Es hätte nicht viel gefehlt und Manfred Rommel, Jahrgang 1928, wäre schon zur OB-Wahl 1966 gegen den populären Arnulf Klett angetreten. Die CDU-Granden wollten das, aber der junge Regierungsdirektor im Innenministerium lehnte ab. Acht Jahre später, nach Kletts Tod, konnte sich der Sohn des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel dem Drängen seiner Partei nicht mehr entziehen.

 

Am 1. Dezember 1974, im zweiten Wahlgang, gab’s für ihn 58,9 Prozent – ein klarer Erfolg. Auch seine Wiederwahlen 1982 (69,8 Prozent) und 1990 (71,7) wurden zum Beweis für das Vertrauen der Bürgerschaft in den liberalen Christdemokraten, der alles andere war als ein Parteisoldat.

Rommels 22 Jahre im Rathaus waren geprägt vom Terror der RAF in den späten Siebzigern, vom Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und des Flughafens in den Achtzigern, von der kommunalen Finanzkrise in den Neunzigern. Rommel führte – wie sein Vorgänger – den Deutschen Städtetag, unter anderem während der Wende 1989. Liberale Ausländerpolitik, solide Finanzpolitik, mahnende Grundsatzreden zum Wert der Demokratie, vor allem aber sein schwäbischer Humor und seine heiter-philosophischen Appelle an die Vernunft der Bürgerschaft machten ihn so populär wie wohl keinen seiner Vorgänger.

Zwanzig Bücher hat er geschrieben, ernste und heitere. Dass Rommel in seinen letzten Amtsjahren zu einem der Wegbereiter von Stuttgart 21 wurde, nehmen ihm die Gegner des Projektes noch immer übel. Doch der Alt-OB, der seit Mitte der neunziger Jahre an der Parkinson’schen Krankheit leidet, steht nach wie vor dazu. Hochgeehrt, unter anderem mit der Würde eines Ehrenbürgers, hat er Ende Dezember 1996 das Rathaus verlassen. Auch Rommel war ein Glücksfall für Stuttgart.

Wolfgang Schuster – 1996 bis 2012

In der Rückschau gilt Arnulf Klett zu Recht als einer der profiliertesten Oberbürgermeister der Nachkriegszeit. Er führte zeitweise den Deutschen Städtetag und die kommunalen Arbeitgeber. Im Wiederaufbau, im Wirtschaftswunder, im Streben um ein neues demokratisches Gemeinwesen wurden auch Fehler gemacht, etwa der Versuch, die autogerechte Stadt zu errichten. Aber Kletts Leistungen überwiegen bei Weitem: Die Bodenseewasserversorgung, der Bau der gigantischen Leitung vom Bodensee nach Stuttgart, war sein herausragendes Projekt. Der Mann mit der Fliege leistete sich das eine oder andere Skandälchen – seine Bürger verehrten ihn trotzdem. Als er im August 1974 unerwartet starb, war die Trauer groß. Klett hatte sich für seine Stadt aufgeopfert und dabei seine Gesundheit ruiniert.

Manfred Rommel – 1974 bis 1996

Manfred Rommel

Es hätte nicht viel gefehlt und Manfred Rommel, Jahrgang 1928, wäre schon zur OB-Wahl 1966 gegen den populären Arnulf Klett angetreten. Die CDU-Granden wollten das, aber der junge Regierungsdirektor im Innenministerium lehnte ab. Acht Jahre später, nach Kletts Tod, konnte sich der Sohn des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel dem Drängen seiner Partei nicht mehr entziehen.

Am 1. Dezember 1974, im zweiten Wahlgang, gab’s für ihn 58,9 Prozent – ein klarer Erfolg. Auch seine Wiederwahlen 1982 (69,8 Prozent) und 1990 (71,7) wurden zum Beweis für das Vertrauen der Bürgerschaft in den liberalen Christdemokraten, der alles andere war als ein Parteisoldat.

Rommels 22 Jahre im Rathaus waren geprägt vom Terror der RAF in den späten Siebzigern, vom Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und des Flughafens in den Achtzigern, von der kommunalen Finanzkrise in den Neunzigern. Rommel führte – wie sein Vorgänger – den Deutschen Städtetag, unter anderem während der Wende 1989. Liberale Ausländerpolitik, solide Finanzpolitik, mahnende Grundsatzreden zum Wert der Demokratie, vor allem aber sein schwäbischer Humor und seine heiter-philosophischen Appelle an die Vernunft der Bürgerschaft machten ihn so populär wie wohl keinen seiner Vorgänger.

Zwanzig Bücher hat er geschrieben, ernste und heitere. Dass Rommel in seinen letzten Amtsjahren zu einem der Wegbereiter von Stuttgart 21 wurde, nehmen ihm die Gegner des Projektes noch immer übel. Doch der Alt-OB, der seit Mitte der neunziger Jahre an der Parkinson’schen Krankheit leidet, steht nach wie vor dazu. Hochgeehrt, unter anderem mit der Würde eines Ehrenbürgers, hat er Ende Dezember 1996 das Rathaus verlassen. Auch Rommel war ein Glücksfall für Stuttgart.

Wolfgang Schuster – 1996 bis 2012

Wolfgang Schuster

Noch ist es zu früh, die Ära des gebürtigen Ulmers, Jahrgang 1949, historisch abschließend einzuordnen. Manfred Rommels politischer Ziehsohn, wie er CDU-Mitglied, acht Jahre OB von Schwäbisch Gmünd und zunächst Kulturbürgermeister in Stuttgart, ist sowohl ein Verwaltungsprofi wie auch ein politischer Visionär: Die Unregierbarkeit der Megastädte in aller Welt, die Folgen des demografischen Wandels, das wirtschaftliche Aufstreben der Länder in Asien und Südamerika – das sind seine Themen, verbunden mit der Frage: Wie können Stuttgart und seine Region sich in dieser rasant wandelnden Welt auch künftig behaupten?

Einerseits hat Wolfgang Schuster die defensive Finanzpolitik seines Vorgängers fortgesetzt, andererseits verdankt ihm Stuttgart wichtige Kulturprojekte: Kunstmuseum, neue Bibliothek und Stadtmuseum. Mit Stuttgart 21, dem politischen Erbe seines Vorgängers, ist er nicht glücklich geworden – ein Feindbild geradezu für die Gegner. Trotzdem ist Wolfgang Schuster wiedergewählt worden, wenngleich diese Wahl von 2004 eine Zitterpartie für ihn war. Am Beginn dieses Jahres hat der Oberbürgermeister, der am 5. September seinen 63. Geburtstag feiert, den Abschied aus dem Rathaus angekündigt.

Was bleibt? In der Rückschau auf alle Oberbürgermeister seit den Anfängen der kommunalen Demokratie von 1818 lässt sich sagen: Stuttgart hat – sieht man einmal ab vom Nationalsozialismus – mit seinen Stadtoberhäuptern großes Glück gehabt. Profilierte Köpfe, die, jeder in seiner Zeit, durchaus auch Großes geleistet haben, gleichwohl nicht frei von Fehlern und Irrtümern gewesen sind. Wer immer am 7. oder 21. Oktober zum neuen Oberhaupt der Landeshauptstadt gewählt wird – er oder sie tritt, zumal historisch gesehen, in große Fußstapfen.

Die bisherigen Folgen der Serie: Einst war der OB nur von Königs Gnaden Die Ära der großen Stadtmodernisierer Ein OB von Hitlers Gnaden