Der umweltfreundliche Umbau großer Städte ist aktuell eines der wichtigsten Themen unter Architekten, Stadtplanern und Bürgern. Fachleute aus Ungarn, Italien und Frankreich haben im Stuttgarter Rathaus ihre Erfahrungen und Pläne diskutiert.

Stuttgart - Der umweltfreundliche Umbau großer Städte ist aktuell eines der wichtigsten Themen unter Architekten, Stadtplanern und Bürgern. Fachleute aus Ungarn, Italien und Frankreich haben am Donnerstagabend im Rathaus ihre Erfahrungen und Pläne diskutiert.

 

„Grün in der Stadt ist in Italien gerade große Mode. Es ist ein echtes Bedürfnis der Bevölkerung“, erklärte etwa der Architekt Flavio Venturelli. „Doch die Realität in der Politik steht dem entgegen“, fügte er hinzu. Als Beispiel erklärt Venturelli, dass Aspekte wie Dachbegrünungen und andere Umweltthemen bei Flächennutzungsplänen in Italien im Gegensatz zu Deutschland nicht zwingend vorgeschrieben, sondern lediglich eine Option seien, an die man sich halten könne oder eben auch nicht. „Grüne Ideen in der Stadt haben in Italien keine Tradition“, so Venturelli, „Städte wie Mailand versuchen, das heute nachzuholen.“ Sinnbildlich für diese Bemühungen sei etwa das Hochhaus Bosco Verticale mit seiner mit Bäumen begrünten Fassade.

Denis Bocquet ist Professor für Urbanismustheorie und Architektur in Straßburg. Aus seiner Sicht dürfe das Thema Grün in Sachen Stadterneuerung nicht bloß eine Farbe bleiben. „Eine Stadt wie Singapur sieht zwar grün aus mit all den Parks und Palmen, doch ist sie angesichts ihres Energieverbrauchs keinesfalls grün und nachhaltig“, so Bocquet . Mit Blick auf sein Heimatland Frankreich erklärte der Fachmann: „Für eine grüne Stadtentwicklung in Frankreich wäre ein Kulturwandel notwendig.“ Die Kommunen hätten aufgrund der monopolistischen Strukturen im Land beispielsweise kaum eine Chance bei der Energie mitzubestimmen, so der Professor.

Mit Blick auf Stuttgart erklärte der scheidende Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD): „Die Stadt ist derzeit sehr herausgefordert.“ Mit Blick auf eine ökologische Stadtentwicklung lobte Hahn ausdrücklich den Beschluss des Gemeinderats von 1999, der die Entwicklung der Stadt nur noch auf bereits genutzten Flächen vorsieht. „Damit werden die Grünflächen der Stadt geschützt“, sagte Hahn.