Von Mittwoch an ist die neu gestaltete ständige Ausstellung „Panorama Cannstatt“ im Stadtmuseum für die Öffentlichkeit zugänglich. Fast alles ist anders: von den Themenschwerpunkten über die Objekte bis hin zur Aufbereitung.

Bad Cannstatt - Fast alles ist anders: von den Themenschwerpunkten über die Objekte bis hin zur Aufbereitung. „Cannstatt ist eine historische Wundertüte“ sagte Kurator Manfred Schmid im Hinblick auf die Vielfalt an Themen und Ereignissen, die der älteste und bevölkerungsreichste Stuttgarter Stadtbezirk im Verlauf seiner Geschichte hervorgebracht hat.

 

Vor genau 28 Jahren, im Dezember 1988, war das Stadtmuseum am heutigen Ort, dem „Klösterle“, erstmals eröffnet worden. „Es wurde langsam Zeit, die Ausstellung anzupassen“, sagte Manfred Schmid. Der erste Schritt war bereits 2008 mit der Neugestaltung des Erdgeschosses erfolgt. Nun ist auch das Obergeschoss fertig. Gestaltet haben es Raimund Docmac und Christoph Emde von der Arbeitsgemeinschaft „Emde Gestaltung & Studio Docmac“, die den Ausschreibungswettbewerb gewonnen hatten. Zusammen mit den Kuratoren einigten sie sich auf 15 Themenschwerpunkte, präsentiert in einer 19 Meter langen Panoramavitrine. Anhand von Texten, Fotos und digitalen Medien können sich Besucher in die Schwerpunkte vertiefen, indem sie die unter der Vitrine angebrachten Schubladen öffnen.

Heilendes Mineralwasser aus Henkelgläsern

Den größten Teil der rund 150 000 Euro teuren Neugestaltung trägt die Stadt. Zuschüsse kamen außerdem aus Marbach von der „Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätte in Baden-Württemberg“, vom Verein „Pro Alt-Cannstatt“ und vom Gartenbauverein. „Das Schöne ist, dass die Besucher jetzt richtig was zum Schauen haben“, sagte Olaf Schulze, Kurator und Vorsitzender des Vereins „Pro Alt-Cannstatt“, hinsichtlich der mehr als 200 ausgestellten Objekte.

Das besondere Verhältnis zwischen Bad Cannstatt und Stuttgart erschließt sich dem Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung auf der Treppe ins Obergeschoss: „Stuttgart hat durch Cannstatt erst eine Geschichte bekommen“ ist da zu lesen – ein Zitat des ehemaligen Oberbürgermeisters Manfred Rommel. „Sag mir, was Du von Stuttgart hältst, und ich sage Dir, ob Du ein Cannstatter bist“ erwidert der Cannstatter Dichter Thaddäus Troll darauf.

Die Ausstellung führt die Besucher anhand verschiedener Objekte durch die Stadtgeschichte der 1905 mit Stuttgart vereinigten „Kannenstadt“. So dokumentieren in Paris hergestellte Fayence-Teller mit Cannstatt-Panorama den Aufstieg Bad Cannstatts zur international bekannten Kurstadt am Anfang des 19. Jahrhunderts. Prominenz wie der französische Schriftsteller Honoré de Balzac kamen an den Neckar und tranken heilendes Mineralwasser aus Henkelgläsern, wie sie im Museum zu sehen sind.

Abschnitt „Heimatstadt“ beendet den Rundgang

Sein literarisches Profil verdankt Bad Cannstatt Schriftstellern wie Ferdinand Freiligrath, Eduard Mörike oder Hermann Hesse. Letzterer ließ ein Kapitel seines Jugendromans „Demian“ im Stadtbezirk spielen – eine Originalversion der Erstausgabe des Werks ist im Museum ausgestellt. Als Sohn der Stadt ist in diesem Abschnitt auch Thaddäus Troll mit der Schreibmaschine vertreten, auf der er den Bestseller „Deutschland, Deine Schwaben“ tippte.

Das Patent eines von der Firma Rilling erfundenen Fassgärungsverfahrens illustriert die Bedeutung des Weins für Cannstatt. Eine Gipsbüste von Gottfried Daimler dominiert den Abschnitt „Mobilitätsstadt“, der nicht nur die Autoindustrie, sondern auch die von den Römern angelegten Verkehrswege thematisiert.

Der Abschnitt „Heimatstadt“ beendet den Rundgang. Beim Anblick der Objekte kommen aber wohl nicht nur bei Bad Cannstattern Heimatgefühle auf: es sind – unter anderem – ein Bierkrug vom 150. Cannstatter Volksfest und ein Schal des VfB.

Das Stadtmuseum Bad Cannstatt (Marktstraße 71/1) öffnet am Mittwoch, 7. Dezember, um 14 Uhr die Türen zur neu gestalteten ständigen Ausstellung „Panorama Bad Cannstatt“. Öffnungszeiten sind mittwochs von 14 bis 16 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die offenen Räume eignen sich als außerschulischer Lernort für Schulklassen. www.stadtmuseum-stuttgart.de/bad-cannstatt.