Was ist des Sammlers liebstes Stück? Auf diese Frage haben 15 Bürger aus Leinfelden-Echterdingen ganz unterschiedliche Antworten. Einblick liefert vom 22. April an die neue Schau im Stadtmuseum. Dessen Leiter hat für den Internationalen Museumstag eine besondere Idee.

Leinfelden-Echterdingen - Mit einem lauten Rums fällt der Hammer auf die Kaffee-Kapsel und schrotet sie. Auch Holz lässt sich mit dem Apparat hervorragend spalten, wie Wolfgang Haug, der ehrenamtliche Leiter des Stadtmuseums, anschaulich demonstriert. Der Fallhammer rumst erneut in die Tiefe. Das imposante Gerät entstammt der privaten Sammlung von Ludwig Thome. Der Ingenieur hat 800 Hämmer aller Sorten gesammelt. Dabei hat der Mann aus Stetten Werkzeuge zusammengetragen, von deren Existenz ein Laie nicht mal träumen würde. So gibt es einen Hammer, der zum Öffnen einer Zigarrenkiste entwickelt wurde. Ein anderer ist zum Zertrümmern von Sahne-Bonbons gedacht.

 

Thomes Lieblingsstücke sind bis Ende Juli im Echterdinger Stadtmuseum, Hauptstraße 79, zu sehen. Sie sind Teil der neuen Ausstellung des Fördervereins Stadtmuseum und des Stadtarchivs – genauso wie die Kuriositäten von 14 anderen Sammlern. Die Schau trägt den Namen „Lieblingsstück Sammlerglück“ und wird am Sonntag, 22. April, um 11 Uhr im Stadtmuseum eröffnet.

Puppenmöbel, Spielautomaten und Kehrbesen

Zu Ludwig Thomes Werkzeugen gesellen sich filigrane Puppenmöbel, dekorative Fliesen aus der Jugendstilzeit und beeindruckende Uniformen von Reitersoldaten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die Schau zeigt außerdem Modellflugzeuge, Miniatureisenbahnen und Spielautomaten. Auch kurios: Eine Sammlung aus unterschiedlichen Kehrbesen, die zum Säubern von Tischen und Kaffeetafeln verwendet wurden.

Für Hans Huber, dessen ganzes Haus ein Museum ist und dessen Mutter und Großmutter bereits Dinge lieber aufbewahrt als weggeschmissen haben, ist eine Schüssel aus dem Jahr 1838 das reinste Sammlerglück. Auch diese Schüssel ist von Sonntag an im Museum zu sehen. Der Echterdinger Arzt und Vorsitzende des Fördervereins hat das braune Gefäß mit aufgemalter Schrift von einem Patienten geschenkt bekommen. Am Tag zuvor wurde darin noch Kartoffelsalat serviert. „Manchen Leuten ist gar nicht bewusst, was sie besitzen“, sagt er.

Wolfgang Haug spricht von einer „demokratischen Ausstellung“. Denn: „Die Menschen können dort ausstellen, was ihnen wichtig ist.“ Viele der Sammler haben ihre Schätze in den Vitrinen auch selbst aufgebaut. Haug will mit dieser Ausstellung insbesondere auch die Herzen von Kindern und Jugendlichen erobern. „Sie sind zunehmend in virtuellen Welten unterwegs“, sagt er. „Die Realität wird zweitrangig.“ Hier will der engagierte Museumsleiter gegensteuern. Kinder werden am 13. Mai und damit am Internationalen Museumstag im Stadtmuseum ihre eigenen Sammlungen vorstellen. Haug schweben „Schneckenhäuser und Glitzersteine“ vor.

Wertvolle Schätze kommen ans Tageslicht

Kulturbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell sagt: „Sammeln ist ein menschliches Grundbedürfnis.“ Die Ausstellung bringe wertvolle Schätze der Stadt ans Tageslicht. Auch Werke des Stadtarchivs und des Spielkartenmuseums dürfen dabei natürlich nicht fehlen.

Stadtarchivar Bernd Klagholz hat Fotografien von Echterdingen aus dem Jahr 1910 als seine Lieblingsstücke ausgewählt. Die Bilder zeigen den heutigen Stadtteil, als er sich vom reinen Bauerndorf in Richtung Moderne entwickelte. Annette Köger, Leiterin des Spielkartenmuseums, präsentiert dort unter anderem Tarot-Karten der französisch-schweizerischen Künstlerin Niki de Saint Phalle.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 22. April, 11 Uhr, im Bürgersaal der Zehntscheuer, Maiergasse 8 eröffnet. Sammler erzählen von ihren Lieblingsstücken. Im Anschluss kann die Ausstellung besichtigt werden. Die Schau ist bis Ende Juli immer sonntags zwischen 10.30 und 12.30 Uhr und 14.30 und 17.30 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Zur Schau gehört ein Rahmenprogramm. Spezielle Führungen und Vorträge werden angeboten.