Stuttgart, für immer erste Liebe? In unserer Reihe erzählen Stadtkinder, was sie an ihrer City so lieben - und was sie so richtig nervt. Heute mit Musiker Noah Kwaku.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Volles Haus, Herzrasen, Filmriss - Noah Kwaku zehrt noch immer von diesem einen bestimmten Abend in der Bar Rakete. Dort fand kürzlich die Release-Party zu seiner ersten EP statt, dort zeigte sich der Stuttgarter Musiker erstmals verletzlich mit eigenen Songs. "Nach dem Konzert wusste ich erst gar nicht, was passiert ist, ich war so aufgeregt und konzentriert. Als ich dann ein paar Videos gesehen habe, kam die Erinnerung zurück", schildert der Sänger, der an der Musikhochschule "Elementare Musik-Pädagogik" mit dem Hauptfach "Jazz-Gesang" studiert, den Konzert-Abend.

 

Gerade hat für den 24-Jährigen die vorlesungsfreie Zeit begonnen, genau richtig, um alles mal ein bisschen sacken zu lassen und die eigene Hood wieder so richtig zu genießen. Straight outta Sillenbuch zog es den Musiker vor einer ganzen Weile an den Marienplatz, dort liebt und lebt er die Dolce-Vita-Vibes - vor allem im Sommer. "Man geht aus dem Haus und trifft immer jemanden, den man kennt", freut sich der Student. Und trotzdem oder gerade deshalb ist es ihm oft auch zu eng im Kessel. "Ich hadere gerade viel mit der Stadt, vielleicht auch, weil ich einfach schon immer hier bin und weil ich genau weiß, dass ich mal weg muss."

Eine kleine Tour im September

Da kommt dem Sänger die geplante kleine Tour im September gerade recht. Die soll sich im Ländle abspielen. Und wie viele Konzerte wird es geben? "Nicht zu viele, vor allem in Stuttgart, ich kann ja nicht immer das Gleiche singen und ich will ja auch bei meinen Songs bleiben." Apropos eigene Songs. Die zu schreiben sei für Noah ein großer Schritt gewesen. Nach vielen gecoverten Liedern und jeder Menge Jam-Sessions wusste der Sänger nur: "Ich habe keine Lust mehr, die Lieder von anderen zu singen." Er sei blockiert gewesen. "Ich habe immer gedacht, ich kann nicht schreiben. Man legt ja auch seine Gefühle und Gedanken offen und macht sich damit irgendwie verletzlich. Aber das klappt jetzt immer besser." Gut so.

Mehr über den Musiker erfahrt ihr hier >>> und im Fragenbogen.

Dein Beruf in Eigendefinition: Musiker

Seit wann lebst du in Stuttgart? Born and raised in Riedenberg.

Wo wohnst du heute? Im Stuttgarter Süden, gleich beim Marienplatz.

Was gefällt dir an dieser Ecke besonders, was eher weniger? Ich finde die Entwicklung von Marienplatz und Tübinger Straße schön mit anzuschauen. Und die Zahnradbahn bringt einen schnell an den Kesselrand. Das kann manchmal ganz nützlich sein. Weniger gut gefällt mir die Haupstätter Straße.

Wann und wo hast du dich in Stuttgart verliebt? Nach dem Abi war ich eine Weile im Ausland. Als ich zurückkam, hat gerade ein sehr entspannter Sommer angefangen. Ich glaube, in der Zeit habe ich angefangen, Stuttgart mehr wertzuschätzen.

Welches Musik-Genre beschreibt Stuttgart am besten und warum? Ich würde schon sagen, dass Mainstream-Pop am besten passt. Dann ist’s wie im Radio: Jedes vierte Lied ist ganz gut und ab und an kommt ein zeitloser Hit. Das kommt mir so vor, weil ich kürzlich in Leipzig war und ich bemerkt habe: In Stuttgart bin ich alternativ unterwegs und falle dadurch schon fast auf. In Leipzig bin ich dann auf einmal ein Spießer. Das fand ich ganz amüsant.

Ist Stuttgart deine erste Liebe? Definitiv! Und wird es auch immer bleiben! 

Würdest du selbst mal einen Song über Stuttgart schreiben? Bis jetzt noch nicht. Es gibt zwar einige Phrasen, bei denen ich an Stuttgart gedacht habe, aber für ein ganzes Lied reicht es noch nicht. Noch!

Wo hängst du am liebsten rum und warum? Ich bin eigentlich fast nur im Süden und Westen unterwegs - da gibt es alles, was ich brauche, die Uni und fast alle Freunde sind in der Gegend.

Wo ist Stuttgart am schönsten? Ich mag den blauen Weg sehr. Wenn man dort unterwegs ist, vergisst man schnell in einer kleinen Großstadt zu sein.

Wo am hässlichsten? Rund um den Hauptbahnhof ist es schon fast eine Katastrophe. Unabhängig von den Baustellen: am Charlottenplatz.

Ein Daueraufreger in dieser Stadt ist…für mich ganz klar der Verkehr. Und die SSB, die nichts dagegen unternimmt.

Ein Geheimtipp, den du ausnahmsweise mit uns teilst: Vom Dach der Musikhochschule hat man einen schönen 360-Grad-Blick über den Kessel.

Welchen Ort wählst du für ein romantisches Date? Im Sommer ein Picknick im Eichenhain in Sillenbuch. Im Winter wohl oder übel bei mir Zuhause.

Wie reagierst du, wenn jemand sagt, die Stadt sei hässlich? Ich verstehe, dass man das denken könnte. Man muss, glaube ich, den hässlichen Orten aus dem Weg gehen. Und wenn man auf Plätze wie die Karlshöhe, das Teehaus oder den Bismarckturm hinweist, ändert sich die Meinung vielleicht ein bisschen.

Dein Lieblingsrestaurant? L.A. Signorina am Marienplatz. Da fühle ich mich gut aufgehoben und bin überall schnell. Und eine Pizza geht eigentlich immer!

Deine Lieblingskneipe? Die Caffè-Bar am Tagblattturm ist zu jeder Tages- und Nachtzeit eine gute Adresse. Ob Espresso, Bier oder Drink - irgendwas ist immer drin.

Wo bist du so richtig und oft abgestürzt? Das muss das Rocker33 sein, als es noch an der Friedrichstraße war.

Wo gibt‘s die besten Konzerte? Die besten Konzerte habe ich in der Rakete gesehen.

Wie bist du in der Stadt unterwegs? Wenn das Wetter es hergibt fahre ich mit dem Fahrrad. Dann erreicht man alles sehr schnell und hat dabei noch Spaß. Sonst gerne zu Fuß oder mit den Öffentlichen.

Was fehlt dieser Stadt am meisten? Platz.

Was würdest du sofort ändern, wenn du OB wärst? S21 umplanen, Platz für kreativen Austausch schaffen und…werd ich eh nicht.

Was wolltest du in Stuttgart schon immer mal machen, hast es aber noch nie geschafft? Ins Neue Schloss gehen. Das hat irgendwie noch nie geklappt.