Die Einrichtung in der Hinteren Straße am Entenbrünnele feiert dieser Tage ihr fünfjähriges Bestehen seit dem Umbau.

Fellbach - Fast genau fünf Jahre ist es her, dass das neu konzipierte Stadtmuseum in der Hinteren Straße 26 seine Pforten eröffnet hat. Bereits 1977 war das damalige Heimatmuseum hier untergekommen – in jenem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, das zu den schönsten Fachwerkhäusern Fellbachs zählt. Doch nicht nur äußerlich war nach der Jahrtausendwende ein Facelifting nötig, wie es so gerne heißt; vielmehr war auch inhaltlich die Zeit für einen Neuanfang gekommen.

 

Nach knapp zweijährigem, rund eineinhalb Millionen Euro teurem Umbau wurde das neue Stadtmuseum in diesem „baulichen Juwel“, so Kulturamtsleiterin Christa Linsenmaier-Wolf, Anfang Oktober 2011 eröffnet. Die Esslinger Architektin Isolde Oesterlein, deren Entwurf aus dem Wettbewerb als Sieger hervorging, sollte die baulichen Eingriffe der 1970er-Jahre revidieren und das Haus großzügiger gestalten.

Das sogenannte Haus im Haus bildet eine separate Zone im Inneren des Gebäudes

Die Gegenüberstellung und Verzahnung von Vergangenheit und Gegenwart gelang Oesterlein besonders. Das sogenannte Haus im Haus bildet eine separate Zone im Inneren des Gebäudes – diese ist durch den Bodenbelag, die Farbgebung und Lichtführung von dem dunkler gestalteten historischen Bereich unterschieden. „Der Besucher kommt somit aus dem Heute und tritt als Flaneur in den geschichtlichen Raum“, beschreibt Christa Linsenmaier-Wolf den Idealfall. Im Gebäude gewinne dieser Spaziergänger durch die Historie Erkenntnisse und Eindrücke, die ihn mit anderen Augen auf seine Gegenwart blicken ließen. „So wird sinnlich erfahrbar, was es heißt, aus der Geschichte zu lernen.“ Als architektonisches Schmankerl ist der vertikale Durchblick vom Erdgeschoss hinauf zum Dachstuhl zu sehen – durch eineinhalb auf einhalb Meter große, in den jeweiligen Böden der Stockwerke eingelassene Glasplatten.

Im Mittelpunkt des Konzepts steht die Dauerausstellung – dabei wird die Fellbacher Historie nicht chronologisch abgehandelt. Vielmehr setzen die Museumsmacher thematische und exemplarische Schwerpunkte, etwa beim Weinbau, beim Leben im „frommen Dorf“ – Fellbach war seit Ende des 18. Jahrhunderts Hochburg pietistischer Frömmigkeit. Und schließlich die Entwicklung zur Stadt.

Im Erdgeschoss: das „Mörike-Kabinett“, mit den Porträts der bisherigen Preisträger

Im Erdgeschoss befindet sich das „Mörike-Kabinett“, mit den Porträts der bisherigen Träger des Fellbacher Mörikepreises. Das Kabinett wird vom Literaturarchiv Marbach mit kostbaren Leihgaben unterstützt, sodass Fellbach damit „offiziell zu einer literarischen Gedenkstätte des Landes“ wurde, sagt Christa Linsenmaier-Wolf.

Ein intensiver Raum ist den Opfern des Nationalsozialismus in Fellbach gewidmet. Das Obergeschoss beleuchtet Frauen in Fellbach, so die Weingärtnertochter Marie Frech (1895 bis 1991), die „ein Leben in extremer Verinnerlichung“ führte, das von körperlicher Arbeit und der Beschäftigung mit der Bibel geprägt war. Ebenso gut ausgebreitet wird das Leben der in Fellbach aufgewachsenen, später nach Amerika ausgewanderten Fotografin Hansel Mieth. Dazu kommen Wechselausstellungen, die seit einigen Monaten von der neuen Stadtmuseumsleiterin Ursula Teutrine entwickelt werden. Besondere Aufmerksamkeit erreichte 2014 die Ausstellung „500 Jahre Armer Konrad“ zum Bauernaufstand nicht nur im Remstal.

Im Rathaus ist man sich sicher: Die Neukonzeption war genau das Richtige

Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm sagte bei der Präsentation des Gebäudes vor fünf Jahren zur Investition in den Umbau: „Das ist sehr gut angelegtes Geld.“ Im Rathaus ist man sich sicher: Die Neukonzeption war genau das Richtige, das Stadtmuseum hat Erfolgsgeschichte geschrieben. Für Fellbacher sei es ein Ort der Identifikation geworden, für Auswärtige habe es sich „zum Besuchermagneten entwickelt“. Beweis seien die ausnahmslos begeisterten Kommentare im Gästebuch und der häufig geäußerte Satz: „Wir kommen wieder.“ Für den Erfolg gab’s dann auch eine offizielle Würdigung, 2014 wurde das Stadtmuseum Fellbach für den Europäischen Museumspreis nominiert, der wichtigsten Auszeichnung in der euopäischen Museumslandschaft.