Auf die Plätze, in die Turnschuhe und rein in die Stadt! Das Wochenende in Stuttgart brachte kulturelle Vielfalt: Graffiti im Westen, Lektüre in Mitte und Kunst im Norden.

Stuttgart - Beinahe alles, was in der Graffiti-Szene in Stuttgart Rang und Namen hat, war am Freitagabend im Westen unterwegs. In den tollen Räumlichkeiten des Kulturvereins Outer Rim hat die Ausstellung von Phixe21 eröffnet, der Laden ist dabei fast aus allen Nähten geplatzt. „Das ist unsere bisher größte Veranstaltung“, sagte der Mitorganisator Stefan Bubeck. Für den Graffiti-Künstler Phixe21 war die Eröffnung und ist überhaupt die ganze Ausstellung ebenfalls ein großes Ding – sie ist seine erste. „Meine Taufe“, wie er es selbst am Freitag scherzhaft nannte. Sehr viel mehr konnte man ihm dazu aber nicht entlocken. Doch das ist in Ordnung: Er ist bescheiden, will erst einmal schauen, wohin alles führt. Erst mal nicht zu viel Öffentlichkeit, sondern eine kleine Schau in einer kleinen aber sehr feinen Location mitten im Westen. Nun soll in dieser kleinen Kolumne trotzdem ein bisschen die Werbetrommel für Phixe21 gerührt werden. Denn die Ausstellung lohnt! Der polnische Künstler, der seit vier Jahren in Stuttgart lebt, bemalt nicht nur Leinwände, sondern auch Schallplatten und Skateboards. Sein Stil: konkret, klar und gleichzeitig abstrakt. Die Ausstellung ist noch bis Ende Januar in der Bebelstraße 70 zu sehen.

 

Ebenso voll war’s am vergangenen Samstag beim Opening des Super Popular Sanchez. Aufs hiesige Feiervolk ist halt Verlass. Wenn etwas Neues aufmacht, ist es immer brechend voll. Wer es noch nicht in den neuen Club in der U-Bahn-Station Staatsgalerie geschafft hat, sollte das spätestens am Freitag nachholen. Denn auch dort lohnt ein Besuch. Der Club ist super geworden, schon rein äußerlich, schließlich haben sich sowohl Daniel Geiger als auch Julia Humpfer kreativ verewigt. Muss man mehr sagen?

Am Freitag kann man es erst mal gediegen angehen lassen. Mit einem Weinchen und einer Lesung. In der Schräglage wird, ganz ungewöhnlich, gelesen. MC Rene ist zu Gast, der dem ein oder anderen aus den Neunzigern als Rapper bekannt ist. Was viele aber nicht wissen: Der 36-Jährige hat auch im Callcenter gearbeitet und als Comedian. Für Letzteres hat er einiges gewagt: Er kündigte Wohnung und Job und tourte mit der Bahncard 100 Späße machend durch die Republik. Insgesamt schaffte er 970 Stunden in der Bahn – in nur einem Jahr! Seine Erfahrungen hat der Deutsch-Marokkaner, der eigentlich René el-Khazraje heißt, in einem Buch verarbeitet. Die Lesung zu „Alles auf eine Karte – Wir sehen uns im Zug“ beginnt um 20 Uhr und danach wird, nun wieder wie üblich, gefeiert.

Die Lektüre von MC Rene ist sicherlich auch etwas, das man gut zu Weihnachten verschenken kann. Noch mehr Geschenkideen gibt’s dann am Sonntag beim Kunstkaufhaus in den Wagenhallen oder auf der Dekumo in der Türlenstraße. Da sollte man hingehen, um nicht wieder am 24. völlig aufgelöst durch die Königstraße rennen zu müssen.