Der Stadtplaner Uwe Stuckenbrock hat Stuttgart maßgeblich mitgeprägt. Jetzt geht er in Ruhestand – und ermuntert dabei im Interview Bürger und Universität, sich bei der Stadtentwicklung einzumischen.

Stuttgart- Mehr als 32 Jahre und neun Monate hat Uwe Stuckenbrock als Stadtplaner die Entwicklung der Landeshauptstadt aktiv mitgestaltet. Er ist davon überzeugt, dass Stuttgart für sich und auch im Städtevergleich gut dasteht und für die Zukunft gut gewappnet ist. Seine Vision für Stuttgart 21 ist, dass die Stadt als Eigentümerin der Bahngrundstücke den Investoren in dem neuen Rosensteinviertel einen festen Rahmen vorgibt. „Ich würde den Westen oder das Heusteigviertel als Modelle nehmen“, sagt er zum Abschied aus dem Amt.
Herr Stuckenbrock, die Innenstadt ist eine riesige Baustelle, überall ist der Stadtumbau voll im Gange. Kann da der Leiter der Planungsabteilung Mitte guten Gewissens oder gar freudig in Ruhestand gehen?
Das verträgt sich schon. Jedes Übergangsproblem bietet auch die Chance eines Neuanfangs. Meine Kollegin Carolin zur Brügge, die bisher schon in der meiner Abteilung war und im Bereich Stuttgart 21 gearbeitet hat, wird meine Nachfolge antreten. Das sind günstige Voraussetzungen.

Wenn Sie die enorme Stadtentwicklung des vergangenen Jahrzehnts Revue passieren lassen – wohin haben die Milliardeninvestitionen geführt, wo steht Stuttgart heute?
Stuttgart hat große Bedeutung gewonnen. Wenn Sie allein die Einkaufszentren sehen, wenn Sie sehen, welche baulichen Reaktionen das Projekt Stuttgart 21 hervorgerufen hat – die ganze Innenstadt hat reagiert und ist richtig stark geworden. Stuttgart steht sehr gut da, auch im Städtevergleich.

Welche Projekte sind aus Ihrer Sicht besonders geglückt oder misslungen?
Ich glaube, die Entwicklung im Hospitalviertel zum Beispiel wird eine gelungene Sache werden. Ich denke auch, das Bosch-Areal ist ein gutes Projekt. Diese Projekte waren stark umstritten. Das ist mir immer wieder aufgefallen: Projekte, die heiß diskutiert wurden, die sind sehr differenziert gelaufen. Eine Debatte lohnt sich also.

Welche Projekte sind weniger gut gelungen?
Das Gerber, das jetzt im Bau ist, hat sich ganz zum Schluss zwar verbessert in der inneren Struktur, aber ich hätte mir gewünscht, dass man in dem Wettbewerb noch weitere Möglichkeiten zugelassen hätte. So komplexe Gebilde wie Einkaufszentren haben eine eigene Struktur im Inneren, und der Architekt verschönert diese vorgegebene Struktur dann noch etwas in ihrer äußeren Darstellungsform. Aber es wird oft übersehen, dass die innere Struktur die äußere prägt. Die Frage ist, ob man sich von vornherein auf eine Einkaufsmall festlegen muss. Aber da kommen wir als Stadtplaner an Grenzen.