Der Streit um den Hochtief-Neubau, der anstelle der WGV-Zentrale in der Tübinger Straße entstehen soll, ist nicht vorbei.

Stuttgart - Die Entwicklung in der Tübinger Straße sorgt weiter für Gesprächsstoff. Nach der Debatte um das Einkaufszentrum Quartier S und den Plänen zur Umgestaltung eines Teils des Straßenraums steht jetzt die nächste politische Streitrunde um den geplanten Neubau anstelle der alten WGV-Hauptverwaltung an. Auf dem Areal am Österreichischen Platz, das durch den Zukauf der öffentlichen Grünfläche erweitert wird, will die Projektentwicklungsgesellschaft Hochtief einen großen Bürokomplex errichten. Die Bezirksbeiräte von Mitte und Süd halten das Projekt für überdimensioniert und teilen auch die Befürchtungen der katholischen Kirche, die die Marienkirche durch die schiere Masse des Neubaus regelrecht in den Schatten gestellt sieht.

Der alte Gemeinderat hat sich über die lokalen Proteste hinweggesetzt und das Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht, nachdem Hochtief sich zu Zugeständnissen bereiterklärt hatte und der Wohnungsanteil auf 20 Prozent erhöht wurde. Jetzt steht im neu gewählten Gemeinderat der Aufstellungsbeschluss zur Abstimmung und zuvor am Dienstag die nächste Debatte in den Bezirksbeiräten an.Diese dürfte mit neuen Schwerpunkten geführt werden, denn die Pläne von Hochtief wurden auf öffentlichen Druck hin abgespeckt.

So soll der Baukomplex nicht nur von der Tübinger Straße und damit auch von der Marienkirche abgesetzt, sondern auf dieser Seite auch um zwei Meter niedriger werden. Zudem bleibt die Baumreihe an der Tübinger Straße nun doch erhalten. Die Grundstücksgrenze gilt jetzt auch als Baugrenze und 21 statt 23 Meter sind als maximale Gebäudehöhe vorgegeben.

Reizthema Parkplätze


Damit kann die Kirche zumindest einen Punktsieg verbuchen, auch wenn sie mit ihren Einwendungen gerne mehr erreicht hätte. "Für die Sicht auf die Kirche vom Österreichischen Platz aus wäre es besser, wenn nicht nur auf einen Teil, sondern auf das ganze oberste Geschoss verzichtet würde", sagt Pfarrer Herbert Schmucker. Gleichwohl werde sich die Kirche mit dem Erreichten zufriedengeben.

Kontroverse politische Debatten dürfte hingegen neben dem Verlust von 15 Bäumen die Zahl der Stellplätze auslösen. Statt 220, wie ursprünglich vorgesehen, hätte Hochtief nämlich plötzlich gerne mehr, wie eine Firmensprecherin auf Anfrage einräumt. Diese benötige man für die künftigen Mieter. Eine konkrete Zahl will sie nicht nennen, doch dem Vernehmen nach sind 280 Stellplätze und ein drittes Tiefgaragengeschoss im Gespräch.

Pikant: die städtische Vorlage zum Auslegungsbeschluss klammert das Thema Parkplätze einfach aus. Anders als beim Quartier S ist die Tiefgarage bis jetzt nicht als öffentliche Garage geplant. Denkbar wäre freilich, dass man einen Teil der zusätzlichen Plätze, für die auch betriebswirtschaftliche Gründe ins Feld geführt werden, Anliegern zugänglich macht. Schließlich sollen im Bereich der Paulinenbrücke einige Straßenparkplätze wegfallen.