Stuttgart, für immer erste Liebe? In unserer Reihe erzählen Stadtkinder, was sie an ihrer City so lieben - und was sie so richtig nervt. Heute mit Schmachtfetzen-Shop-Chefin und Burlesque-Queen Johanna Hellmich.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Laut, impulsiv, hoffnungslos optimistisch - Johanna Hellmich hat fast immer gute Laune, trägt und verkauft die buntesten Klamotten im Kessel, stellt Shows auf die Beine, die das Städtle zuvor nie gesehen hat. Ja, die 34-Jährige hat Power für Vier, kriegt ganz nebenbei den Alltag mit Kind und Freund unter einen Hut, gibt Tanzkurse und und und. Kein Wunder ist Frauenpower ihr Thema und die Kooperation mit dem Label Bauchfrauen nur der nächste logische Schritt.

 

Eine Woche voller Liebe

Mit Sandra Wurster, die das Label Bauchfrauen im vergangen Jahr gegründet hat, stellte sie nun das Event "Eine Woche voller Liebe", das von Mittwoch bis Samstag in ihrem Laden Schmachtfetzen stattfindet, auf die Beine. Um was geht es? "Wir hatten Bock, Frauen zu pushen, sich selbst zu lieben. Und haben uns gedacht, warum am Valentinstag nur die Liebe zum Partner feiern, wieso nicht auch mal die Liebe zu uns selbst", erklärt Sandra. 

Johanna freut sich sehr über den Kontakt zur selbsternannten Bauchfrau, der über Kim Hoss, die bei ihr im Shop arbeitet, zustande gekommen ist. "Mich hat total angesprochen, was Sandra da macht. Vielfalt, Selbstliebe und -akzeptanz sind genau meine Themen." Das will ich durchaus auch mit dem Laden, dass man sich in den Teilen, die ich verkaufe, schön findet. Wir Frauen sollten uns sowieso viel mehr unterstützen."

In der Woche geht es also um die Liebe zu sich selbst. "Wir haben uns mehrere kleine Aktionen überlegt", sagen die Power-Frauen. Auf die Kundinnen warten ein Gewinnspiel, "Du bist schön"-Jutebeutel, Poster und Sticker vom Label Bauchfrauen und am Samstag zwei Vorträge von Sandra zum Thema Selbstliebe - um 13 und 15 Uhr - außerdem gibt es eine Foto-Aktion mit dem Hashtag #dubistschön.  

"Ich brauche immer Bewegung in meinem Leben"

Dass Frauen ihren Körper wieder mehr feiern, ist Johanna auch ein Anliegen bei ihren Burlesque-Partys, die sie seit fünf Jahren veranstaltet. "Da stehen Ladies auf der Bühne, mit denen man sich identifizieren kann und die man sich angucken will, obwohl oder gerade weil sie nicht aussehen wie ein Model. Und alle Frauen feiern es, weil sie merken: Hey, das könnte ja ich sein." Auch die Kostüme haben bei der 34-Jährigen ganz viel mit "Ich mag meinen Körper und will unter anderem meinen sexy Booty feiern" zu tun. Die Inspiration dafür würde sie immer wie der Blitz treffen - wie viele andere Entscheidungen in ihrem Leben auch.

Zum Beispiel auch die mit dem Laden. "Die Boys und Girls auf meinen Partys wollten sexy und nice aussehen, aber wussten nicht, wo sie die Klamotten herbekommen sollten." Anstatt aufs Online-Shopping zu verweisen, dachte sich die Tänzern: "Wisst ihr was, ich mache einen eigenen Laden auf." So ist sie eben. "Ich treffe viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus", betont die Shop-Chefin. Genauso spontan kam sie von Augsburg nach Stuttgart, landete nach Praktikum und Job beim Stuttgarter Ballett in der IT-Branche und hat jetzt ihre eigene Boutique - ein wilder Mix, mindestens genauso wild wie Johanna selbst.

Was die gebürtige Augsburgerin sonst noch so für Stuttgart übrig hat, folgt im Fragebogen.

