Ein Mitarbeiter eines Planungsbüros stellt im Technischen Ausschuss von Leinfelden-Echterdingen das Ökokonto-Modell vor.
Leinfelden-Echterdingen - Werden Häuser in einem neuen Wohngebiet gebaut, bedeutet das einen Eingriff in die Natur. Denn wenn dort früher beispielsweise eine Streuobstwiese war, wird die Fläche durch ein Haus versiegelt und somit naturschutzrechtlich abgewertet. Im Gegenzug ist die Kommune dazu verpflichtet, andere Flächen durch Naturschutzmaßnahmen aufzuwerten. Diese direkte Verbindung kann durch ein sogenanntes Ökokonto aufgelöst werden, erklärte Nicole Preußner, Leiterin des Amts für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau in Leinfelden-Echterdingen. „Es hat den Vorteil, dass wir schon vor einem Eingriff Naturschutzmaßnahmen ausführen können und so Punkte auf dem Konto sammeln können“, sagte Preußner.
Michael Fuchs, Geschäftsführer des Stuttgarter Planungsbüros Gruen Werkgruppe, ist mit der Bestandsaufnahme der Flächen für das Ökokonto beauftragt. Am Dienstag stellte der Landschaftsarchitekt einen Zwischenbericht im Technischen Ausschuss vor. Er hatte ein Beispiel parat: „Im Wispelwald hat die Stadt einen Freizeitgarten mit einem Häuschen angekauft. Wertet die Stadt die Fläche auf, indem sie das Häuschen abbricht und einen Zaun entfernt, bekommt sie 10 000 Ökopunkte gutgeschrieben.“ Laut Fuchs gibt es 64 Stufen, wie Flächen bewertet werden können. In dem Fall handelt es sich um eine Fläche von 1879 Quadratmetern. Fuchs: „Aus dem Wald wird naturnäherer Wald. Das bringt fünf Stufen.“ Einen größeren Effekt hat der Abriss des Häuschens. „Das bringt eine Verbesserung um 15 Stufen.“
Fuchs hat in der Vergangenheit die einzelnen Flächen, auf denen schon Ausgleichsmaßnahmen stattgefunden haben, kartiert und weitere Gebiete ausgemacht, die für einen Ankauf in Frage kommen. „Wir haben das Potenzial in Erfahrung gebracht.“ Zum Eichberg gehören Teile dieser Flächen. „Das ist der aus Naturschutzsicht wertvollste Bereich von Leinfelden-Echterdingen.“ Dort wurden schon einige Maßnahmen verwirklicht, die laut Fuchs nicht mehr ins Ökokonto aufgenommen werden dürfen. Es gebe aber noch weiteres Potenzial für Flächen, die aufgewertet und somit ins Ökokonto verbucht werden könnten. Fuchs nannte den Stadträten einige dort lebende geschützte Tierarten wie Zauneidechse, Schlingnatter und die Vogelarten Neuntöter und Halsbandschnäpper.
Auch Gewässer sollen ins Ökokonto
Wolfgang Haug, Fraktionsvorsitzender von FDP/LE-Bürger, äußerte den Wunsch, dass künftig auch Fließgewässer auf der Gemarkung von Leinfelden-Echterdingen ins Ökokonto aufgenommen werden sollen. Fuchs sagte auf Anfrage, dass diese künftig noch bewertet werden. Ingrid Grischtschenko, Grünen-Fraktionsvorsitzende, mahnte: „Wenn wir eine Rücklage von 10 000 Punkten haben, dürfen wir nicht wieder in die Versiegelung gehen.“ Baubürgermeister Frank Otte stellte klar, dass nicht beispielsweise bei einem Stand von 100 000 Punkten geschaut werde, wo nun gebaut werden könnte. „Wir wollen wirtschaftlich arbeiten.“ SPD-Fraktionsvorsitzender Erich Klauser regte an, dass die Stadt Gartengrundstücke erwerben solle, die von ihren Eigentümern aufgegeben werden. „Wir können die Grundstücke der Natur zurückgeben und das Ökokonto aufwerten.“ Walter Vohl, Stadtrat der Freien Wähler, gab zu Bedenken, dass von der Stadt angekaufte Flächen gepflegt werden müssten und so Kosten verursachten. Diese könnten beispielsweise an einen Bauherren abgetreten werden, sagte Fuchs.
Umweltamtsleiterin Preußner sagte auf Nachfrage der Filder-Zeitung, dass das Ökokonto derzeit „nicht im Plus“ sei. „Wir wollen aber Guthaben aufbauen.“