Der übel zugerichtete Laubengang der Aussegnungshalle auf dem Backnanger Stadtfriedhof wird wieder hergestellt. Die neuen Tafeln sollen rund 50 000 Euro kosten und möglichst noch 2019 hängen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Seit Mai 2018 klaffen an den Wänden des Laubengangs der Aussegnungshalle auf dem Backnanger Stadtfriedhof Lücken. Die Wände sind nicht schön anzusehen. Damals hatten nach wie vor unbekannte Täter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion 14 Weltkriegs-Gedenktafeln aus ihren Verankerungen gerissen.

 

Jetzt hat der neu gewählte Gemeinderat in seiner konstituierenden Sitzung einstimmig dafür gestimmt, neue Tafeln anfertigen zu lassen. Der Backnanger Grafiker Hellmut G. Bomm war bereits beauftragt worden Vorschläge zu machen. Am Donnerstagabend haben die Stadträte sich Empfehlung einer eigens für die Wiederbeschaffung der Tafeln eingesetzten Kommission angeschlossen: Die Namen von insgesamt 377 Backnanger Weltkriegstoten sollen in gelbfarbene Tafeln aus Juragestein graviert werden. Wenn alles nach Plan läuft, werden laut Auskunft der Verwaltung die neuen Tafeln noch im Laufe dieses Jahres aufgehängt. Ob dieses ehrgeizige Ziel aber erreicht werde, hänge auch von der beauftragten Firma ab, die nach der Ausschreibung der Arbeiten den Zuschlag bekommt.

Materialwert des Diebesguts betrug etwa 12 000 Euro

Im Mai vorigen Jahres hatten die Diebe ihre Beute, die etwa eine Tonne gewogen haben dürfte, vermutlich mit einem Lastwagen abtransportiert. Die Tafeln, die längst eingeschmolzen worden sein dürften, waren 160 Meter mal 60 Zentimeter groß. Der Materialwert des Diebesguts betrug etwa 12 000 Euro. Die neuen Tafeln sollen rund 50 000 Euro kosten, sagte der Erste Bürgermeister, Siegfried Janocha, während der Sitzung. Die Stadt hätte auch weniger Geld investieren können, Tafeln aus Glas zum Beispiel wären deutlich preiswerter gewesen. In einer Nische der Aussegnungshalle werde eine Info-Tafel aufgehängt, auf der auch die Geschichte des Diebstahls nachzulesen sein wird.

Janocha berichtete, dass der Stadtarchivar Bernhard Trefz weitere 54 Namen von Backnangern, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind, aufgespürt habe. Diese würden jetzt auf den neuen Tafeln ebenfalls genannt. Ferner habe der Historiker Geburts- und Sterbedaten, die bislang nicht bekannt waren, ergänzt.

Ute Ulfert (CDU) sagte, „Jura passt am besten“, der Vorschlag sei gut und passe zur „Würde des Anlasses“. Heinz Franke (SPD) erklärte, „der Respekt vor den Kriegsopfern“ gebiete, dass die Stadt die Tafeln ersetze. Michael Malcher (AfD) sagte, seine Fraktion bevorzuge zwar dunkle Tafeln, werde sich aber den Votum der Kommission nicht entgegenstellen.

Weitere Metalldiebstähle in Backnang

Sühnekreuz
Der ehemalige Backnanger OB Jürgen Schmidt hat sich 1999 an einem alten Sühnekreuz versündigt. Er hatte angeordnet, dass der Bauhof ein angebliches Satanskreuz aus dem Plattenwald entfernen möge. Eine Dame hatte ihn angerufen und empört vom Satanskult im Wald berichtet. Schmidt fuhr in den Urlaub, das Missgeschick nahm seinem Lauf. Später war Spaziergängern aufgefallen, dass das Kleindenkmal fehlte. Es wurde kurz vor der Entsorgung gerettet. Die Verwaltungsspitze war ob des Missverständnisses kreuznarret. Der OB musste zu Kreuze kriechen und dürfte drei Kreuze gemacht haben, dass das Kleindenkmal nicht zerstört wurde.

Claqueure
Die Backnanger Claqueure, ein Kunstwerk von Guido Messer, sind 2011 aus einer Lagerhalle gestohlen worden. Dort war die Skulptur während des Straßenfests zwischengelagert worden. Einer der drei Applaus-Spender tauchte bei einem Schrotthändler wieder auf. Der Künstler hat das gesamte Werk längst wieder hergestellt. Die Claqueure stehen wieder vor dem Rathaus