Das Amt für Stadtplanung und Wohnen möchte im Stadtbezirk nicht nur das neue Verkehrskonzept zeitnah auf den Weg bringen.
Stuttgart-Botnang - Was sich viele Botnanger seit Jahren wünschen, könnte schon bis zum Jahr 2026 Realität werden: Wesentlich weniger Autos im Zentrum und deutlich attraktivere Flächen für Fußgänger und Radfahrer.
Seit August liegt der Entwurf des neuen Verkehrskonzepts für die Botnanger Ortsmitte vor. Das Ingenieurbüro für Verkehrswesen Koehler und Leutwein präsentierte drei Optionen und eine sogenannte Vorzugsvariante, die auch die Stadtverwaltung präferiert. Der Entwurf sieht unter anderem vor, den Einbahnstraßenring im Zentrum zu erweitern, um den Durchgangsverkehr zu reduzieren sowie mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Zudem sollen 35 der bestehenden 215 Parkplätze entfallen.
Der Vorschlag sei mutlos und nicht ambitioniert genug
Dieser Vorschlag stieß zuletzt in der Bevölkerung immer wieder auf Kritik. Er sei mutlos und nicht ambitioniert genug, sagte beispielsweise der Sprecher der Initiative verkehrsberuhigtes Botnang, Friedrich Schröder. „Moderne Stadtentwicklungsinstrumente wie Shared Spaces, Grün- oder Spielflächen fehlen.“ Anders sehe das bei den fünf Entwürfen von Studierenden des Masterstudiengangs Stadtplanung der Hochschule für Technik aus, die ebenfalls seit August vorliegen und gemeinsam mit den Varianten des Verkehrskonzepts einige Wochen im Bezirksrathaus zu sehen waren (wir berichteten).
Bislang musste man in Botnang davon ausgehen, dass nach der Umsetzung des neuen Verkehrskonzeptes erst einmal eine lange Durststrecke folgen würde. Im Stuttgarter Rathaus und in den Amtsstuben war bei den studentischen Entwürfen von Visionen die Rede, die – wenn überhaupt – erst in ein, zwei oder drei Jahrzehnten umgesetzt würden. Doch Martin Holch vom Amt für Stadtplanung und Wohnen stellte in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates klar, dass es nicht bei einem neuen Verkehrskonzept bleiben werde, sondern auch das passende Freiflächenkonzept dazu zeitnah in Auftrag gegeben werden soll – im Frühjahr 2022, wenn alles nach Plan läuft. Auch die Ideen der Studenten sollen eine Rolle spielen. „Wir gehen davon aus, dass spätestens im Februar nächsten Jahres das Verkehrskonzept im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik vorgestellt wird.“ Die Stadträte sollen dann nicht nur das Konzept für gut befinden, sondern auch Planungsmittel für den weiteren Prozess bereitstellen. „Die liegen insgesamt sicher unterhalb einer Million Euro“, sagt Holch. Dennoch müsse man EU-weit ausschreiben. „Das ist aufwendig und wird mindestens ein halbes Jahr dauern.“
Im Sommer 2023 einen Grundsatzbeschluss herbeiführen
Im Frühjahr 2023 wolle man eine Entwurfsplanung auf dem Tisch liegen haben – samt Kostenberechnung. „Dann könnten wir im Sommer 2023 einen Grundsatzbeschluss herbeiführen, und nach einem Jahr Ausführungsplanung dann loslegen“, sagt Holch – wenn denn der Gemeinderat die notwendigen finanziellen Mittel auch im Doppelhaushalt 2024/2025 zur Verfügung stellt. 2025 sollen dann die Baumaßnahmen beginnen.
Und wann ist mit der Realisierung des Verkehrs- und Freiflächenkonzepts zu rechnen? „Die Faustregel lautet: vier Jahre Planung, ein Jahr Bau, zwei Jahre Beschwerdemanagement“, sagte Stadtplaner Holch auf Nachfrage unserer Zeitung. Ein straffer Zeitplan. Die Botnanger und die Bezirksbeiräte hoffen auf jeden Fall, dass alles so eintritt, wie sich das Martin Holch vorstellt. „Die Entwürfe der Studierenden sind sehr wertvoll und märchenhaft. Manchmal werden Märchen wahr. Gebt den Menschen Raum und macht Botnang noch schöner“, sagte Markus Majev (Grüne). Und Michael Schneider (CDU) betonte, dass ihm nun bewusst geworden sei, dass man die Entwürfe der Studierenden und das Verkehrskonzept nicht gegeneinander abwägen müsse, sondern beides zeitnah umsetzbar sei.