Der Turm der Stadtkirche St. Mauritius wird derzeit für rund 610 000 Euro grundlegend saniert.

Stuttgart-Feuerbach - Die Glocken der Stadtkirche schweigen. „Viele Leute haben schon angerufen oder mich angesprochen, warum kein Läuten zu hören ist. Sogar eine Gelbe Karte des städtischen Beschwerdemanagements hat uns schon erreicht“, sagt Pfarrer Hartmut Zweigle. „Das zeigt einfach, wie groß die Bedeutung der Stadtkirche für die Menschen in Feuerbach ist.“ Doch leider werden die Bürger noch einige Wochen und Monate auf das Glockengeläut verzichten müssen. Der 38 Meter hohe Kirchturm ist stark sanierungsbedürftig. „Wir haben ein großes Paket geschnürt und wollen mit allen Arbeiten unbedingt spätestens am Ersten Advent fertig sein“, sagt Architekt Till Läpple von der Firma Strebewerk.

 

Schon im Jahr 2016 wurden erste Voruntersuchungen durchgeführt, nachdem vermehrt Schäden am Kirchturm entdeckt wurden. „Es ging auch darum, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Es musste sofort gehandelt werden“, betont Läpple. Betonteile hatten sich gelöst. Die Gefahrenquellen wurden schnell beseitigt. „2018 sollte die umfangreiche Sanierung dann eigentlich beginnen, aber wir wurden ausgebremst, weil wir keine geeigneten Firmen gefunden haben“, erklärt der Architekt. Und Kirchenpfleger Ralph Hägele ergänzt: „Die Angebote, die wir erhalten haben, waren auch wirtschaftlich nicht tragbar. Wir haben daraufhin einzelne Gewerke noch einmal ausgeschrieben und somit teilweise bis zu 30 Prozent an Kosten für einzelne Arbeiten gespart.“ Dennoch wird die Evangelische Kirche rund 610 000 Euro benötigen, um die Sanierung bezahlen zu können. 250 000 Euro kommen von der Stadt. Weitere Zuschüsse gibt es beispielsweise von der Landeskirche. Am Ende bleibt wohl eine Summe von 160 000 Euro, die durch Spenden und Eigenmittel erwirtschaftet werden muss. „Wir sind aber guter Dinge, dass wir Unterstützung aus der Bevölkerung bekommen, weil die Stadtkirche und der Turm eine so große Bedeutung für Feuerbach haben“, sagt Hägele.

Auch das Kirchenschiff muss saniert werden

Läpple vermutet, dass „der gemauerte Turmschaft vermutlich mittelalterlich oder älter ist“. Die Kirche selbst erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild im Jahr 1789. „Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche mehrfach bei Bombenangriffen getroffen. Dabei brannte der Turmaufsatz nieder, das Mauerwerk konnte erhalten werden“, sagt Läpple. Der Wiederaufbau habe 1956 stattgefunden. Der achteckige Turmhelm sei nun eine Stahlskelettkonstruktion mit Kupfer bekleidet.

Aktuell müssen Stahlkonstruktion und Glockenstuhl partiell entrostet und neu beschichtet werden. Zudem muss der Steinmetz die Natursteine am Westgiebel der Kirche und am Turm reinigen, konservieren und teilweise auch stark zerstörte Steine erneuern. Dies betrifft vor allem die Fenster der Westseite und das Gurtgesims. Die Turmfenster werden instandgesetzt, stark zerstörte Fenster müssen erneuert werden. Die Balkongeländer werden entrostet, dabei sind die Fußpunkte teilweise zu erneuern. Auch die Zifferblätter der Turmuhr haben gelitten. Sie und die Zeiger wurden ausgebaut. Stark korrodierte Bereiche des Ziffernblattes werden entrostet und neu beschichtet, die Ziffern vergoldet. Außerdem muss am Dach und an der Fassade gearbeitet werden.

Mit dem Abschluss der Sanierung des Turmes ist die denkmalgeschützte Stadtkirche St. Mauritius aber noch nicht aus dem Gröbsten raus. „Auch das Kirchenschiff sollte in den kommenden zehn Jahren saniert werden“, sagt Läpple. Rund 1,2 Millionen Euro wird diese Maßnahme kosten – etwa 720 000 Euro muss die Evangelische Kirche selbst stemmen.