Bis zur Erschöpfung haben rund 45 Helfer des Technischen Hilfswerkes in Oberriexingen gearbeitet. Nun ist die Mauer gerettet – sie soll saniert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Oberriexingen - Fast 24 Stunden lang sind gut 45 Helfer des Technischen Hilfswerkes (THW) im Einsatz. Dann ist es geschafft: Der Einsturz der historischen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert im Oberriexinger Dorfkern ist verhindert. „Das war eine echte Materialschlacht“, sagt Michael Nopp, Zugführer des THW Ludwigsburg. Wenn die Stadtbefestigung in der Oberen Gasse eingestürzt wäre, hätte sie noch eine Werkstatt, die Alte Schmiede, mit sich gerissen.

 

Wie ist es dazu gekommen? Eigentlich sollten ein Gebäude und eine Scheune neben der alten Stadtmauer abgerissen werden, um ein neues Wohn- und Geschäftshaus zu errichten. Doch als die Baufirma am Montagmorgen anrückt, geschieht ein Unfall: Die Baufahrzeuge brechen bei der Anfahrt neben den abzureißenden Gebäuden ein, weil ein darunter liegender Gewölbekeller einstürzt. „Er gehörte zu einem Haus, das schon vor längerer Zeit abgebrochen wurde“, erzählt der Bürgermeister Frank Wittendorfer. Eigentlich hätte der Keller demnächst mit Beton aufgefüllt werden sollen.

Keller bricht ein und reißt Mauerteile mit

Durch den Kellereinbruch ist ein Teil der denkmalgeschützten Wehranlage herausgebrochen. Der Rathauschef hat Statiker und Architekten eingeschaltet und schließlich das THW angerufen – die Helfer sind spezialisiert auf das Abstützen von Mauern und Decken. Schnell waren die Ortsverbände Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen vor Ort, dazu Kollegen aus Widdern im Kreis Heilbronn – die Experten für Holzgerüst-Abstützungen sind.

Die Balken wurden zurecht gesägt und aufgebaut, um das alte Mauerwerk zu stabilisieren. Das dauerte die ganze Nacht und den Dienstagmorgen. Es wurde in Schichten gearbeitet, die übermüdeten Helfer konnten im Sitzungssaal des nahe gelegenen Rathauses schlafen. „Es war nicht ungefährlich“, sagt der Zugführer Michael Nopp. Wäre die Mauer eingestürzt, hätte sie die THW-Leute verschütten können.

Daher hatte der Ortsverband Kirchheim/Teck ein hochsensibles Messgerät dabei, das jede Verschiebung der Mauer registrierte, millimetergenau. „Sobald sich die Steine bewegt hätten, wäre alles eingestürzt“, sagt Nopp. Und hätte auch die benachbarte Alte Schmiede in der Zwingerstraße mit erfasst: Die Werkstatt ist direkt in die Stadtmauer hinein gebaut.

Betonmischer füllen noch in der Nacht den Keller auf

Der Bürgermeister war rund um die Uhr im Einsatz. „Wir haben zwei Betonmischer aufgetrieben und den eingebrochenen Keller aufgefüllt“, erzählt Wittendorfer. Dadurch hatte das THW einen stabilen Untergrund für die Sicherungsarbeiten.

Bis zum Dienstagnachmittag 15 Uhr dauerte der Einsatz, dann war die Mauer gesichert. Verletzt wurde niemand, das Areal ist abgesperrt. „Jetzt können wir in Ruhe mit dem Landesdenkmalamt beraten, wie wir weiter vorgehen“, sagt der Rathauschef. Klar ist: Die Mauer wird saniert und erhalten. Der Plan, an der Stelle ein neues Gebäude sowie Parkplätze zu errichten, soll weiter umgesetzt werden, die Stadt investiert dafür 170 000 Euro.

Die Stadtmauer soll künftig sichtbar werden

Das nun gerettete Stück Stadtmauer soll für die Öffentlichkeit sichtbar werden – so wie es bereits in der neuen Ortsmitte oder an anderen Stellen der kleinen Stadt geschehen ist. Für Oberriexingen ist das Bauwerk von großer Bedeutung und grenzt den alten Ortskern von neueren Gebäuden ab. Lokale Historiker gehen davon aus, dass die Mauer gleich nach der Stadtgründung im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Gerade zum Flüsschen Enz hin sind viele Häuser direkt an die Mauer gebaut.