Der Schreckmoment kommt bei der Siegerehrung. Leonbergs OB Martin Cohn sollte den Pferden der Sieger der Stadtmeisterschaften im Springreiten persönlich die Schleifen anstecken, dann fällt der Strom aus. Musik- und Mikrofonanlage sind tot, für geschlagene 15 Minuten herrscht Stille.
Während händeringend nach einer Lösung gesucht wird, tritt Petra Opalla, die Präsidentin des RFV Leonberg, vor die 300 Zuschauer und versucht, unter Einsatz ihrer Stimme die Situation zu retten. Das Durchhalten zahlt sich aus. Im Publikum findet sich ein Elektriker, der dafür sorgen kann, dass die Technik wieder ihren Dienst tut. So können Cohn und Opalla die Siegerehrung in angemessenem Rahmen durchführen.
Dann gilt wieder: Dienst wie gewöhnlich. Bei der Siegerehrung fällt auf, dass alle drei Siegerinnen aus dem Pferdesportzentrum Benzenbühl von Jörg Widmaier stammen: Emily Widmaier, seine Tochter, gewinnt mit Alumba die 90-Zentimeter-Springprüfung, auch Widmaiers Schülerinnen Sarah Widmayer (105 cm) und Michelle Schmidt (80 cm) erobern Platz eins. Jule Reusch belegt Rang drei im 90-cm-Parcours – die 18-Jährige ist keine Springreiterin, sie kommt aus dem Vielseitigkeitsreiten. „Das ist vergleichbar mit einem Zehnkämpfer der Leichtathletik, der eine Medaille in einer Einzeldisziplin holt“, verdeutlicht Petra Opalla die Leistung.
Ein Kraftakt für den RFV Leonberg
Für Jule Reusch, die seit etwa zwölf Jahren beim RFV Leonberg aktiv ist, ein besonderer Moment – und sie erklärt, wie sie die Körpersprache ihres Pferdes liest und so die Teamarbeit verbessern kann. „Ich passe auf dich auf, wenn du auf mich aufpasst. Und ich rette dich in dem Fall, wenn du mich beim nächsten Mal wieder rettest“, beschreibt der Teenager. Und ihre Stute Lingh nimmt die Siegerehrung als positives Erlebnis wahr, wie die Reiterin erzählt: „Eine Ehrenrunde nach der Preisverleihung macht auch Lingh Spaß.“
Petra Opalla ist froh, dass der Nachmittag, abgesehen vom Stromausfall, wie geplant verläuft. Zum vierten Mal führt sie Regie, seit 2021 ist die frühere S-Klasse-Dressurreiterin Vorsitzende des Vereins. „Die Planung des Rahmenprogramms nimmt ungefähr dieselbe Zeit in Anspruch wie die Vorbereitung des Programms“, verrät Opalla. Gut sechs Wochen vor dem Pferdemarkt beginnt die heiße Phase. Die größte Herausforderung stellten dabei vor allem die in diesen Zeitraum fallenden Weihnachtsferien dar, erzählt die Vorsitzende, die anfallenden Arbeiten würden allesamt von den Mitgliedern ehrenamtlich bewältigt. Ein Kraftakt für den Verein.
Bekannte Klänge beim Schauprogramm
Nachdem die mit Preisen ausgezeichneten Reiterinnen ihre Ehrenrunden gedreht haben, zeigen sich beim Verlassen der Halle ein paar Pferde unruhig, sie wollen nicht so recht durch das kleine Tor hindurch. Doch auch diese Situation meistert Jule Reusch wie ihre Reiterkollegen. Es folgen die nächsten Vorführungen in der Reithalle. Katrin Malchin führt durch das Programm, das unter dem Motto „Bedeutende Sänger“ steht. Beginnend mit den Voltigierern, liebevoll werden die unter 14-Jährigen „Mini-Voltis“ genannt, zeigt der RFV diverse Reit-Disziplinen. Die Voltigierer präsentieren auf den Rücken des Pferdes atemberaubende Kunststücke. Es ertönen dem Publikum vertraute Klänge der Beatles, „All you need is love“ oder „Yellow Submarine“ – dabei ist ein kleines gelbes U-Boot auf dem Pferd aufgemalt. Im Anschluss zeigen die Dressurreiter ein „Pas de deux“, dazu gibt es einen Song von Elvis Presley, es folgt eine Quadrille mit zehn Reiterinnen zu Klängen des einstigen King of Pop, Michael Jackson.
Ponyreiten ist der Renner
Unter den Reiterinnen der Quadrille ist auch die 17-jährige Peri-Su, die ein freiwilliges soziales Jahr beim RFV absolviert. Ihre Aufgaben beschreibt sie als „sehr vielfältig“, ihr Hauptaugenmerk liegt auf den zwölf Schulpferden, die im Reitunterricht eingesetzt werden. Insgesamt beheimatet der rund 500 Mitglieder starke Verein 60 Tiere.
Beim „Spaßspringen“ dürfen die kleinen Gäste dann selbst aktiv werden – ein Programmpunkt, der mit viel Applaus und kleinen Preisen belohnt wird. Für viele junge Besucher ist der absolute Höhepunkt das Ponyreiten, weit vor Beginn stehen sie begeisterten Schlange. „Ein gelungener Ausklang eines gelungenen Tages“, sagt Petra Opalla.