Um die Open-Air-Saison unbeschadet zu überstehen, sollten einige Grundregeln beachtet werden. Das kleine Festival-Einmaleins.

Stuttgart - Beach Boys in den Wagenhallen, Hip-Hop-Open in Bad Cannstatt und Rocker-Staatstheater-Sommerfest: die Open-Air-Saison ist in vollem Gange. Um den Festival-Sommer einigermaßen unbeschadet zu überstehen, sollte man einige Grundregeln beachten: körperliche Hygiene ist zwischen Hip-Hop und Rock total verpönt. Als ich auf dem Southside Festival kürzlich als wahrscheinlich einziger Gast geduscht habe, wäre ich beinahe mit Dosen-Ravioli gesteinigt worden. Frisch gewaschene Haare entsprechen zwischen Casper und Arcade Fire scheinbar nicht den Festival-Konventionen. Sorry, Anfängerfehler.

 

Zweite wichtige Regel: Bringen Sie bitte ihre eigene fahrende Einzimmer-Wohnung mit. Ich habe mir einen Bus mit dem Spitznamen Schlumpf gekauft (der Name muss mit dem männlichen Teilhaber, der zu einem, nun ja, männlicheren Namen tendiert, noch ausführlicher diskutiert werden), in dem man dank isolierter Scheiben sogar neben dem Metallica-Fanclub schlafen kann. Ein Traum.

Kein Grande Royale dafür ein Supermarkt für Klamotten

Die dritte elementare Regel ist eine berufliche: Man sollte keine Künstler interviewen müssen, bei denen man schlotternde Knie bekommt. Ich muss bei den Hip-Hop-Open die amerikanische Hip-Hop-Ikone Nas befragen und habe panische Angst: „Hello, I am from Zaberfeld. What are the Parallelen between Zaberfeld and New York?“ Ein Alptraum.

Davor aber noch ein paar Nachrichten aus der Stuttgarter Popkultur: Das Projekt Grande Royale droht zu scheitern. Die Kneipe hätte eigentlich schon lange an der Immenhofer Straße eröffnen sollen. Anderswo im Süden, nämlich am Marienplatz, eröffnet dagegen am Donnerstag ein Laden mit Namen „Temps – temporary Supermarket“. Dort soll es die wirklich wichtigen Grundnahrungsmittel geben, also kleine Klamotten-Labels samt passendem Kulturprogramm. Der temporäre Shop wird auf einer leer stehenden Fläche im Kaiserbau eröffnen, bis dort ein neuer gastronomischer Mieter einzieht. Es ist das neue Projekt von Hannes Steim, der schon an der Königstraße das La pour La und die dazugehörige Galerie im Untergeschoss betreibt. Man sollte vielleicht doch an den Marienplatz ziehen. Hipper geht’s kaum.

Vom Marienplatz zu den Wagenhallen: Am Samstag starten die Macher des mittlerweile geschlossenen Clubs Rocker 33 eine Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart. „Crossfade“ nennt sich das ungewöhnliche Zusammenspiel, bei dem eine Brücke geschlagen wird zwischen Hochkultur und Disko. Eigentlich hätte die sommerliche Kultur-Party im Nord stattfinden sollen, die kleine, aber feine Bühne der Staatstheater ist aber noch nicht ravetauglich, daher weicht man in die Wagenhallen aus. Dort soll dann nicht nur getanzt, gegrillt und WM geguckt werden, auch die Schauspieler werden sich einbringen. Wie? Das wird noch nicht verraten. Wir kommen ausnahmsweise wieder frisch geduscht.