Stuttgart, für immer erste Liebe? In unserer Reihe erzählen Stadtkinder, was sie an ihrer City so lieben - und was sie so richtig nervt. Heute mit Valentin Hillengass, Passionsgastronom, Schwabe aus Leidenschaft und bald vielleicht schon Fahrradfahrer.

Stuttgart – Dürfen wir vorstellen? Dies hier ist Valentin Hillengass. Dies hier ist der liebenswerte Stuttgarter, der mit einigen Freunden für den größten Food-Hype des vergangenen Jahres gesorgt hat: Die Mozzarella Bar an der Paulinenbrücke wurde vom Gerücht zur herbeigesehnten Neueröffnung – und seit dem Tag ihrer Eröffnung zum magnetischen Anziehungspunkt für alle, die Käse mögen. Und wer ohne gute Gründe keinen Käse mag, der ist eh reichlich suspekt.

 

Natürlich dreht sich nicht alles in seinem Leben um das weiße Gold aus Italien. Der „Passionsgastronom“ (O-Ton Hillengass) ist mit seinen 30 Jahren schon ein Altvorderer im Gastro-Business. „Mit 16 habe ich mein erstes Geld in einer richtig schlechten Cocktailbar in Pforzheim verdient, dann ging es über einen Pub und zwei Clubs in London als Zapfer in die Wichtelbrauerei nach Feuerbach“, erzählt der weitgereiste Bartträger in seinem selbstbewussten Schwäbisch. „Irgendwann zog es mich dann in die Wagenhallen in Stuttgart, wo ich sehr lange sehr viel Spaß hatte. Dann war ich lange Betriebsleiter im Zollamt und habe letztes Jahr auch den Kulturinselbiergarten geschmissen.“

Jetzt also die Mozzarella Bar – oder Mozze, wie man schon vor der offiziellen Eröffnung sagte. Dass es die Bar schon in die nationalen Medien schaffte, freut Hillengass; es kommt aber auch nicht von ungefähr. „So richtig intensiv und objektiv konnten wir den Hype noch gar nicht erleben – wir arbeiten ziemlich viel dafür. Wir waren selbst erst einmal zusammen in unserer eigenen Bar Abendessen und Vino genießen.“ Das wird hoffentlich bald anders – obwohl Hillengass an Stuttgart natürlich auch noch einige andere Ecken mag, wie er uns anvertraut hat.

Seit wann lebst du in Stuttgart? Seit 2009.

Wo wohnst du heute? Ich ziehe gerade vom damals gehassten und jetzt geliebten Bad Cannstatt an den Marienplatz – good times ahead!

Was gefällt dir an dieser Ecke besonders, was eher weniger? Cannstatt war super ruhig, wie ein kleines Dorf, das habe ich jetzt lange genossen. Ich denke und hoffe aber, dass es jetzt wieder das komplette Gegenteil wird. Toll werden die unzähligen Dönerbuden direkt vor meiner Türe – weniger gut ist, dass ich in den nächsten paar Monaten hart zunehmen werde.

Wann und wo hast du dich in Stuttgart verliebt? In London habe ich in Zone 1 gewohnt, mein bester Freund damals auch – trotzdem ist man etwa 40 Minuten lang U-Bahn gefahren. Neu in Stuttgart wohnte ich nahe dem Hölderlinplatz und ein Freund lud mich auf die Karlshöhe zum Bier trinken ein. Ich habe ewig nach Bahnverbindungen gesucht, bis ich feststellte, dass man das einfach kurz läuft. Auf dem Weg zur Karlshöhe und bei dem anschließenden Bier mit Blick in den Kessel – genau das war der magic moment!

Wo ist deine Hood? Meine Hood ist tatsächlich die Paulinenbrücke, weil da eben unser Laden ist – man kennt sich jetzt halt gut. Rumhängen tue ich aber sehr gerne auch am Marienplatz – und in Zukunft wohl auch öfter.

Das Schönste an dieser Stadt ist…? Egal, wohin man geht: Man trifft bekannte Gesichter – ich mag das. Ich will keine Anonymität!

Ein Daueraufreger in dieser Stadt ist…? Der abgefuckte Verkehr – und die grüne Birkan-Kebab-Flut. Wo sind all die kleinen süßen Dönerlädchen hin?

Ergänze den Satz: Stuttgarter sind… wirklich schwierig, aber völlig liebenswert!

Ein Geheimtipp, den du ausnahmsweise mit uns teilst: Bauerles Spargel-, Rinder- und Gänsebesen in Fellbach. Ruft mich an, wenn ihr geht, ich komme sicher mit!

Dein Lieblingsplatz in der Stadt? Die Karlshöhe – hier habe ich mich in Stuttgart verliebt, hier gibt’s a gscheide Halbe, hier kann man abschalten. Zudem gehört der Laden einem coolen Typ, der inzwischen ein echt guter Freund ist.

Dein Lieblingsrestaurant? Der Ackerbürger in Bad Cannstatt. Ich sterbe für echt geiles schwäbisches Essen und das ist der Knaller dort!

Deine Lieblingskneipe? Das Hinterhöfle beim Wolfgang Renner (R.I.P.) im Westen – das war die ehrlichste Kneipe der Welt und sie war tatsächlich in meinem Hinterhof!

Wo bist du am häufigsten abgestürzt? Ich glaube, ich bin in einigen Läden ein gern und oft gesehener Gast…

Wo gibt‘s die beste Kultur? In ganz Stuttgart. Viele haten, aber ich finde die Stadt macht vieles (nicht alles!) richtig. Ich liebe die ganzen Straßen-, Stadtviertel- und Platzfeste. Die Stadt lässt schon einiges zu, und wenn ich mit meinen Buben auf dem Marienplatzfest bin, eine Halbe trinke und noch nie gehörte Bands feiere, dann ist das wundervoll für mich – das passiert in Stuttgart!

Wo hängst du im Winter am liebsten ab? Sauna, Sauna, Sauna.

Wie bist du in der Stadt unterwegs? Ich schwöre, wirklich jetzt, ohne Scheiß – ich werde mein Fahrrad wieder öfter benutzen, echt!

Was fehlt dieser Stadt am meisten? Tomek, mein bester Freund, der ist letztes Jahr nach Berlin gezogen. Und ein Fluss, der mitten durch die Stadt geht. Na ja, dafür gibt’s schöne Freibäder.

Was würdest du sofort ändern, wenn du OB wärst? Ich würde jedem Gastronomen in Stuttgart Parkplätze und eine Außengastronomie stellen. Niemand braucht einen 2,50 Meter breiten Gehweg und kein Gründer hat das Geld für irgendwelche imaginären Parkplätze – so ein Bullshit!

Was wolltest du in Stuttgart immer schon mal machen, hast es aber noch nie geschafft? Es gibt diesen roten Sightseeing Bus. Ich will schon immer oben in der letzten Reihe mit einem Kasten Bier diese Tour fahren – wer hat Zeit und Bock?

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