Das Stadtmuseum in der Weilimdorfer Straße muss saniert werden. Der Gemeinderat hat jetzt den ersten Schritt dazu getan. Zunächst sind Gespräche mit dem Landesdenkmalamt vorgesehen.

Gerlingen - Entweder müsse sie im Winter bei 15 Grad im Büro arbeiten, oder aber die Fenster weit aufreißen, um keine Sauna im Haus zu haben. So drastisch hat Catharina Raible, die Leiterin des Gerlinger Stadtmuseums, Stadträten die mangelnde Funktion der Heizung im Alten Schulhaus an der Weilimdorfer Straße geschildert. Der Technische Ausschuss des Gemeinderats überzeugte sich jetzt davon, dass die Sanierung des Hauses ins Auge gefasst werden sollte. Es gibt störende Treppenstufen, im Hof herrscht auf alten Straßenplatten Rutsch- und Stolpergefahr – einen vernünftigen Versammlungsraum gibt es auch nicht.

 

„Es geht um eine vorsichtige Annäherung an das Thema“, mit diesen Worten hat der Stadtbaumeister Rolf Eberhart gegenüber dieser Zeitung umschrieben, wie der Gemeinderat und die Verwaltung mit dem Alten Schulhaus umgehen sollten. Bisher sei kein Geld für dessen Sanierung vorgesehen – weder im Haushaltsplan für dieses Jahr noch in der mittelfristigen Finanzplanung. Ein Jahr sei für einen „vernünftigen Planungsvorlauf immer gut“. Das Thema Barrierefreiheit müsse bei einer Neugestaltung im Mittelpunkt stehen und das Denkmalamt einbezogen sein.

Viele bedeutende Ausstellungen gezeigt

„Wir sollten langsam etwas tun“, sagte der Bürgermeister Georg Brenner zu Beginn der Besichtigung. Catharina Raible zeigt seit ihrem Amtsantritt im Herbst 2010 jedes Jahr mehrere Wechselausstellung. Die aktuelle zum Schloss Solitude endet am 27. April. Andere bedeutende Themen waren die Auswanderung aus oder nach Gerlingen, oder die Firma Bosch und deren Gründer Robert Bosch. Im ersten Stock werden auch alte Handwerksberufe vorgestellt sowie das Leben und Arbeiten als Bauer, Küfer oder Weingärtner im Gerlingen früherer Jahrhunderte.

Es gibt aber nicht nur Historisches im Alten Schulhaus, das beispielsweise der Ex-Bürgermeister Albrecht Sellner noch als Bub besucht hat. In einem der ehemaligen Klassenzimmer, das dafür ausgeräumt werden muss, begrüßt Brenner regelmäßig neue Gerlinger Bürger – in drangvoller Enge. Raible organisiert Museumsfeste und regelmäßig Veranstaltungen für Kinder, auch als Teil des Ferienprogramms. Auf welch schmalem Pfad die Sanierer wandeln werden, zeigt als Beispiel die alte, von Tausenden Schülern ausgetretene Holztreppe: Sie ist historisches Zeugnis und Unfallrisiko zugleich. Nicht nur die alte Stromheizung bedarf der Erneuerung, sondern auch die Beleuchtung. In der Scheuer wären neue Ausstellungsflächen denkbar.

„Nutzen, was da ist“

Die Stadträte des Technischen Ausschusses einigten sich darauf, dass zunächst mit dem Landesdenkmal erste Gespräche geführt werden sollen. Dann gelte es, einen Architekten mit einschlägiger Erfahrung und guten Referenzen zu finden – eventuell in Kooperation mit der Architektenkammer, dem Städtetag oder der Landesstelle für Museen. In die zeitgemäße neue Ausstattung und Konzeption des Stadtmuseums, das auch Museum der Deutschen aus Ungarn ist, solle die Museumsleiterin eingebunden sein. „Man sollte nutzen, was da ist“, sagte Raible zu unserer Redaktion, „es muss nicht alles komplett neu werden.“ Es solle aber auch vermieden werden, „dass das Gerlinger Stadtmuseum hinterher so aussieht wie alle neuen modernen Museen“.

Solitude-Tag mit vollem Programm

Der Sonntag nach Ostern steht in Gerlingen im Zeichen der Solitude. Am Vormittag rennen Sportler zum 29. Mal ihre Runden beim traditionellen Solitudelauf der KSG (siehe auch www. solitudelauf.de), danach gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich der Solitude auf andere Weise zu nähern: im Schloss, im Stadtmuseum und an weiteren Orten. Diese Möglichkeiten sind dem Publikum sonst verschlossen. Von 12 bis 17 Uhr ist zudem verkaufsoffener Sonntag in Gerlingen.

Birgit Strobel von der Gesellschaft Schlösser und Gärten des Landes und die Gerlinger Museumsleiterin Catharina Raible bieten an jenem Sonntag ein umfangreiches Programm. „Dieser Kooperationstag ist unsere Finissage“, sagt Raible. In der Sonderausstellung im Stadtmuseum werden seit vorigem November die Baugeschichte des Schlosses, die Aufgaben der Familie Schiller und die legendären Solituderennen beschrieben. Als Besonderheit gibt es am 27. April ein „Militärlager“ im Höfle sowie Führungen mit Klaus Herrmann um 11.15, 14 und 16 Uhr.

Ein Sonderbus bringt die Gäste von der Stadt auf die Höhe zum Schloss. Dort sind alle halbe Stunde, von 10.30 bis 16.30 Uhr, Führungen: halbstündlich im Schloss und zur vollen Stunde drumherum. Dazu ist auch die Kuppel geöffnet, die normalerweise abgesperrt ist. Um 12 und um 15 Uhr gibt es im Weißen Saal den Vortrag „Der Apfel fällt doch weit vom Stamm!“, jede Stunde von 11 bis 16 Uhr können Kinder vom Höfischen Fechtmeister das Fechten lernen, und den ganzen Tag über wird ein Spiel für Kinder rund ums Schloss angeboten. Das Graevenitz-Museum ist geöffnet, und um 13.30 Uhr findet eine Sonderführung statt, die den kleinen Solitude-Friedhof mit einbezieht. In der Akademie zeigen Stipendiaten von 12 bis 17 Uhr ihre Arbeiten.