Dein Beruf in Eigendefinition: Ladenbesitzerin von „Schmachtfetzen“ und Burlesque-Tänzerin

Seit wann lebst du in Stuttgart? Seit 2008

Wo wohnst du heute? Am Marienplatz 

Was gefällt dir an dieser Ecke besonders, was eher weniger? Ich mag, dass ich auf wenigen Metern alles habe, was ich zum täglichen Leben brauche. Da ich kein Auto habe, bin ich hier super flexibel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Leider ist der Verkehr doch lauter als gedacht, deswegen können wir nachts nie das Fenster auflassen.

Wann und wo hast du dich in Stuttgart verliebt? Stuttgart hat so viel Potenzial! Hier kann man mit tollen Menschen etwas auf die Beine stellen, das es noch nicht gibt und viele Menschen erreicht und interessiert. Als ich das erkannt habe, war's um mich geschehen. Sachen machen ist nämlich meine Spezialität.

Wo hängst du am liebsten rum und warum? Meine Hood ist der Süden/Mitte. Hier wohne ich, hier ist mein Laden, hier verbringe ich die meiste Zeit.

Wo ist Stuttgart am schönsten? In der Zacke. Die Aussicht ist der Hammer, jeden Tag auf's Neue.

Wo am hässlichsten? Der Bahnhof ist grad echt hässlich. Der ewige Stau in der Stadt ist auch ziemlich hässlich. Und dieser schlimme Parkplatz unter der Paulinenbrücke am Österreichischen Platz, igitt.

Ein Daueraufreger in dieser Stadt ist…natürlich der Feinstaub, der Verkehr und die vielen Baustellen. Regt mich wirklich auf. Und das doofe ist: Man kann nichts dagegen tun. Außer zum Beispiel, auf sein Auto zu verzichten. Machen nur leider so wenige Menschen, echt schade.

Wäre Stuttgart eine Tanzrichtung, welche wäre es? Ballett. Weil hier in Stuttgart einfach eine wahnsinnig renommierte Company tanzt mit einer langen Tradition und Historie, so stark.

Wo kann man in Stuttgart am besten tanzen? In meinen Burlesque-Kursen, jeden Dienstag um 19 Uhr im Studio Lalo Tango am Marienplatz! Schnuppern ist jeder Zeit möglich.

Ein Geheimtipp, den du ausnahmsweise mit uns teilst: In Stuttgart geht richtig viel in Sachen Burlesque, das wissen die wenigsten. Deswegen mein ultimativer Geheimtipp: Meine nächste Burlesque-Party im „Raspberry Club“ am 30. April! Sexy Shows und gute Mucke – da kann man nicht meckern.

Welchen Ort wählst du für ein romantisches Date? Ein Spaziergang zur Karlshöhe. Inklusive Picknick. Wenn der Typ mich außer Atem und mit rot-verschwitztem Gesicht auch noch mag, ist alles geritzt.

Wie reagierst du, wenn jemand sagt, die Stadt sei hässlich? Gib Stuttgart eine Chance! Klar, Stuttgart ist keine Stadt auf den ersten Blick, aber der Kessel hat so viel zu bieten. Man braucht halt Geduld.

Dein Lieblingsrestaurant? Kurose. Große Sushi-Liebe!

Deine Lieblingskneipe? Gaststätte Hörz. Feels like home.

Wo bist du richtig und oft abgestürzt? Wenn überhaupt, dann auf privaten Feiern. Da ist der Weg ins Bett oder zur Gästecouch am kürzesten.

Wie bist du in der Stadt unterwegs? Am liebsten mit meiner Vespa, ansonsten mit der U-Bahn.

Was fehlt dieser Stadt am meisten? Wasser! Als Bayerin fehlen mir hier jeden Sommer die Badeseen oder der Fluss, in den man einfach hineinspringen kann. Im Sommer hab ich immer Heimweh.

Was würdest du sofort ändern, wenn du OB wärst? Die Straßenführung! Weniger Autos würden der Stadt echt gut tun.

Was wolltest du in Stuttgart schon immer mal machen, hast es aber noch nie geschafft? Zu den Heslacher Wasserfällen gehen.