Das Defizit liegt bei rund 850 000 Euro. Dennoch sind viele Veranstaltungen gut bis sehr gut ausgelastet.

Leonberg - Soll die Stadthalle mehr eigene Veranstaltungen anbieten? Oder ist das zu teuer? Über dieses Thema war der Leonberger Gemeinderat in der Vergangenheit meist geteilter Meinung. Die Grünen hatten bei der Haushaltsberatung im November sogar vorgeschlagen, die ganze Einrichtung aufgrund des enormen jährlichen Defizits abzureißen. Dazu ist dringend eine Sanierung nötig.

 

Ein Blick auf die Veranstaltungen des vergangenen Jahres zeigt: Die Auslastung bei Konzerten, Theater und Shows liegt bei 73,4 Prozent. Eingerechnet sind dabei aber auch Veranstaltungen von Fremdanbietern, darunter stets ausverkaufte Klassiker wie die TV-Aufzeichnungen von „Hannes und der Bürgermeister“ oder das Neujahrskonzert des Sinfonieorchesters Leonberg. Bei den eigenen Terminen, die auch im Abo gekauft werden können, wie etwa „Der Nussknacker“ oder das „Live Sand-Theater“, sind jedoch im Schnitt nur 60 Prozent der Tickets verkauft worden.

Weniger Veranstaltungen im eigenen Abo

„Vor einigen Jahren hat die Stadt viel mehr Eigenveranstaltungen angeboten, dabei tragen wir aber das volle Risiko“, sagt die Stadtsprecherin Undine Thiel. Nach Ende des gemeinsamen Kulturabonnements mit Böblingen und Sindelfingen hat Leonberg 2014 ein eigenes Mini-Abo aufgelegt – mit weniger eigenen Veranstaltungen. „Wenn sich ein fremder Veranstalter in der Stadthalle einmietet, ist es unerheblich für uns, wie viele Zuschauer kommen. Das Risiko trägt dann der Veranstalter“, sagt Thiel. Wobei eine volle Halle immer ein Aushängeschild sei.

Zu den Quotenbringern zählten im vergangenen Jahr das Konzert von Konstantin Wecker, Comedy und Kabarett mit Christoph Sonntag, Michl Müller und den Gscheidles oder Kindertheater wie „Die kleine Meerjungsfrau“. Auch das Benefizkonzert des Sinfonieorchesters und der Jugendmusikpreis waren ausverkauft.

Wie bestellt, so wird bestuhlt

Der große und kleine Saal werden dabei je nach Bedarf mit Stühlen ausgestattet. „Das kommt immer drauf an, wie es bestellt wird“, sagt Stadtsprecherin Thiel. Bis zu 750 Sitzplätze im großen Saal sind möglich. Wenn dann nur 500 Zuschauer kommen, liegt die Auslastung bei 66 Prozent. Wird aber nur für 500 Gäste bestellt, werden auch nur so viele Sitze aufgebaut, die Auslastung läge dann eben bei 100 Prozent, obwohl gleich viele Tickets verkauft wurden. Für das vergangene Jahr liegen bislang nur teilweise Zahlen vor.

2016 jedoch wurden 17 153 Besucher bei 37 Veranstaltungen gezählt, davon 15 eigene. Für die Spielzeit von Herbst 2015 bis Sommer 2016 wurden 650 Abos verkauft, für die derzeitige sogar 880. Dazu finden in der Stadthalle auch regelmäßig Tagungen, Kongresse oder Messen statt, sowohl in den Seminarräumen, als auch den Sälen. „Unser Ziel ist es, ein breites Kulturangebot zu bieten und trotzdem wirtschaftlich zu bleiben“, erklärt Undine Thiel. Den Betrieb ließ sich die Stadt 2015 rund 1,36 Millionen Euro kosten, das Minus lag dabei bei rund 850 000 Euro.

Bewährtes und Neues

Dabei setze man auf einen Mix aus Bewährtem, wie etwa Kindertheater, Russisches Nationalballett oder Wiener Operettenbühne – aber auch Neuem. Nicht dazu gehört allerdings die Männer-Stripshow „Mantastic Sixxpaxx“, die an diesem Sonntag (19 Uhr) das erste Mal in der Stadthalle gastiert. Dies ist eine Fremdveranstaltung. Ob Waschbrettbäuche und wallende Hormone aber nicht auch der Stadthallen-Bilanz zu neuen Höhepunkten verhelfen könnten?