf dem Areal „mit einer Vielzahl unterschiedlicher gegenläufiger Gefällsituationen“ konstruktiv nicht möglich, argumentiert die Bauverwaltung. Durch vorheriges Sandstrahlen der Steinoberfläche soll bei der geplanten Passee-Bepflasterung nun gleichwohl „eine gut begehbare, ebene Oberfläche“ garantiert werden.

Die neue Planung sieht mehr Grün vor

Nach einer leidenschaftlich geführten Debatte einigte sich das Gremium zwar schlussendlich darauf, der Bepflasterung nach Art eines Passee-Verbands zuzustimmen. Die Räte betonten jedoch unisono die Notwendigkeit, dass die dabei zum Einsatz kommenden Steine so groß wie nur möglich sein sollten.

Der überarbeitete Entwurfsplan für den Kolbe-Platz, der zum Teil im Besitz der Kommune, zum Teil zum Grundstück der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul gehört, sieht nun auch einen höheren Grünanteil als ursprünglich geplant vor. Demnach sollen jetzt am nördlichen Platzrand sieben Fahrzeugstellplätze mit Rasenpflaster entstehen, außerdem ein zusätzliches Pflanzbeet. Im nördlichen Bereich, angrenzend an die Kirche, sind sechs Parkplätze sowie drei Pflanzflächen geplant. Auch ein Baum soll dort erhalten werden. Statt der ursprünglich geplanten Betonsitzflächen hat sich der Gemeinderat für auf Betonsockeln installierte Sitzflächen aus Holz mit Holzrückenlehnen stark gemacht. Außerdem werden zwölf Fahrradabstellplätze entstehen.

In zwei Jahren soll Baustart sein

Insgesamt hat die Stadt Gerlingen für die Neugestaltung des Platzes Mittel in Höhe von 800 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Weitere Detailplanungen sollen im Herbst erfolgen. Die bauliche Umsetzung ist für 2023 vorgesehen.